Mobilfunk der Zukunft Mobilfunk der Zukunft: Erster 5G-Sendemast in Leuna - nicht alle werden profitieren

Leuna/Halle (Saale) - In Sachsen-Anhalt beginnt das 5G-Zeitalter: Am Mittwoch nimmt in Leuna (Saalekreis) das Telekommunikationsunternehmen Vodafone die erste Station, die mit dem neuen Funkstandard ausgerüstet ist, in Betrieb. Mit 5G soll künftig die mobile Datenübertragung bis zu 100 Mal schneller werden als bisher.
„Ich freue mich, dass der 5 G-Ausbau bereits kurz nach der Frequenzversteigerung gestartet wird“, sagte Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) der MZ. Marco Langhof, Vorstandsvorsitzender des Landesverbands der IT- und Multimediaindustrie, bremste jedoch gleich die Euphorie: „Die Probleme bei der Breitbandversorgung in Sachsen-Anhalt wird auch 5G nicht lösen.“
Leuna gehört zu 50 Pionierstandorten für 5G in ganz Deutschland
Die Station in Leuna, die sich in der Nähe des Einkaufszentrums „Nova Eventis“ befindet, ist einer von 50 Pionierstandorten in Deutschland, mit denen Vodafone das schnelle Mobilnetz testen will. Ein weiterer in Sachsen-Anhalt liegt bei Harbke (Börde). „Wir möchten mit diesen ersten Stationen technische Erfahrungen im Live-Betrieb sammeln“, sagte Vodafone-Sprecher Volker Petendorf. 5 G sei für alle Vodafone-Kunden ohne Zusatzkosten freigeschaltet. Bisher gibt es allerdings nur ein Mobiltelefon der Firma Huawei, das mit dem neuen Standard arbeitet.
Auch die weiteren Mobilfunkanbieter, die im Juli 5G-Frequenzen ersteigert haben, kündigten an, mit dem Netzausbau zu beginnen. Dazu gehören neben der Telekom noch Telefonica (u. a. O2) und 1&1 Drillisch (u. a. winsim). Alle vier Unternehmen hatten für die Frequenzen insgesamt 6,5 Milliarden Euro ausgegeben.
5G: Anbieter sind zum Netzausbau verpflichtet
Mit dem Kauf verpflichteten sie sich, bis 2022 etwa 98 Prozent der Haushalte sowie die Bundesautobahnen und die wichtigsten Schienenwege mit 100 Megabit pro Sekunde zu versorgen - das entspricht dem 4G-Standard. Erst in den darauffolgenden Jahren soll dann flächendeckend auf 5G mit Übertragungsraten von einem Gigabit pro Sekunde aufgestockt werden.
Eine zeitnahe Verbesserung der Versorgung mit schnellem Internet in Sachsen-Anhalt erwartet IT-Experte Marco Langhof durch die neue Ausbauinitiative jedoch nicht: „Damit man die schnelleren mobilen Übertragungsgeschwindigkeiten richtig nutzen kann, muss jede Funkstation auch an das Glasfasernetz angeschlossen sein.“
Denn allein die schnelle Datenübertragung zwischen Mobiltelefon und Mast bringe noch nichts. „Der Funkmast muss ja selbst auch über eine schnelle Verbindung ins Internet verfügen“, erklärte Langhof. Eine solche Hochgeschwindigkeitsleitung sei nur mit Glasfaser möglich. „Und genau dieses Netz ist in Sachsen-Anhalt noch zu schlecht entwickelt.“
Von 5G werden zunächst Städte profitieren
In der Folge profitieren vor allem die Gebiete, die bereits mit Glasfaser versorgt sind. „Das gilt vorrangig für Ballungsräume“, sagte Langhof. Zudem werden die Anbieter nur dort zügig ausbauen, wo sie ihre hohen Investitionen refinanzieren können. „Es ist daher zu erwarten, dass vor allem der ländliche Raum erst einmal außen vor bleibt.“
Im Wirtschaftsministerium sieht man die Anbieter jedoch in der Pflicht, überall auszubauen: „Selbstverständlich haben wir die Erwartung, dass 5G perspektivisch auch in den ländlichen Regionen unseres Landes ankommt“, sagte Minister Willingmann.
5G in Sachsen-Anhalt: Land will beim Mobilfunk-Ausbau helfen
Dabei wolle man die Unternehmen auch unterstützen. So seien im noch nicht beschlossenen Haushalt 2020/21 Mittel für die Schließung der „weißen Mobilfunkflecken“ sowie die Etablierung von 5G-Anwendungsfeldern im Land angemeldet. Zudem helfe man bei der Suche nach Funkmast-Standorten.
Marco Langhof sieht in der 5G-Technologie trotzdem viel Potenzial: „Sie wurde als Industriestandard entwickelt und hat den Vorteil, dass man mit ihr störungsfrei kommunizieren kann.“ Das sei vor allem in der Wirtschaft bedeutend, etwa bei der Datenübertragung zwischen Maschinen innerhalb einer Fabrik. In diesem Bereich werde Sachsen-Anhalt vom der neuen Infrastruktur profitieren. (mz)