Geiseltal-Weinberg Geiseltal-Weinberg: Nie zuvor war Weinlese so früh

Klobikau - So eine Ernte hat Geiseltalsee-Winzer Lars Reifert in den über 20 Jahren des Bestehens seines Weinbergs „Goldener Steiger“ auf der Klobikauer Halde noch nicht erlebt. Nie zuvor fand eine Lese so früh statt wie 2018. Und noch nie konnte er Weiß- und Rotwein gleichzeitig lesen. Doch dieser ungewöhnlich warme und trockene Sommer sorgt eben auch bei den Winzern für ein Ausnahmejahr.
Bahn für Bahn arbeitet der Vollernter von Winzerkollege Florian Deckert aus Freyburg Dienstagvormittag die 250 Meter langen Reihen mit der 25-Grad-Hangneigung ab. Er ist mit seinem modernen Spezial-Erntefahrzeug heute Dienstleister für den Familienbetrieb Reifert. Für beide bringt das Vorteile. Deckert, den dieses Jahr insgesamt 18 regionale Winzerbetriebe für die Vollernter-Lese engagiert haben, kann so die teure Investition nach und nach refinanzieren.
Weinberg am Geiseltalsee: Hauptlese kann an einem Tag erledigt werden
Reiferts Lesebehälter wiederum, von denen jeder rund 350 Kilogramm fasst, füllen sich im Minutentakt erst mit der Sorte Müller-Thurgau und später mit den Rotweinen Spätburgunder und Cabernet Mitos. Die Hauptlese kann an einem Tag erledigt werden.
„Er weiß, was er macht“, zeigt Seniorchef Rolf Reifert auf Florian Deckert in seinem Führerhaus. „Diese Maschine ist Hightech pur. Da liegen Welten zwischen der Lese per Hand und dieser Methode. Es ist ein sauberes Ernten, der Vollernter wird nicht müde und arbeitet gleichmäßig. Binnen kurzer Zeit können die Trauben in die Presse. Es gibt keine Qualitätsverluste.“
Was sagt der Experte denn zum aktuellen Weinjahr?
Apropos Qualität. Was sagt der Experte denn zum aktuellen Weinjahr? „Die Trauben haben aufgrund der Trockenheit einen geringeren Saftanteil“, erklärt Rolf Reifert. Am Ende lande also weniger Wein in den Flaschen. „Aber die Qualität ist höher als vergangenes Jahr“, schätzt er gleichzeitig ein. Die Trockenheit habe weniger Krankheiten verursacht. Zudem erweise sich die Lage des Weinbergs am Nordufer des Geiseltalsees seit Jahren als hervorragend, weil zusätzlich zur Sonne auch der See die Strahlen reflektiere und für Wärme sorge.
Jan Reifert, der Bruder von Lars, bereitet die gefüllten Lesebehälter für den Transport zur Weiterverarbeitung vor, die wiederum bei einem Winzerkollegen im Naumburger Ortsteil Beuditz im Burgenlandkreis stattfindet. Er gibt Enzyme und Schwefel auf die Trauben. Das sorge einmal dafür, dass sie sich später leichter pressen lassen, erklärt er. Andererseits leide dadurch während der gut einstündigen Fahrt auch die Qualität nicht, obwohl die Trauben durch die Ernte angeschlagen seien.
Weinberg am Geiseltalsee: Qualitätsveränderung sei nicht mehr zu erwarten gewesen
Es habe jedenfalls keinen Sinn gemacht, mit dem Beginn der Lese länger zu warten, ist weiter von ihm zu erfahren. Eine Qualitätsveränderung sei nicht mehr zu erwarten gewesen. Und dabei zähle nicht nur der Zucker-, sondern auch der Säurewert. Beides habe jetzt gestimmt.
Aus einem Teil der Trauben des Müller-Thurgau wird nun Nachschub für den Federweißer gewonnen, so Jan Reifert. Den brauche man auch dringend. Denn diesen Sonnabendnachmittag findet ja an der Marina Mücheln das traditionelle Federweißerfest mit der Krönung der nächsten Geiseltaler Weinprinzessin statt. (mz)

