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Lärm durch Flughafen Leipzig/Halle Lärm durch Flughafen Leipzig/Halle: Döllnitzer erlebt schlaflose Nächte

Von Michael Bertram 24.05.2016, 15:48
In nur wenigen Hundert Metern überfliegen die Flugzeuge Döllnitz.
In nur wenigen Hundert Metern überfliegen die Flugzeuge Döllnitz. Peter Wölk

Döllnitz - Dafür, dass er in der Nacht seit Jahren kaum noch ein Auge zumacht, wirkt Gert Lehmann sehr gelassen. „Ich wäre ja blöd, wenn ich mein Heimatdorf schlechtreden würde“, sagt der 66-jährige Döllnitzer, dessen Haus inmitten der Einflugschneise des Flughafens Leipzig/Halle liegt. Aufgrund des DHL-Drehkreuzes verkehren am Himmel über ihm jede Nacht Dutzende Frachtmaschinen, die ohrenbetäubenden Lärm erzeugen. Menschen wie Lehmann bangen deshalb nicht nur um den Wert ihrer Grundstücke, sondern auch um ihre Gesundheit.

Beruhigungsmittel gegen den Lärm

Die des Döllnitzers ist bereits angeschlagen. Aufgrund einer chronischen Lungenerkrankung muss Lehmann bei offenem Fenster schlafen. „Damit mich der Fluglärm nicht so sehr stört, wurde mir ein Beruhigungsmittel verschrieben“, erzählt Lehmann, während wieder ein Airbus mit dem Ziel Madeira in nur 1.300 Metern Höhe über das Haus fliegt.

Tagsüber störe ihn der Flugverkehr gar nicht. Da sei er abgelenkt, da gebe es genügend Nebengeräusche. Die Nächte jedoch bestehen für Lehmann nur aus dröhnenden Turbinen und blinkenden Lichtern. Vor 22.30 Uhr geht er deshalb selten ins Bett. „Mich zieht dort ja auch nichts hin“, erklärt der Döllnitzer.

Bürger ziehen vor Gericht

So geht es jedoch nicht nur ihm. In einem breiten Gebiet rund um den Flughafen stören sich Bürger an den Nachtflügen der Frachtmaschinen. Allein zwischen Oktober vergangenen Jahres und Ende Februar registrierte die Fluglärmkommission 12.505 Beschwerden. Mehrfach haben die Betroffenen vor Gericht versucht, die Flüge zu stoppen. Zuletzt vor einem Monat, als sie vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig mit einer Klage scheiterten. „Ich habe dieses Mal nicht mitgeklagt“, wirkt Lehmann, der sich ansonsten in der Interessengemeinschaft Nachtflugverbot Leipzig/Halle engagiert, etwas resigniert. „Ich verstehe nicht, wie Profit mehr wert sein kann, als die Gesundheit der Menschen.“

Schkopau und Kabelsketal betroffen

Viele Jahre konnte Lehmann mit dem Lärm gut leben. Denn beruflich war er viel unterwegs, nur an den Wochenenden zu Hause. „Meine Frau klagte immer mal über den Lärm“, erzählt der Senior, der aufgrund seines Ruhestandes das Problem nun erst seit einigen Jahren so intensiv mitbekommt. Da die nächtlichen Flüge zu 97 Prozent über die südliche Start- und Landebahn abgewickelt werden, sind vor allem die Ortsteile Schkopaus, zu denen auch Döllnitz gehört, und Kabelsketal betroffen.

Der Flughafen testet immer wieder mal neue Anflugverfahren. Auch gerade wieder, die Versuche dauern aber für verlässliche Ergebnisse noch nicht lange genug an. Zudem konnten Betroffene Maßnahmen anmelden, den Einbau von Schallschutzfenstern zum Beispiel. Die Antragsfrist endete am 31. Dezember 2012. Und doch ist erst die Hälfte aller Anträge umgesetzt, wie es hieß.

Der Flughafen soll sich gegenüber der Fluglärmkommission verpflichtet haben, zusätzliche Firmen ins Boot zu holen, um den Stau aufzulösen. Auch Gert Lehmann wartet seit fünf oder sechs Jahren auf neue Fenster. „Druck übe ich deswegen aber nicht aus“, zeigt er sich wieder völlig entspannt. Da er bei offenem Fenster schlafen muss, wird sich am Lärm für ihn ja ohnehin nichts ändern. (mz)

Gert Lehmann auf seiner Terrasse in Döllnitz. Während der Fluglärm tagsüber noch erträglich ist, lässt er dem 66-Jährigen nachts keine Ruhe.
Gert Lehmann auf seiner Terrasse in Döllnitz. Während der Fluglärm tagsüber noch erträglich ist, lässt er dem 66-Jährigen nachts keine Ruhe.
Peter Wölk