Nach Wirbelbruch Nach Wirbelbruch: 25-Jährige wie neu geboren wieder auf der Rennstrecke

Teutschenthal - Am Wochenende ist sie mal nur so mit gefahren. Als die besten Motocrosser Deutschlands auf des Landes bester und schönster Rennstrecke am Rande von Teutschenthal ihre Kräfte gemessen haben, war Maria Franke als Mitglied des gastgebenden Vereins nur trainings- und quasi spaßhalber mit von der Partie.
Denn die einst höchst erfolgreiche Motocrosserin hat im Grunde die Sportart gewechselt - fährt nun Enduro, eine immerhin verwandte Art des motorisierten Geländerennens auf Zweirad. Allerdings eine, die auf weiträumigeren Strecken, sprich richtig im Gelände ausgetragen wird - und, wichtiger noch: Ein Sport, in dem nicht Mann gegen Mann (oder Frau gegen Frau), sondern ausschließlich gegen die Uhr gefahren werden muss. Oder darf.
Ein Wirbel war gebrochen und musste versteift werden
Letzteres war und ist für Maria Franke besonders wichtig - und das aus einem guten, sprich bitteren Grund: Ein Unfall hatte die jetzt 25-Jährige acht Monate wie man sagt außer Gefecht gesetzt. Beim Motocross-Duell war sie mit einer Gegnerin „ohne eigene Schuld“, wie sie betont, kollidiert. Ergebnis: Ein Wirbel war gebrochen, musste versteift werden. Als sie endlich wieder aufs Motorrad konnte und durfte, habe sie sich fast so gefühlt wie noch mal neu geboren.
Es war nicht die erste Sportverletzung für die wagemutige, aus Zeitz stammende Frau, die - wie sie sagt - in ihrem vierten (!) Lebensjahr mit ihrem Sport begonnen hat und nun seit zehn Jahren für den Teutschenthaler Verein fährt. Auch Knochenbrüche und ein Kreuzbandriss waren der Tribut an ihren einerseits wunderbar abenteuerlichen, anderseits aber auch gefährlichen Sport, den sie so liebt - von dem sie aber, wie fast alle ihrer Sportkollegen, nicht leben kann. Und das, obwohl Maria Franke in ihrem Sport gewissermaßen das Maß aller Dinge ist. Sie war es bereits im Motocross als Vizeweltmeisterin und ist es jetzt im Enduro wieder.
Letzter WM-Lauf im sächsischen Zschopau
Und wenn sie im Oktober und im letzten WM-Lauf im sächsischen Zschopau Glück hat - und wenn sie gesund und in Form bleibt - und also den Lauf gewinnt, dann wird sie die Saison als Weltmeisterin beenden.
Eineinhalb Kilometer lang und wildromantisch schön ist sie, die Strecke im „Talkessel“ von Teutschenthal. Im vergangenen Jahr ist vom Motocross-Verein (MSC) Teutschenthal ihr 50-jähriges Bestehen gefeiert worden. Der Talkessel ist aktuell die einzige deutsche Motocross-Strecke, auf der WM-Läufe stattfinden: 23 waren es insgesamt schon. Der erste fand übrigens 1971 statt - und blieb für lange Zeit der einzige, denn die Sportfunktionäre der DDR hatten fortan nur noch Geld übrig für Sportarten, bei denen prestigeträchtige olympische Goldmedaillen zu holen waren. (mz)
Doch auch das wird dann wohl nichts daran ändern, dass Maria Franke sich montags an einem ganz anders gearteten Arbeitsplatz einfindet, um einem ebenfalls anspruchsvollen Vollzeitjob nachzugehen. Die mitteldeutsche Sportskanone ist nämlich bei der Telekom in Leipzig angestellt, wo sie als Kauffrau im Dialogmarketing tätig und dort auch für Technisches verantwortlich ist.
Maria Franke macht an ihrer Enduro-Maschine alles selber
Womit sich der Kreis zu ihrem von ihr so weltmeisterlich beherrschten Hobby schon wieder schließt, denn Maria Franke macht an ihrer Enduro-Maschine „wenn’s irgend geht“, alles selber. Was übrigens auch eine Kostenfrage sei, schließlich brauche sie ja jedes Jahr wieder eine neue der 10.000 Euro teuren und von Training und Wettkämpfen so stark beanspruchten Maschinen.
Dass es dafür natürlich auch Sponsoren gebe, decke aber nicht alles an Kosten ab. Doch mit viel eigenem Engagement - handwerklichem wie auch finanziellem - komme sie außer über die schwierigen Rennstreckenrunden auch gut über die nur sprichwörtlichen Runden.
Und natürlich will sie weiterfahren, so lange wie möglich. Bis 30 gehe das auch auf höchstem Niveau, doch weiß sie auch, dass es Leute im Verein gibt, die es mit 70 noch nicht lassen können. (mz)
