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„Am Schlimmsten, nichts zu machen“ Kameraden in Bad Dürrenberg zeigen, wie im Ernstfall Leben gerettet werden können

In Notfällen richtig handeln: Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr zeigten, wie man Menschen mit Atemstillstand wiederbelebt.

Von Jakob Milzner 04.10.2021, 07:30
Atemlos in der Salinepassage in Bad Dürrenberg: Daniel Bucks demonstriert die Herzdruckmassage.
Atemlos in der Salinepassage in Bad Dürrenberg: Daniel Bucks demonstriert die Herzdruckmassage. Foto: Jakob Milzner

Bad Dürrenberg/MZ - Eine Straße irgendwo in Deutschland. Menschen, die einkaufen, zu Terminen eilen, spazieren gehen. Plötzlich bricht eine Person zusammen. Passanten eilen herbei, eine Traube bildet sich um den Bewusstlosen. Doch keiner leistet Hilfe. Irgendwann ruft jemand den Notarzt. Da ist es bereits zu spät.

Reanimation ist für die Überlebenschance sehr wichtig

Eine Situation, die in Deutschland Daniel zufolge Bucks viel zu häufig so oder ähnlich vorkommt. Denn für viele Leute sei die Hemmschwelle, erste Hilfe zu leisten, noch zu hoch. „Viele trauen sich nicht“, sagt Buck. Dabei sei es „am Schlimmsten, nichts zu machen.“

Denn ohne Reanimation sinke die Überlebenschance bei einem Herzstillstand um rund zehn Prozent pro Minute. Und ein Rettungswagen brauche in der Regel zwischen sechs und zwölf Minuten, um an einen Einsatzort zu gelangen. Wertvolle Zeit also, in der ein beherztes Eingreifen Leben retten kann.

Deutschland abgeschlagen

Bucks ist Mitglied der First Responder-Gruppe der Freiwilligen Feuerwehr Bad Dürrenberg. Die First Responder, zu Deutsch: Ersthelfer, sind eine spezielle Einheit, die dann ausrückt, wenn sich ein Mensch in Lebensgefahr befindet und ein Rettungswagen zu lange brauchen würde. Im Rahmen der Woche der Wiederbelebung im September informierten die First Responder nun darüber, wie auch Laien unkompliziert erste Hilfe leisten können.

Denn wenn es um Reanimation gehe, sei „Deutschland international abgeschlagen“, berichtet Bucks. In skandinavischen Ländern würden sich deutlich mehr Menschen trauen, in Notfällen einzuschreiten und erste Hilfe zu leisten. In der Salinepassage in Bad Dürrenberg hatten die First Responder daher einen Stand aufgebaut, um Passanten für die Wiederbelebung zu sensibilisieren. Unter anderem konnten Interessierte eine Herzdruckmassage an einer Reanimationspuppe üben. Aber der Reihe nach.

Im Notfall richtig handeln: Prüfen, rufen, drücken

Denn wenn es nach Daniel Bucks geht, sollten Menschen in Situationen wie der eingangs geschilderten stets in drei Schritten vorgehen: „Prüfen, rufen, drücken“, sagt der stellvertretende Ortswehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr Bad Dürrenberg. Als erstes könne man mit einfachen Mitteln testen, ob es sich um einen Notfall handelt. Ist die Person ansprechbar? Zeigt sie eine Reaktion, wenn man sie an den Schultern schüttelt? Atmet sie normal? Lautet die Antwort nein, folgt Schritt zwei.

Trivial, aber unerlässlich: Den Notruf verständigen. Dazu könne man auch andere Menschen auffordern, ergänzt Daniel Bucks: „Man muss die Leute dazu animieren, mitzumachen.“ Im Team könne man am besten helfen. Ist der Notruf verständigt, folgt die Herzdruckmassage. Die demonstrierte am Infostand Michael Kiepsch, auch er ist Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Bad Dürrenberg. Als erstes müsse man den Brustkorb der bewusstlosen Person freilegen und dazu etwa beengte Kleidung öffnen. Dann den richtigen Druckpunkt suchen: Bei Männern befinde sich der zwischen den Brustwarzen, bei Frauen in der Mitte des Brustbeins.

Herzdruckmassage nicht zu unterbrechen

Nun gelte es, das Brustbein fünf bis sechs Zentimeter nach unten zu drücken. Viele Menschen würden nicht tief genug drücken. Zwar könne es passieren, dass durch ausreichenden Druck mitunter Rippen brächen. „Aber wir wollen den Menschen ja ins Leben zurückholen“, sagt Michael Kiepsch.

Wichtig sei auch, die Herzdruckmassage nicht zu unterbrechen. Zusätzlich beatmen sollten nur geschulte Helfer. Alle anderen sollten sich auf das Drücken konzentrieren. 100- bis 120-mal in der Minute, ergänzt Daniel Bucks: Das sei ungefähr der Rhythmus von „Atemlos durch die Nacht“ von Helena Fischer oder von „Staying alive“ von den Bee Gees. Das kann zu einem ordentlichen „Kraftakt“ werden: Auch darum sei es gut, aus anwesenden Personen ein Team zu bilden, sodass man sich abwechseln könne, sagt der Ersthelfer.