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Hochkonjunktur in Industrie und Baugewerbe Hochkonjunktur in Industrie und Baugewerbe: Aufschwung pur in Halle und Saalekreis

Von Silvia Zöller 27.12.2017, 11:30
Die Total Raffinerie in Spergau ist das umsatzstärkste Unternehmen - nicht nur in der Region, sondern in Sachsen-Anhalt.
Die Total Raffinerie in Spergau ist das umsatzstärkste Unternehmen - nicht nur in der Region, sondern in Sachsen-Anhalt. Peter Wölk

Halle (Saale) - Es hört sich fast wie ein Märchen an: Wohnungsbau-Betriebe haben in Halle 2017 rund 73 Prozent mehr Umsatz gemacht als im Vorjahr. Im Tiefbau gab es ein Plus von zehn Prozent. Der Auslandsumsatz der Industriebetriebe im Saalekreis ist gegenüber 2016 um 26 Prozent gestiegen. „Wir sind mitten in einem Konjunkturaufschwung. Die Industrie war 2017 der Treiber“, sagt Danny Bieräugel, Konjunkturexperte der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau.

Aber auch Halle, das stärker durch Handel und Dienstleistungen geprägt ist, habe einen großen Aufschwung erlebt: vor allem in den Bereichen Information und Kommunikation. Der Effekt für die Bürger: „Wir haben in Halle eine große Kaufkraft durch die stabile Beschäftigungslage“, so Bieräugel. Die Arbeitslosenquoten in Halle bei aktuell 9,4 Prozent und im Saalekreis bei 7,3 Prozent sind historisch niedrig - vor zehn Jahren waren sie im Saalekreis doppelt so hoch, in Halle lagen sie bei 16 Prozent.

„Nur“ ein Umsatz-Plus zum Vorjahr von drei Prozent

Angesichts der guten Lage in der Industrie hätten die Konjunkturzahlen im Saalekreis noch deutlich höher liegen können statt „nur“ ein Umsatz-Plus zum Vorjahr von drei Prozent aufzuweisen. „Das liegt an der Havarie der Total-Raffinerie in Spergau in diesem Jahr, die den kompletten Umsatz der Industrie im Saalekreis nach unten bewegt hat. Man muss sagen, dass das Plus dennoch drei Prozent beträgt“, fasst Bieräugel zusammen. Laut einer Studie der Norddeutschen Landesbank (Nord/LB) war die Total-Raffinerie 2015 mit einem Umsatz von fünf Milliarden Euro das umsatzstärkste Unternehmen in ganz Sachsen-Anhalt.

Nicht nur der Export in die USA habe die Wirtschaft in der Region beflügelt, sondern auch nach Südeuropa sowie nach Spanien und Portugal. Nach Angaben von Bieräugel habe davon vor allem das Ernährungsgewerbe profitiert. Warum, erklärt er: Wenn mehr Geld in den Börsen der Verbraucher ist, kaufe man keine Industriemaschinen, sondern Konsumgüter. Neben Lebensmitteln aber auch Möbel oder Unterhaltungselektronik. „Die Zahl der Beschäftigten in der Ernährungsbranche im IHK-Bezirk wird auch weiter wachsen“, so der Volkswirt. 2017 gab es in der Branche einen Umsatzzuwachs von über zwölf Prozent und damit wurden auch mehr Beschäftigte eingestellt.

Nicht nur Grund zum Jubeln

Trotzdem gibt es nicht nur Grund zum Jubeln. Der Fachkräftemangel sei nicht nur etwa in der Pflege zu verzeichnen, vielmehr sei er ein generelles Problem. Der demografische Wandel - auf die Region Halle/Saalekreis bezogen - sei nicht gestoppt. Nach Prognosen des Statistischen Landesamtes werden bis 2030 noch einmal 20.000 Menschen weniger hier leben. „Das bedeutet, dass wir in den Schulen passgenau Berufsberatung machen müssen und, dass junge Menschen die Angebote der Unternehmen kennenlernen müssen“, meint Danny Bieräugel. Man müsse Schulabgänger zum Hierbleiben motivieren und Studienabbrecher für Ausbildungsberufe interessieren.

Ein weiteres Problem: Trotz guter Konjunkturlage gebe es oft keinen Nachfolger in Betrieben und Unternehmen. Für 2018 glaubt Bieräugel, dass sich der positive Trend fortsetzt. „Ich sehe keine Änderung der konjunkturellen Situation.“ Speziell im Baubereich schwanke die Auftragslage zwar, jedoch gebe es hier bereits seit 2011 deutliche Umsatzsteigerungen. Was auch an den aktuell niedrigen Zinsen liege, die den Bauherren die Finanzierung einfach mache: „Kommt die Zinswende, ist es damit vorbei“, glaubt der Volkswirt. Dass dies im kommenden Jahr eintritt, hält er jedoch für unwahrscheinlich: „Die Konjunktur ist ein behäbiger Tanker.“ In dem Sinne sind die Aussichten für 2018 also weiter gut. (mz)