Grundlagen für das Dudelsackspielen Grundlagen für das Dudelsackspielen: Ohne Blubb ist gut

Burgliebenau - Marco Günther und Gerald Otto stehen draußen in der Sonne am Auto und entlocken einer schwarzen Flöte, die so gar nicht nach Dudelsack aussieht, ein paar Töne. „Wir haben eine Grifftabelle erklärt bekommen und probieren das jetzt aus“, erzählt Marco Günther. Eigentlich seien sie ja Sänger beim „Männergesangsverein Lüderitz 1856“ im Landkreis Stendal, aber als sie vom Dudelsack-Seminar in Burgliebenau gehört hätten, „dachten wir, dass wir das unbedingt ausprobieren müssen“, lächelt Gerald Otto.
Den Zahn, dass sie vielleicht schon am Ende des zweitägigen Seminars Dudelsack spielen könnten, hat ihnen Dagmar Ihme-Fütterer allerdings gleich gezogen. „Als ich gelernt habe, durfte ich nach einem Jahr erstmals einen Dudelsack spielen“, erzählt die Hildesheimerin, verdirbt ihren zehn Schülern damit aber überhaupt nicht die Laune, denn sie wollen ja lernen. Geduldig proben sie mit einem sogenannten Chanter - einer Übungsflöte - die Tonleiter und die Übergänge von einem Ton zum anderen. „Es darf kein crossing noise, also kein Blubb entstehen - dann ist es gut“, erklärt die 64-Jährige.
„Ich hab tatsächlich ein paar Töne herausgebracht“
Wer die Finger der rechten Hand genau dann anhebt, wenn er die Finger der linken auf die Löcher des Chanters legt, hat es geschafft. Kein Blubb. Reihum ist jeder dran, und schon nach zwei Stunden klappt es richtig gut.
Hier ist man übrigens beim Du - Klaus aus Reideburg, Klaus aus Mücheln, Annett aus Burgliebenau und Grit aus Halle ebenso wie Dietmar aus Merseburg, Wolfgang aus Büschdorf, Thomas aus Halle und Friedrich aus Obhausen. Der 14-Jährige hatte vor vier Jahren in einem Feriencamp zum ersten mal einen Dudelsack gesehen. „Ich durfte auch mal versuchen, ihn zu spielen und hab tatsächlich ein paar Töne herausgebracht“, erzählt er in der Runde, die sich in einem Raum der Bischofsburg versammelt hat.
Traum, das Dudelsackspielen zu lernen
Seitdem träumt Friedrich davon, das Dudelsackspielen zu lernen. Sein Vorteil: Er kann Blockflöte spielen. Damit hat er zumindest die Fingerfertigkeit, um auch mit dem Chanter fertig zu werden. „Aber unsere Griffe sind ganz andere, als bei einer Blockflöte und wir haben auch eine eigene Notenschreibweise für das Dudelsackspielen“, erklärt Kulturpädagogin Dagmar, die vor 20 Jahren in einer Pipe Band in ihrer Heimatstadt angefangen hatte.
„Die war von einem Schotten in den frühen 80er Jahren gegründet worden“, erzählt sie. „Der Mann war in Hildesheim stationiert und hatte Heimweh. Deshalb hat er nach anderen Menschen gesucht, die mit ihm zusammen Dudelsack spielen.“ So wurde in Hildesheim die Alba Pipe Band gegründet, der auch Dagmar Ihme-Fütterer lange Zeit angehörte.
Dudelsack-Seminar in Burgliebenau dauerte zwei Tage
Das Dudelsack-Seminar in Burgliebenau dauerte zwei Tage. Am Ende konnten alle auf ihrer Übungsflöte „Amazing Grace“ spielen und fuhren mit einem guten Gefühl nach Hause. „Jetzt heißt es dranbleiben“, macht Lehrerin Dagmar Mut. „Jeden Tag zehn Minuten üben, ist besser als einmal pro Woche eine Stunde.“ Allerdings wisse sie nicht, wie die Nachbarn ihrer Schüler auf die Klänge reagieren. „Denn entweder mag man diese Musik, oder man mag sie nicht.“ Wenn sie zuhause im Garten übe. dann gehen auf einer Seite die Fenster der Häuser zu. „Aber auf der anderen Seite gehen sie auf. So unterschiedlich ist das.“
Die nächsten Veranstaltungen auf der Bischofsburg sind übrigens die Whisky-Verkostung „Schottische Inseln“ mit Live-Musik am 11. Oktober und das 3. Mitteldeutsche Pfefferkuchenfest am 2. November. (mz)