Hochhausbrand mit drei Toten Hochhausbrand in Bad Dürrenberg 2017: Die Angst sitzt noch immer tief

Bad Dürrenberg - Genau ein Jahr nach dem schweren Wohnungsbrand im Hochhaus an der Lutherstraße in Bad Dürrenberg sind die Spuren der Tragödie verschwunden. Doch bei vielen Menschen hat die Katastrophe auch Ängste ausgelöst, die noch immer tief sitzen.
Der Flur der vierten Etage, wo drei Menschen ihr Leben verloren, ist komplett saniert. An der Wand hängen Feuerlöscher direkt neben der Steigleitung für die Feuerwehr. Auch ein Zettel wie sich die Anwohner der Lutherstraße im Brandfall richtig verhalten sollen, hängt an einer Wand. Vor einem Jahr hatte eine dicke Rußschicht den ganzen Flur und die Wohnungen im Inneren bedeckt. Mit Kreuzen an den Türen hatte die Feuerwehr bereits evakuierte Wohnungen markiert.
Hochhausbrand in Bad Dürrenberg: 81 Anwohner wurden gerettet
81 Menschen mussten aus dem Elfgeschosser gerettet werden, 16 Anwohner waren verletzt, so die Bilanz. Die Einsatzkräfte der freiwilligen Feuerwehren aus Bad Dürrenberg, Tollwitz, Spergau und Leuna sowie des Rettungsdienstes wurden gegen 3.15 Uhr alarmiert und waren bis Mittag im Einsatz. Glücklicherweise konnte das ASB-Pflegeheim auf der anderen Straßenseite gerettete Anwohner noch in der Nacht aufnehmen und betreuen.
Hochhausbrand in Bad Dürrenberg: War der Brandschutz ausreichend?
Elke Schipper, Betriebsleiterin der Wohnungswirtschaft Bad Dürrenberg, schaut nicht gern auf den Tag zurück. „Ich glaube, darauf kann jeder verzichten“, sagt sie. Zumal das Feuer einen Imageschaden für das Gebäude bedeutet, wie sie glaubt. Bereits 2012 war in einer der Wohnungen ein Feuer ausgebrochen. „Dass es wieder brannte, war Zufall.“
Denn brandschutztechnisch war schon längst vorgesorgt worden: Bereits 1996 sei das Gebäude saniert und Brandschotten eingebaut worden, damit durch die Leitungsschächte kein Qualm zieht. Die Fluchtwege seien gekennzeichnet und unabhängig vom Stromkreislauf beleuchtet. Bereits vor dem ersten Brand 2012 seien Rauchmelder angebracht worden und es gibt Brandschutztüren. Auch die Dämmung der Fassade mit nicht entflammbarer Mineralwolle habe dafür gesorgt, dass das Feuer sich außen nicht nach oben ausbreiten konnte. All das schütze jedoch nicht vor einem solchen Feuer.
Hochhausbrand in Bad Dürrenberg: Nur wenige wollen jetzt neu in das Haus ziehen
Zwei der Bewohner sind nach dem Brand ausgezogen, weil er sie zu sehr beschäftigt habe, erinnert sich Schipper. Ansonsten hätten ihr die Bewohner die Treue gehalten. Nur der Zuzug in das Haus ist zurückgegangen, 24 Prozent Leerstand gebe es nun. „Natürlich ist der Brand in Bad Dürrenberg allgegenwärtig.“ Doch das Haus sei gut ausgestattet, barrierefrei und biete kleine Wohnungen mit einem oder zwei Räumen. Schipper wünscht sich für die Zukunft Vertrauen.
Darüber hinaus werde sie weitere Maßnahmen aus dem freiwilligen Brandschutz umsetzen, die gesetzlichen Mindestanforderungen seien längst erfüllt. „Nach und nach werden wir die Wohnungstüren austauschen und durch rauchdichte Türen ersetzen und es sollen weitere Türen eingebaut werden, die die Flure noch einmal teilen und im Brandfall zugehen.“
Hochhausbrand in Bad Dürrenberg: Spezielle Sanierung war nötig
Auf 240 000 Euro wird der Schaden mittlerweile beziffert. Mehrere Monate habe die Brandsanierung gedauert. Dabei wurde sogar der Putz abgehackt. „Der Rauch sitzt überall, die Sanierung musste von Spezialfirmen gemacht werden.“ Ausgebrochen war das Feuer in einer Wohnung vermutlich durch einen Unfall. Die genaue Ursache konnte die Kriminalpolizei nie ermitteln, der Mieter der Wohnung starb, ebenso wie zwei Männer, die über den Hausflur flüchten wollten.
Dankbar sei Elke Schipper auch heute noch für ihr Team und die Einsatzkräfte. Ihre Hausmeister waren kurz nach der Alarmierung vor Ort, ihr komplettes Team habe angepackt. „Man kann anfangs nicht viel tun, außer den Rettern den Weg freimachen. Wir haben uns einfach auf die Anwohner konzentriert.“ (mz)
