Es stinkt im Bergbaurevier Gestank im Saalekreis: Angersdorfer beschweren sich über beißenden Geruch - Es stinkt im Bergbaurevier

Teutschenthal - Am Donnerstagnachmittag dringt ein beißender Geruch in die Kindertagesstätte im Teutschenthaler Ortsteil „Bahnhof“. Die Kinder werden umgehend in das Gebäude geholt, das Ordnungsamt wird informiert. Der Geruch ist so schlimm, dass die Feuerwehr ausrückt. Schon wieder.
Denn wie der Bürgermeister der Gemeinde, Ralf Wunschinski (CDU), später gegenüber der MZ erklärte, bestehen die Geruchsbelästigungen schon seit Anfang des Jahres. Exorbitant zugenommen hätten sie aber Mitte Juli. Als zu jener zeit, als die Hitzewelle begann, die bis heute andauert.
Übler Gestank in Teutschenthal: Das sagt der Betreiber
Der Verursacher des üblen Gestanks ist für Wunschinski klar: Der Schacht „Halle“ im Ortsteil Angersdorf, der zur Grube Teutschenthal gehört. Und da seit Wochen die Beschwerden von Anwohnern nicht abreißen, sah sich der Betreiber des Bergwerks, die GTS Grube Sicherungs GmbH & Co. KG, veranlasst, am Mittwochabend eine Versammlung für die Bürger einzuberufen. Die Presse war zu diesem Termin nicht zugelassen.
Stattdessen veröffentlichte das Unternehmen eine Mitteilung. Der Betrieb der Anlage unterliege strengen Anforderungen, kontrolliert vom Landesamt für Geologie. „Der Umgang mit zugelassenen Abfallstoffen im Bergwerksbetrieb ist nicht geruchsneutral“, heißt es. Aber auch die „zulässigen Gerüche“ seien nach Normen geregelt. Ist die Sanierung der Grube also der Auslöser für die Geruchsbelästigung?
Wie Unternehmenssprecher Martin Görner gegenüber der MZ sagte, würden derzeit viele Messungen durchgeführt. Nach Bekanntwerden der Ergebnisse werde dann kurzfristig entschieden, wie der Geruch vermindert werden kann. Der Betrieb der Anlage laufe vorerst aber weiter.
Die Feuerwehr stellte am Donnerstag bei Messungen eine Konzentration von Ammoniak in der Luft fest. Der Anteil des Gases betrug demnach 0,1 Milliliter Ammoniak pro Kubikmeter Luft. Die dafür verwendete Messeinheit nennt sich ppm. Doch selbst diese geringe Menge reichte scheinbar aus, dass es im Ort stank.
Insgesamt siebenmal rückte die Feuerwehr bisher in diesem Jahr aus, weil die Anwohner Gasgeruch meldeten. „Schwerpunkt ist ganz klar der Schacht in Angersdorf“, erklärte Wunschinski. Wie er mitteilte, habe die Feuerwehr kürzlich vor Ort auch schon Ammoniak in der Luft mit einer Konzentration von 3,5 ppm nachgewiesen.
In dieser Konzentration ist das Gas für Erwachsene nicht gefährlich, schädlich wird es erst ab etwa 20 ppm. Laut Wunschinski wurde der Feuerwehr zudem ein totes Huhn in einer verschlossenen Plastikschale übergeben. In dieser Schale konnte eine Konzentration von 9,7 ppm gemessen werden. Ob das Tier durch das Gas umgekommen ist, ist nicht bekannt.
Wie geht es jetzt weiter?
Das ehemalige Kali- und Steinsalzbergwerk wurde von 1906 bis 1982 betrieben. Das Netz aus Abbaukammern liegt in 700 Metern Tiefe und erstreckt sich über eine Fläche von 14 Quadratkilometern. Seit 1992 wird die einsturzgefährdete Grube wieder aufgefüllt, und zwar mit industriellen Abfallstoffen. Als sogenanntes „Versatzmaterial“ werden in dem Bergwerk Abfälle verwendet, die wegen ihres Schadstoffpotenzials nicht oberirdisch gelagert werden können.
Dazu gehören Aschen und Schlacken aus Verbrennungsanlagen, Stäube aus der Rauchgasreinigung, aber auch kontaminierte Bau- und Industrieabfälle. Warum bei diesen Arbeiten der penetrante Geruch entsteht, ist zumindest öffentlich unklar. Man arbeite mit dem Landesamt für Geologie zusammen, um Sofortmaßnahmen zur Geruchsreduzierung ergreifen zu können, teilte die Firma mit. (mz)