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Private Fotos von Einsätzen Private Fotos von Einsätzen: Braucht die Feuerwehr ein Handyverbot?

Von Dirk Skrzypczak 31.05.2016, 04:00
Schnappschuss vom Einsatz: Auch immer mehr Feuerwehrleute greifen zum Handy und laden die Fotos danach in sozialen Netzwerken hoch.
Schnappschuss vom Einsatz: Auch immer mehr Feuerwehrleute greifen zum Handy und laden die Fotos danach in sozialen Netzwerken hoch. Wölk

Merseburg - Paparazzi bei der Feuerwehr? In Sachsen-Anhalt diskutieren Politiker, Verbände aber auch die Wehren selbst über Einsatzkräfte mit einem gesteigerten Mitteilungsdrang. Immer wieder finden sich Fotos in sozialen Netzwerken, die Kameraden privat von Einsätzen geschossen haben. „Ich sehe nicht nur große rechtliche Bedenken. Geht das nämlich so weiter, setzen wir unser Image aufs Spiel“, sagt Kreisbrandmeister Robby Stock. „Und ganz ehrlich. Wer bei einem Einsatz noch Zeit zum Fotografieren hat, ist offenbar nicht ausgelastet“, so Stock.

Fotos nur mit Zustimmung des Einsatzleiters erlaubt

Bei der Freiwilligen Feuerwehr Bad Dürrenberg kümmert sich der stellvertretende Wehrleiter Daniel Bucks um die Öffentlichkeitsarbeit. „Bei uns gilt die Anweisung, dass private Fotos nicht erlaubt sind, wenn wir zu einem Notfall ausrücken.“ Aufnahmen vor Ort seien nur mit Zustimmung des Einsatzleiters erlaubt.

„Außerdem filtere ich alle Fotos noch einmal, bevor wir sie auf unsere Homepage stellen oder bei Facebook posten.“ Was erlaubt ist und was nicht, das habe er sich angelesen. „Es müsste aber zentral gesteuert gezielte Weiterbildungen zu dem Thema geben. Mit der komplizierten Materie kennt sich doch keiner aus.“

Pressesprecher soll sich um Wehren kümmern

Die Städte und Gemeinden des Saalekreises nehmen ihre Feuerwehren höchst unterschiedlich in die Pflicht. In manchen Orten müssen die Mitglieder unterschreiben, dass sie keine privaten Aufnahmen von Einsätzen schießen. Schkopau will eine entsprechende Anordnung mit der neuen Feuerwehrsatzung einführen, an der gerade gearbeitet wird.

„Der Wildwuchs von Informationen muss aufhören. Wir haben 14 Ortswehren, die sich mehr oder minder ausgiebig der Öffentlichkeit mitteilen. Dabei sind auch Fälle, die ich grenzwertig sehe. Zum Glück gab es noch keine Anzeigen“, sagt Bürgermeister Andrej Haufe (CDU). Schkopau will daher einen Verhaltenskodex für die Einsatzkräfte in einer Dienstanweisung regeln und gleichzeitig einen Pressesprecher berufen, der sich um alle Wehren kümmert.

Skepsis, ob Verbote helfen

In Merseburg ist Ingo Triller, der zuständige Sachgebietsleiter in der Stadtverwaltung, skeptisch, ob Verbote tatsächlich etwas bringen. „Spätestens seit den letzten Hochwasser-Ereignissen habe ich den Glauben verloren, dass man kontrollieren kann, was so alles auf Facebook landet.“ Zwar habe man in Merseburg einen Dienstfotoapparat, „aber es lässt sich eben nicht verhindern, dass der eine oder andere doch mal das Handy zückt“. Erforderlich wäre eine explizite Regelung durch das Land. Dabei sind Feuerwehrleute schon heute gesetzlich verpflichtet, Stillschweigen zu wahren.

Kreisbrandmeister Robby Stock hat unterdessen noch eine weitere Unart festgestellt. So würden manche Kameraden bereits Alarmierungen durch die Leitstelle etwa über Facebook verbreiten. „Wir müssen uns dann nicht wundern, wenn Schaulustige unsere Arbeit behindern.“ Allerdings bricht Stock auch eine Lanze für die Wehren im Kreis. „Es handelt sich um Einzelfälle. Die überwiegende Zahl unserer Mitglieder weiß, dass sie keine Paparazzi sind.“ (mz)