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"Ich kann nicht kochen" "Ich kann nicht kochen": Warum eine Whisky-Bar am Sportplatz in Reußen funktioniert

Von Claudia Crodel 06.08.2020, 09:30
Daniel Weimann betreibt erfolgreich eine Whisky-Bar.
Daniel Weimann betreibt erfolgreich eine Whisky-Bar. Silvio Kison

Reussen - Eine Whisky-Bar verortet man wohl eher in einer größeren Stadt und dort in einem Viertel, wo das Nachtleben pulsiert. Dass eine solche Location auch in einem kleinen Ort auf dem Lande funktioniert, vermutet man eher nicht. Daniel Weimann beweist das Gegenteil. Mit seiner „Schenke 55“ hat er in Reußen, einem Ortsteil von Landsberg, 2019 eine Whisky-Bar etabliert.

Etwas ganz anderes: Whisky-Bar am Sportplatz in Reußen

Und das kam so: „35 Jahre lang war hier direkt am Sportplatz eine Rauchergaststätte“, sagt Weimann. Er selbst kann sich gut an sie erinnern, ist er doch in Reußen aufgewachsen. 2018 habe der Pächter gekündigt. Damit Reußen nicht ohne Gasträume dasteht, hätte der Sportverein des Ortes ihn angesprochen, ob er sich nicht vorstellen könne, nebenberuflich die Kneipe zu betreiben, blickt Daniel Weimann zurück.

Hauptberuflich ist er sowohl im Vertrieb für Unterhaltungselektronik und Mobilfunk als auch als Energieberater tätig. „Ich habe mir dann überlegt, dass das eigentlich nur funktionieren kann, wenn man etwas ganz Anderes macht, etwas, das sich abhebt vom Konzept anderer Gastwirtschaften“, erzählt er.

Umbau und neuer Fußboden für die Whisky-Bar in Reußen

Da er selbst schon seit Jahren ein Faible für Whisky hat, kam er auf die Idee, eine Whisky-Bar einzurichten. „Es ist eine Bar, keine Gaststätte, denn ich kann nicht kochen“, sagt er und lacht. Bisweilen arbeite er mit Caterern zusammen. Für den Sportverein würde seine Schwiegermutter hin und wieder kochen.

Zuvor allerdings ging es an den Umbau der Räumlichkeiten. „Gemeinsam mit Freunden und Leuten der SG Reußen haben wir alles Bisherige rausgeschmissen, sogar den Fußboden“, so der Bar-Chef. Am 1. März des vergangenen Jahres sei die Eröffnung der „Schenke 55“ gewesen.

„Jedes Quartal gibt es auch ein Tasting"

„Angefangen habe ich mit zwölf Whisky-Sorten. Heute sind es 116.“ Noch im August würden weitere dazukommen. Sein großes Ziel ist es, in ein paar Jahren etwa 800 verschiedene Sorten zu haben. Etliche Flaschen kann man an den Wänden des Barraums sehen. Sie stehen in aufgearbeiteten Paletten.

„In eine Euro-Palette passen 38 Whisky-Flaschen“, sagt Weimann. In der Reußener Bar wird jeder Whisky-Liebhaber fündig, egal welche Sorten er auch bevorzugt. „Jedes Quartal gibt es auch ein Tasting, zu dem auch Leute von weiter her kommen. Dafür muss man sich rechtzeitig anmelden“, erklärt Weimann. Im Frühjahr 2020 musste die Veranstaltung ausfallen wegen der Corona-Krise

Whisky-Bar mit Fußball-Flair

„Drei, vier Monate war ja alles geschlossen. Bei mir geht es ja noch, weil ich die Bar nebenberuflich betreibe. Zwar hatte ich die laufenden Betriebskosten, aber ich denke oft an die, die ihre Gaststätten oder Locations hauptberuflich führen.“

Wer sich in der Bar umschaut, sieht an einer Wand Fußball-Pokale und vermutet, dass die Dekoration vorwiegend mit der Beziehung zur SG Reußen zu tun hat. Irgendwann fällt einem ein HFC-Fußball mit Spieler-Autogrammen ins Auge. Wenn man Weimann darauf anspricht, erfährt man, dass der heute 36-Jährige in der Saison 2004/05 selbst beim HFC gekickt hat, damals noch im alten Kurt-Wabbel-Stadion. Mit dem HFC kennt er sich auch heute noch gut aus.

Einschulungen, Geburtstage und Jugendweihen oder Weihnachtsmarkt

Daniel Weimann arbeitet eng mit dem Sportverein zusammen. In der Bar trifft sich jeden Monat ein Dartverein, der sogar Turniere spielt. Zurzeit sei das aber wegen der Hygienevorschriften schwierig. Weimann möchte auch, dass Dorffeste und das Dorfleben, das in den vergangenen Jahren mehr oder weniger eingeschlafen ist, wieder belebt werden.

Im großen Gastraum können auch Einschulungen, Geburtstage oder Jugendweihen gefeiert werden. Im Dezember 2019 gab es im Innenhof einen Reußener Weihnachtsmarkt. Künftig will Weimann T-Shirts mit dem Namen seiner Bar verkaufen. Den Erlös möchte er an die Kita spenden, die sich auf dem Nebengrundstück befindet. (mz)