1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Saalekreis
  6. >
  7. Hochwasser an Saale und Weißer Elster: Hochwasser an Saale und Weißer Elster: Saalekreis soll Halle schützen

Hochwasser an Saale und Weißer Elster Hochwasser an Saale und Weißer Elster: Saalekreis soll Halle schützen

Von Dirk Skrzypczak 19.09.2016, 07:09
So romantisch fließt die Weiße Elster bei Ermlitz. Der Fluss hat aber auch ein anderes Gesicht, wie das Hochwasser 2013 zeigte.
So romantisch fließt die Weiße Elster bei Ermlitz. Der Fluss hat aber auch ein anderes Gesicht, wie das Hochwasser 2013 zeigte. Peter Wölk

Schkopau - Für viele Dinge im Leben gibt es ein erstes Mal. Das gilt auch für Naturkatastrophen wie das Hochwasser 2013. „Zum ersten Mal kam eine Saaleflut im Sommer“, sagt Frank Friedrich vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz (LHW). Die Saale alleine hätte schon gereicht, für immense Schäden zu sorgen. Doch es gesellte sich noch das Hochwasser der Weißen Elster dazu - eine verheerende Kombination. Vor den Toren der Stadt Halle trafen die Scheitel beider Fluten zusammen.

Die dramatischen Bilder von überschwemmten Straßenzügen und dem aufopferungsvollen Kampf auch vieler Freiwilliger im Saalekreis und in Halle sind noch gut in Erinnerung. Um in Zukunft besser gerüstet zu sein, will der LHW in der Gemarkung Schkopau sowie in den Grenzen von Teutschenthal und Halle zwei Polder bauen. Die Planungen sollen nach einer ersten Vorbetrachtung weiter konkretisiert werden.

Hauptflüsse Elbe, Saale, Weiße Elster und Schwarze Elster

„In erster Linie ist es unsere Aufgabe, die Deiche, die wir haben, in Ordnung zu bringen“, sagt Friedrich. Doch Deiche alleine seien kein Allheilmittel. Deshalb sollen die Hauptflüsse Elbe, Saale, Weiße Elster und Schwarze Elster in Sachsen-Anhalt mehr Raum bekommen. Das will der LHW durch Deichrückverlegungen und den Bau von Poldern erreichen. Anfang dieses Jahres hatte der Betrieb erste Vorstellungen und Grobkonzepte veröffentlicht und war von Umweltschutzorganisationen unter Beschuss genommen worden.

Zu kurzsichtig, nicht durchdacht und nicht ökologisch sinnvoll lauteten Vorwürfe, die von Umweltschützern auch unlängst im Umweltausschuss des Kreises wiederholt wurden. „Wir machen nichts Geheimes. Der Hochwasserschutz ist eine gesellschaftliche Aufgabe. Es ist unser Ziel, einen Konsens zu finden. Dafür muss man miteinander reden“, erklärt Friedrich.

Polder „Elster-Luppe-Aue“

Im Ausschuss lag das Augenmerk auf dem Polder „Elster-Luppe-Aue“ zwischen der A9 und Raßnitz. Laut Plan wird er 666 Hektar groß sein und 12,3 Millionen Kubikmeter Wasser aufnehmen können. Ursprünglich sollten auch die beiden Tagebaurestlöcher Wallendorfer und Raßnitzer See einbezogen werden, doch diese Variante hat der LHW verworfen. Auch die Luppe bleibt in den Überlegungen außen vor.

Vor Jahrzehnten hatte sie noch einen Zulauf von der Weißen Elster, die vor allem Schwermetalle mit sich führte, die sich in Sedimenten in der Luppe ablagerten. „Solange sie dort bleiben, sind sie ungefährlich. Deshalb darf die Fließgeschwindigkeit der Luppe auch nicht zu groß sein. Sonst würden die kontaminierten Schichten mitgerissen“, sagt Friedrich.

Neuer Deich Weiße Elster

Also soll südlich der Weißen Elster ein neuer Deich errichtet werden, während der bereits vorhandene Damm nördlich des Flusses ausgebaut wird. Der Polder soll zudem drei Kammern erhalten, die bei einem Hochwasser nacheinander geflutet werden. Würde man das nicht tun, müsste der Deich am westlichen Ende des Polders, also bei Raßnitz, so hoch sein, dass „es kein Deich, sondern eine Talsperre wäre“, sagt Friedrich. Und ist der Polder erst einmal gebaut, würde man ihn kontrolliert in regelmäßigen Abständen fluten. „So hätte die Natur die Möglichkeit, sich an das Wasser zu gewöhnen.“

Noch sind diese Planspiele aber nur Zukunftsmusik. „Wir brauchen für die Umsetzung einen langen Atem“, sagt der Experte vom LHW. Die ganzen Untersuchungen werden Jahre dauern. „Ich finde es gut, dass der Plan für den Polder verändert wurde. Aber es bleiben noch viele Fragen offen. Zum Beispiel, welche Auswirkungen ein gefluteter Polder auf den Wasserstand der Seen hat“, sagt Schkopaus Bürgermeister Andrej Haufe (CDU).

Hochwasser von 2013

Der LHW ist vom Nutzen überzeugt. Bezogen auf das Hochwasser von 2013 würde der Elster-Luppe-Aue-Polder im Zusammenspiel mit dem benachbarten Saale-Polder „Röpzig-Beuchlitz-Passendorf“ den Hochwasserscheitel um 252 Kubikmeter in der Sekunde reduzieren. „Das hätte erhebliche positive Auswirkungen auf den Verlauf der Saale über Halle und den nördlichen Saalekreis hinaus bis nach Calbe“, sagt Friedrich.

Der Staat habe die überregionale Bedeutung beider Polder anerkannt. Und deshalb soll die Finanzierung beider Projekte in einer Größenordnung von vermutlich über 120 Millionen Euro vom Bund getragen werden. (mz)