Das fahrende Ei, Ei, Ei Landwirte aus Esperstedt touren nun mit mobilem Hühnerstall

Esperstedt - Landwirtin Susanne Holter steigt die Treppe des grün-gestrichenen Lkw-Aufliegers hinauf und klopft an die Tür des Wagens. „Herein“ erwidert von dort niemand, aber es wird mächtig gegackert. Das ist nämlich ein Hühnerstall, der hier auf dem Hof des Landwirtschaftsbetriebes Holter in Esperstedt steht. Einige Tiere haben es sich auf Sitzstangen gemütlich gemacht, andere scharren auf ausgelegtem Stroh und vereinzelte picken ein paar Körner aus der Futterschale.
Umgebauter Lkw-Kühlauflieger wird zu mobilen Hühnerstall
Den Weg ins Freie, der durch eine Luke und einen Laufsteg unter den Wagen führt, trauen sich zunächst noch wenige der Tiere zu. „Rauszugehen, das muss man ihnen am Anfang beibringen“, sagt Erik Seydel, der Lebensgefährte von Susanne Holter. Sie sind gerade dabei, es den Tieren anzutrainieren, denn erst am Freitag haben sie die 150 Junghühner, 20 Wochen alt, von einem Züchter geholt. Der Landwirtschaftsbetrieb von Familie Holter aus Esperstedt hat seit Neuestem einen mobilen Hühnerstall.
Die Idee mit freilaufenden Hühnern, artgerechter Haltung und ökologischen Eiern, die sie selbst vermarkten werden, kam ihnen im Zuge des Betriebs ihres Selbstpflück-Himbeerfeldes neben dem Pendlerparkplatz an der A-38-Anschlussstelle Querfurt. Die Hühner könnten auf dem Feld eingesetzt werden, um zum Beispiel Schädlinge abzusammeln und somit dafür sorgen, dass der Befall zurückgeht. „Beim Entfernen von Unkraut helfen sie uns auch“, sagt Susanne Holter. Doch nicht ständig werden die Hühner im Himbeerfeld gebraucht, also bedurfte es einer mobilen Hühnerstallvariante. Die haben die Holters dann einfach selbst gebaut.
Nun steht auf dem Hof in Esperstedt ein umgebauter Lkw-Kühlauflieger. „Der Vorteil ist, dass er schon komplett isoliert ist“, sagt Seydel. In dem Wagen mangelt es den Hühnern an nichts. Im hinteren Teil hat er Sitzstangen aus Holz eingebaut, auf denen die Tiere schlafen können. Darunter befinden sich Gitterroste und Kotschubladen, um die Hinterlassenschaften entfernen zu können. An den Wänden des Wagens hängen Wassertröge. In der zweiten Hälfte befindet sich ein Scharrbereich mit Stroh.
„Esperstedter Wieseneier“: Hühner haben viel Grün auf dem Hof und toben auf der Blühwiese
Rechts und links an den Wänden sind Legenester aus verzinkten Blechen aufgestellt. Hier haben Hühner auch schon angefangen, Eier zu legen. Doch ab und zu findet man auch noch eins am Boden im Stroh. Dass sie in die Nester legen sollen, müssen einige von ihnen noch erlernen. „Wenn man das verpasst, dann würde das später sehr arbeitsintensiv werden, immer alle Eier zusammenzusammeln“, meint Seydel. Er und seine Lebensgefährtin sind zuversichtlich, dass sich die Hühner mit der Zeit an ihre neue Umgebung gewöhnen.
Auf dem Hof finden die Tiere schon jetzt viel Grün. Außerdem könnten sie mal auf eine Blühwiese gebracht werden, sagt Susanne Holter. Als „Esperstedter Wieseneier“ wird die Familie die Eier ihrer Hühner zukünftig vermarkten. „Jetzt sind sie aber noch recht klein“, sagt Erik Seydel. Landwirtin Susanne Holter rechnet damit, dass die „Wieseneier“ mit dem Verkaufsstart am Himbeerfeld in circa drei Wochen angeboten werden können. (mz)