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Feuer Hilfe für Franklebener, die alles verloren haben

Nach dem Brand in einem Mehrfamilienhaus rollt durch Braunsbedra eine Welle der Solidarität für betroffene Familien. Bürgermeister, Vereine und Firmen sorgen für schnelle Unterstützung.

Von Diana Dünschel 10.02.2022, 12:00
Dem Brand in einem Mehrfamilienhaus in Frankleben folgt nun eine große Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft.
Dem Brand in einem Mehrfamilienhaus in Frankleben folgt nun eine große Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft. Foto: Katrin Sieler

Frankleben/MZ - Nach dem verheerenden Brand in einem Mehrfamilienhaus im Braunsbedraer Ortsteil Frankleben am 1. Februar ist das Gebäude unbewohnbar. Feuer, Ruß und Löschwasser haben enormen Schaden verursacht. Statt Fenstern sieht man in der Brandwohnung nur noch schwarze Öffnungen. Dämmmaterial liegt vor der mit einem Absperrband verschlossenen Eingangstür. Ein provisorisch aufgestellter Zaun verhindert aus Sicherheitsgründen, dass hier noch Leute unmittelbar vorbeigehen.

Inzwischen sind die beiden Kinder und zwei Erwachsenen, die mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung in ein Krankenhaus gebracht werden mussten, wieder zu Hause. Mit dieser Information hatte Braunsbedras Bürgermeister Steffen Schmitz (CDU) am Dienstag im Hauptausschuss des Stadtrates eine gute Nachricht parat. Schon am Tag des Feuers war ja bekannt geworden, dass alle Mietparteien eine vorübergehende neue Bleibe gefunden hatten.

Die vom Brand betroffene Familie und die anderen Mieter, die teils großen materiellen Schaden erlitten, erleben derweil eine große Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft. Es gibt gleich mehrere Hilfsaktionen. Die Stadt richtete zum Beispiel ein Spendenkonto ein. Privatleute sammeln über die sozialen Medien Geld. Laut dem Bürgermeister initiierte aber auch die Franklebener Kindertagesstätte die Bereitstellung von Sachspenden.

Eine weitere Aktion speziell für den betroffenen Mieter Peter Bößler riefen der Franklebener Ortsbürgermeister Günter Küster (parteilos) und der Sportverein SV Friesen Frankleben ins Leben. Denn der Rentner ist seit mehreren Jahren fast jeden Tag ehrenamtlich als Helfer auf den Sportanlagen zu finden.

Fast seine komplette Wohnungseinrichtung ist aufgrund des Rauchs, der sich in den Möbeln festsetzte, nun ein Fall für den Sperrmüll. Der 60-Jährige fand zwar umgehend eine neue Wohnung nicht mal 100 Meter entfernt. Einziehen konnte er aber in die leeren Räume nur mit seiner Kleidung, der Waschmaschine und etwas Geschirr.

Doch Friesen-Mitglied Michael Hofmann hatte eine Idee. Weil er als Küchen- und Möbelverkäufer im Möbelhaus „Küchen und Wohnen Gut und Günstig GmbH“ in Gröst-Almsdorf arbeitet, sprach er mit der Geschäftsführung. Diese erklärte sich bereit, zu helfen. Eine Couchgarnitur, Esstisch und -stühle, Kleiderschrank und Bett sowie ein Küchenblock werden nun kostenlos zur Verfügung gestellt.

Dienstag rollte der erste Transport vor dem neuen Zuhause von Peter Bößler vor. „In den nächsten 14 Tagen haben wir alles aufgebaut“, versprach ihm Michael Hofmann und machte sich sofort an die Arbeit.

Günter Küster überreichte ihm außerdem eine Spende in Höhe von 100 Euro. Er sowie Jürgen Pohle, Vorstandsvorsitzender des SV Friesen, versprachen darüber hinaus Hilfe beim Ausräumen der alten Wohnung. Der 60-Jährige war gerührt: „Ich bedanke mich bei allen, die helfen“, sagte er.

Wenn Peter Bößler vom Morgen des Feuers erzählt, steigen ihm noch immer die Tränen in die Augen. Er war um 6.30 Uhr gerade aufgestanden, als er den Lärm vor den Fenstern bemerkte und hinaussah. Da sah er die beiden Kinder nebenan, die versuchten, sich über Fenstersims und Dach zu retten, weil ihnen der Rauch die Flucht übers Treppenhaus unmöglich machte.

Peter Bößler zog sie in seine Wohnung, gab ihnen Kleidung, denn sie trugen teils noch Schlafanzüge, und brachte sie dann nach draußen. Nun, eine Woche später, hat er einen großen Wunsch: Er möchte wissen, wie es den beiden inzwischen geht.

Wer auf das Spendenkonto der Stadt Braunsbedra etwas für die vom Brand Betroffenen einzahlen möchte, kann das immer noch tun. Die genaue Bankverbindung finden Interessenten auf der Stadthomepage www.braunsbedra.de gleich auf der Startseite.

Zur Brandursache kann die Polizei noch nichts sagen. „Zurzeit finden noch Sicherungsarbeiten in dem Objekt statt, so dass der Ereignisort noch nicht genauer besichtigt werden konnte. Dies soll aber in der nächsten Woche passieren“, hieß es auf Anfrage aus dem Revier Saalekreis.

Peter Bößler (M.), der bei dem Brand seine Wohnungseinrichtung verlor, bekommt Hilfe von Franklebens Ortsbürgermeister Günter Küster (r.) und Michael Hofmann (l.) von Friesen Frankleben.
Peter Bößler (M.), der bei dem Brand seine Wohnungseinrichtung verlor, bekommt Hilfe von Franklebens Ortsbürgermeister Günter Küster (r.) und Michael Hofmann (l.) von Friesen Frankleben.
Foto: K. Sieler
Peter Bößler steht vor dem Mehrfamilienhaus in Frankleben, in dem es gebrannt hat und das nun unbewohnbar ist.
Peter Bößler steht vor dem Mehrfamilienhaus in Frankleben, in dem es gebrannt hat und das nun unbewohnbar ist.
Foto: K. Sieler