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Kurzzeitpflege Braunsbedra Kurzzeitpflege Braunsbedra: So läuft die Nachtschicht einer Pflegerin

Von Robert Briest 03.03.2018, 18:00
Da einige der Pflegegäste 14 verschiedene Medikamente nehmen, benötigt Pabst fast eine Stunde für die Aufteilung.
Da einige der Pflegegäste 14 verschiedene Medikamente nehmen, benötigt Pabst fast eine Stunde für die Aufteilung. Peter Wölk

Braunsbedra - Vorsichtig öffnet Simone Pabst die Tür. Über ihr geht eine kleine grüne Lampe an. Der Gast ist noch wach. „Alles in Ordnung?“, fragt die Pflegerin. Der demente Mann fragt sie, wer sie sei. „Ich habe Nachtdienst, ich pass auf Sie auf.“ Das findet die Zustimmung des Herrn im dunkelroten Nachthemd. Er erkundigt sich noch nach der Uhrzeit – 23 Uhr – dann wünscht er: „Schlafen Sie auch gut“.

Kurzzeitpflege in Braunsbedra: So läuft die Nachtschicht von Pflegerin Simone Pabst 

Pabst grinst. Der Schlaf ist für sie noch eine Schichtlänge entfernt. Sie hat ihren Nachtdienst in der Kurzzeitpflege am Markt in Braunsbedra erst begonnen, dreht gerade ihre erst Kontrollrunde über den mit grünen Linoleum ausgelegten Flur. „Ich gucke dabei, ob in den Zimmern alles in Ordnung ist, ob der Rollator oder andere Hilfsmittel richtig stehen, die Patienten im Bett liegen“, erklärt die in ihre gelb-rote Dienstrobe gewandete Pflegerin. Alle zwei Stunden wird sie diesen Kontrollgang durch die acht Doppel- und das Einzelzimmer der Einrichtung wiederholen.

Für’s Erste ist alles in Ordnung. Sie bringt einer Frau im Nachbarzimmer des demenzkranken Mannes noch einen Tee, dann geht sie zurück in das Personalzimmer. Vor der großen Scheibe ist der Frühstücksraum bereits eingedeckt. An jedem Platz stehen großbeschriftete Namenskarten. Pabst greift in das Regal hinter sich. Es ist Pillenzeit. „Jetzt bereite ich die Tabletten für alle Patienten für den nächsten Tag vor.“

Kurzzeitpflege in Braunsbedra: Bis zu zehn verschiedene Medikamente für Patienten

Sie stellt einen grauen Kasten auf den Tisch, der bis zum Rand mit Tabletten- und Pillenpackungen gefüllt ist. Dann blickt sie auf ihren Monitor und beginnt den Inhalt in Plasteschalen zu füllen: morgens, mittags, abends. Wie sich bald jedoch herausstellt, ist der Schuber nicht für alle Patienten, sondern nur für einen: „Hier sind 13 Medikamente drin. Es gibt aber auch Patienten, bei denen sind es noch mehr. Manche Pflegegäste nehmen morgens zehn verschiedene Tabletten.“

In dem Regal stehen noch zwölf weitere graue Kästen, einer pro Patient. Viele sind ähnlich üppig geladen wie der erste. Man wisse da nicht aus dem Kopf, wer was bekomme, erzählt Pabst. Zumal ihre Patienten in der Kurzzeitpflege anders als in einem klassischen Pflegeheim ständig wechseln.

Manche bleiben nur zwei Tage, andere mehrere Wochen, während ihre Angehörigen im Urlaub sind oder während sie nach dem Krankenhausaufenthalt auf einem Platz in der Reha oder einem anderen Heim warten. Einige Gäste kommen auch als Palliativfälle zum Sterben.

Kurzzeitpflege in Braunsbedra: Ständiger Wechsel von Patienten als Routine

Für Simone Pabst ist dieser ständige Wechsel mittlerweile Routine. Seit 2011 arbeitet sie in der Kurzzeitpflege. Dabei hatte die Reichardtswerbenerin ursprünglich mal Konditorin gelernt. „Ich habe dann aber elf Jahre meine Schwiegermutter mitgepflegt und bin so dazu gekommen noch mal die Schulbank zu drücken.“

Sie absolvierte eine zweite Ausbildung als Pflegefachkraft. Bereut hat sie diesen Wechsel nicht, auch wenn er, wie jetzt fünf Tage Nachtschicht am Stück bedeutet. Die möge sie nicht, räumt Pabst ein: „Ich komme dann am Tag gar nicht zu recht.“ Wobei die Nachtdienste hier angenehmer seien, als bei ihrem früheren Job in einem normalen Pflegeheim, wo sie nachts ebenfalls allein verantwortlich gewesen sei – allerdings für drei Etagen.

Kurzzeitpflege in Braunsbedra: Nächtliche Notfälle sind hier selten

In Braunsbedra ist es nur eine und auf der schlafen die meisten Patienten meist bis Schichtende. Turbulente Nächte gäbe es meist nur, wenn viele Demenzkranke im Haus seien. Nächtliche Not- oder gar Todesfälle seien die Ausnahme.

Ein durchdringender hoher Ton setzt ein. Pabst zieht den schuldigen Pieper aus ihrer Tasche und eilt den Flur entlang.

Über dem Zimmer des Demenzkranken brennt die rote Lampe. Er will auf Toilette. „Schaffen Sie es mit dem Rollator?“ Pabst greift ihn unter und hilft ihm hoch. Doch stehen ist für ihn zu anstrengend. Versuch abgebrochen. Der Mann will lieber eine Urinflasche. Pabst verschwindet kurz, dann kehrt sie mit Gummihandschuhen und einer Plasteflasche zurück.

Kurzzeitpflege in Braunsbedra: Was nachts für Simone Pabst noch ansteht

Vierteleins klatscht die Pflegerin in die Hände. „So.“ Alle Medikamente sind vorsortiert. Sie beginnt nun mit der nächsten Vorbereitung für den Frühdienst, der 6.30 Uhr übernimmt. Aus den elektronisch Akten der Patienten schreibt sie heraus, wer wann welche Behandlung benötigt. Dann erklärt sie: „Ich checke jetzt die Stuhlgänge.“ Und schiebt sogleich die Erläuterung nach: Bei Gästen, bei denen der drei Tage ausgeblieben sei, müsse etwas getan werden.

Aber das ist eine Aufgabe für den Frühdienst. In der Nachtschicht stehen andere Arbeiten an, etwa das Personalzimmer und die Küche zu putzen. Und bald muss sie dann auch für die erste Patientin das Frühstück vorbereiten. „Sie muss nämlich 5.30 Uhr los zur Dialyse.“

Jetzt um eins beim zweiten Kontrollgang schläft sie jedoch noch tief und fest. Vorsichtig schleicht Pabst durch die dunklen Zimmer. Alles Rollatoren sind ordnungsgemäß geparkt und selbst vom Bett des Demenzkranken kommen mittlerweile rhythmische Sägegeräusche. Also alles in bester Ordnung. (mz)

Simone Pabst auf ihrem nächtlichen Kontrollgang.
Simone Pabst auf ihrem nächtlichen Kontrollgang.
Peter Wölk