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Krankenhaus in Gefahr? Krankenhaus in Gefahr?: Holding soll wirtschaftlichen Druck abfedern

Von Michael Bertram 08.03.2019, 11:00
Zehntausende Patienten werden jedes Jahr im Carl-von-Basedow-Klinikum behandelt. Nun wird eine Holding mit dem Burgenlandkreis diskutiert.
Zehntausende Patienten werden jedes Jahr im Carl-von-Basedow-Klinikum behandelt. Nun wird eine Holding mit dem Burgenlandkreis diskutiert. Peter Wölk

Merseburg/Querfurt - Zehntausende Patienten werden im Carl-von-Basedow-Klinikum jedes Jahr ambulant oder stationär behandelt. Während am Standort in Merseburg in den vergangenen Jahren Millionen von Euro in die Modernisierung vieler Abteilungen geflossen sind, bildet der Klinikstandort in Querfurt einen unverzichtbaren Anlaufpunkt für Patienten im ländlichen Raum. Doch wie lange noch können Kranke auf die bisherigen Angebote und Qualität vertrauen?

Die Krankenhauslandschaft in ganz Deutschland stehe enorm unter Druck. Es sei fraglich, wie mit den heutigen Angebotsstrukturen die stark wachsende Patientenzahl künftig mit der gleichen Qualität versorgt werden kann, meinen Forscher des RWI - Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung, das jedes Jahr einen Rating-Report zu Krankenhäusern vorstellt. „Insbesondere der Fachkräftemangel wird schon in fünf bis zehn Jahren deutlichen Einfluss auf die Zahl der Krankenhäuser nehmen“, erklärte Wissenschaftler Boris Augurzky bei einer Diskussion des CDU-Wirtschaftsrates in Merseburg.

Dass Krankenhäuser vor enormen wirtschaftlichen Herausforderungen stehen, hat man bereits vor drei Jahren erkannt

Dass die Krankenhäuser - allein in Sachsen-Anhalt gibt es davon aktuell 48 - vor enormen wirtschaftlichen Herausforderungen stehen, hat man bereits vor drei Jahren im Saale- und Burgenlandkreis erkannt. Damals gab es erste Gespräche zwischen den Kreisen über ein umstrittenes Vorhaben: Die Krankenhausgesellschaften im Saale- und Burgenlandkreis mit ihren vier Standorten unter das gemeinsame Dach einer Holding zu stecken.

„Unser Ziel ist es, die Daseinsvorsorge für die Menschen zu erfüllen und die Häuser in kommunaler Trägerschaft zu halten“, betonte der stellvertretende Landrat des Saalekreises, Hartmut Handschak, am Mittwoch im Kreistag noch einmal. Schon zuvor hatte er in diversen Ausschüssen für die Holding geworben, die vor allem Synergien bringen soll. „Wir könnten durch gemeinsame Einkäufe sparen“, sagte er. Freiwerdendes Geld, so die Idee, könnte in nötige Investitionen und Angebote fließen.

Krankenhaus-Holding kennt auch Gegner

Die Holding kennt aber auch Gegner. Im Kreistag erneuer-te Klaus-Michael Oberbacher (Statt-Partei) seine Kritik an dem Vorhaben: „Es gibt Nachteile einer Holding und die vermisse ich in Ihren Darstellungen.“ Er verwies auf die unterschiedlichen Gehaltsgefüge - in den Häusern im Burgenlandkreis soll man im Schnitt 16 Prozent weniger verdienen. „Ich habe die Sorge, dass die Mitarbeiter in Merseburg Abstriche hinnehmen müssen, um Löhne anzugleichen“, argumentierte er. Kritiker befürchten zudem, dass in der Holding ein Geschacher um Kliniken entbrennen könnte, ganz nach dem Motto: Ihr haltet die Geburtshilfe vor, wir die Geriatrie.

Hartmut Handschak versuchte am Mittwoch zu beruhigen. Entschieden sei noch nichts. Derzeit befinde man sich in der intensiven Prüfung der wirtschaftlichen Situation beider Kliniken, um mögliche Liquiditätsrisiken auszuschließen. Trotzdem tritt der Landkreis aufs Gas, würde die Holding vom Kreistag am liebsten im Mai beschließen lassen. Denn dann stehen Wahlen an und der Kreistag wird neu formiert. Es besteht in der Verwaltung die Sorge, dass das seit drei Jahren vorbereitete Projekt dann vorerst auf Eis liegt oder komplett abgelehnt wird.

Ein Garant für die Zukunft ist freilich keiner der beiden Wege, die die Kliniken nehmen werden. „Es ist egal, wie die Trägerschaft aussieht oder wie wirtschaftlich ein Haus arbeitet“, erklärt Krankenhausexperte Boris Augurzky. Die Qualität entscheide über die Zukunft eines Hauses. „Und die hängt an der Frage, woher man die mehreren Tausend benötigten Fachkräfte bekommt.“ (mz)