Verkehr Nach Übergangslösung des Stadtrat Wettin-Löbejün: Galgenfrist für Saalefähre in Brucke

Wettin-Löbejün/Brucke - Die Sonne scheint, der Himmel ist blau, und die Saale fließt gemächlich vor sich hin - ein Bild, das sich im Sommer häufiger zeigt, hier am idyllischen Saaledurchbruch bei Brucke und Rothenburg. Doch etwas ist anders an diesem Freitagmorgen. Die Fähre, die die beiden Orte miteinander verbindet, steht still. Erst gegen Mittag und somit mit mehrstündiger Verspätung hat das Schiff seinen Betrieb nach dem Betreiberwechsel aufgenommen.
Was ist geschehen? Der Stadtrat von Wettin-Löbejün hat sich in letzter Minute im Streit um den Pachtvertrag für die drei Saale-Fähren in Wettin, Rothenburg und Brachwitz auf eine Übergangslösung geeinigt. Mit 18 Stimmen dafür, drei dagegen und einer Enthaltung wurde am Donnerstagabend in einer nicht öffentlichen Sitzung zugestimmt, dass die Verwaltung einen Interimspachtvertrag mit der Johannes Hedel und Sebastian Vitzthum von Eckstädt GbR abschließt.
Nur mit dem bisherigen Personal
Die Gesellschaft soll für die Dauer der erneuten Ausschreibung, jedoch maximal für ein Jahr, alle drei Fähren in Betrieb halten. Die Kritik an der Vernunftlösung, wie die Entscheidung von Stadträten in Wettin-Löbejün bezeichnet wird, hält aber an. Denn niemand vom Übergangsbetreiber könne ein Fähr-Patent nachweisen. Das Übersetzen gehe nur mit dem bisherigen Personal, das auch die Erlaubnis dafür habe, wie am Donnerstagabend zu erfahren war.
Der bisherige Fährmann, der sich ebenfalls noch einmal um die Verträge beworben hatte, aber aus wirtschaftlichen Gründen die Fähre in Rothenburg nicht mehr betreiben wollte, musste nach MZ-Informationen bereits am Mittwoch seine Geschäftsgebäude räumen.
Wenngleich die Übergangslösung in letzter Minute kam, ist die Bürgermeisterin von Wettin-Löbejün, Antje Klecar (parteilos), froh: „Damit ist es den Verkehrsteilnehmern grundsätzlich möglich, reibungslos die Fähren in Brachwitz und Rothenburg weiter zu nutzen.“ Das Schiff in Wettin ist bis 27. August ohnehin wegen Bauarbeiten und der Landrevision außer Dienst.
Die Konsequenzen eines Stillstands
Über die erneute Ausschreibung und vor allem deren Inhalt und Bedingungen soll, so war zu erfahren, erst im August weiter im Stadtrat von Wettin-Löbejün diskutiert werden. Ob es dann zu einer Einigung mit der Verwaltung kommt, das sehen Stadträte noch in den Sternen stehen. Zu unterschiedlich seien die Meinungen.
Ein Aus der Saalefähren hätte erhebliche Konsequenzen - nicht nur für Autofahrer, die Umwege über Könnern oder Halle in Kauf nehmen müssten. Das Landesverkehrsministerium könnte bei einer Einstellung des Fährbetriebes Fördermittel für die Revision der Schiffe zurückfordern.
Brucke nicht so bedeutungslos
Sachsen-Anhalt zahlt derzeit 50 Prozent der 40.000 bis 100.000 Euro teuren Durchsichten - allerdings nur für die als landesbedeutsam eingestuften Fähren Brachwitz und Wettin.
Der Übergang in Brucke hingegen gilt lediglich als regional beziehungsweise örtlich bedeutsam und ist daher nicht förderwürdig.
Dennoch wäre der Stillstand der Fähre, die seit mehr als 100 Jahren in Betrieb ist, ein Verlust für Könnern, wie Bürgermeister Mario Braumann (parteilos) betont. „Der Verkehr hält sich wahrscheinlich in Grenzen, aber dennoch ist die Fähre aus touristischer Sicht bedeutend“, sagt er und führt den Saale-Radwanderweg an, der Touristen unter anderem zum Naturhof in Zellewitz oder den Naturpark Unteres Saaletal sowie auf die andere Flussseite, beispielsweise zur Schanze in Rothenburg, führt.
Zudem sei die Fähre beim Bau der Saalebrücke bei Nelben ein Retter in der Not gewesen. Die Einstellung des Fährbetriebes habe somit möglicherweise weitreichende Folgen. Denn, so Braumann, „man merkt immer erst dann, wenn sie nicht fährt, dass sie eine Funktion erfüllt“. (mz)