Hilferuf aus Dieskau FSV Dieskau hofft auf Hilfe: Sportplatz in Dieskau von Wildschweinen zerstört

Kabelsketal - Michael Heuschkel ist Fußballer aus Leidenschaft. Als er jedoch dieser Tage auf den Fußballplatz ging, hatte der Vorsitzende des FSV Dieskau Tränen in den Augen, räumt er ein: „Wildschweine haben unseren Sportplatz so zerwühlt, dass eine Spielhälfte nicht mehr nutzbar ist.“
Zehn Kicker haben auf den Knien gelegen und die Grasnarben wieder in die Erde gedrückt - vergeblich. „Der Rasen wächst nicht an“, sagt Heuschkel. Damit ist ein Spielbetrieb für den Verein der Kreisklasse im Moment nicht möglich: Die lockeren Rasenstücke und der unebene Boden sind eine echte Gefahrenquelle für die Kicker.
Zerstörter Sportplatz in Dieskau: Sanierung ist für Verein zu teuer
Heuschkel sucht jetzt nach Möglichkeiten, bei einem Nachbarverein Heimspiele austragen zu können. Das größere Problem ist jedoch die Sanierung der Sportfläche: „Die wird mehrere Tausend Euro kosten, das ist ein immenser finanzieller Aufwand, den wir als Verein mit 100 Mitgliedern nicht stemmen können.“
Eine erste Anfrage bei der Gemeindeverwaltung brachte keine positive Auskunft. Doch Kabelsketals neuer Bürgermeister Steffen Kunnig will sich nun genauer über das Problem informieren. „Dabei gab es das Problem doch schon vor zwei Jahren: Damals haben wie eine Zaunanlage am Sportplatz gesetzt“, erinnert sich der bisherige Bauamtsleiter der Gemeinde.
Wildschweine gruben sich gleich mehrfach durch Zaun
Das stimmt, doch der neue Zaun ist eben nur am Gelände der Fußballer gesetzt worden. Auf demselben Areal sind jedoch die Handballer des TUS Dieskau untergebracht. Und die haben keinen neuen Zaun erhalten.
Große Schäden können Wildschweine anrichten. Die Tiere unterliegen jedoch dem Jagdrecht. „Auf Grund der hohen Schäden, die Wildschweine verursachen können, hat Schwarzwild in Sachsen-Anhalt keine Schonzeiten, außer bei führenden Bachen“, informiert Kerstin Küpperbusch, Sprecherin der Kreisverwaltung Saalekreis.
Jagdpächter dürften daher situationsbedingt von sich aus entscheiden, ob und wann er einen Abschuss tätigt. „Im Zuge der Prävention zur Afrikanischen Schweinepest sind zudem Jäger in ganz Deutschland aufgefordert, in die Population von Schwarzwild einzugreifen. Eine Genehmigung zum Abschuss von Schwarzwild benötigt der Revierinhaber nicht“, so Küpperbusch.
Gegen die Intensivierung der Jagd auf Wildschweine hat die Tierschutzorganisation Peta auch bei Sachsen-Anhalts Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne) protestiert: „Die großflächige Tötung von Wildschweinen ist vollkommen irrsinnig, denn die Schweinepest wird hauptsächlich durch kontaminierte Speise- und Schlachtabfälle, also durch Menschen, verbreitet.“
Eine intensive Bejagung könne Unruhe in die dort ansässigen Rotten bringen und unter Umständen zu ausgeprägten Wanderbewegungen führen.
Heuschkel zeigt, wo die Wildschweine auf das Gelände gekommen sind: Sie haben sich unter dem lockeren Maschendraht des Zauns durchgewühlt. Zwar haben die Kicker die Schadstelle beseitigt und mit Brettern und Erde gesichert. Doch wenige Tage später haben sich Wildschweine erneut an anderen Stellen des Zauns durchgegraben. Auch diese Löcher haben die Kicker wieder versiegelt. Nun ist zwar Ruhe - aber die Schäden sind da.
Wildschweine finden auf Fußball-Rasen saftiges Futter
Was die Schweine auf dem Sportplatz suchen, kann sich Heuschkel denken: Der Rasen ist besonders saftig, weil er den ganzen Sommer über wegen der Trockenheit von den Sportlern gewässert wurde. „Drumherum ist alles trocken, hier finden sie saftiges Futter.“
Das bestätigt auch Johannes Hertema von der Kreisjägerschaft Saalekreis: „Unter der Grasnarbe suchen Wildschweine unter anderm Engerlinge.“ Ihm ist jedoch kein Fall in der Region bekannt, wo Wildschweine ähnlichen Schaden auf einem Sportplatz angerichtet haben.
Auch Schlosspark in Dieskau ist übel zugerichtet
Jedoch waren die Schwarzkittel auch im benachbarten Schlosspark Dieskau aktiv. „Die haben den Park übel zugerichtet“, sagt Götz Meister vom Förderverein. Möglicherweise könnte dieses Jahr ein ungewöhnliches Wildschwein-Jahr sein, weil es auch ungewöhnlich viele Eicheln gebe. Dennoch: Selbst wenn der Park zerwühlt ist, besteht hier keine Gefahr für die Besucher wie auf dem Fußballplatz, auf dem ja Sport betrieben wird. „Wir haben eine viel zu hohe Wildschweindichte“, schätzt Meister die allgemeine Lage ein.
Vor allem bei Wittenberg, Jessen und Dessau waren Wildschweine in diesem Jahr bislang ein Problem. Dort sind Gärten und ebenfalls Sportplätze von Wildschweinen zerwühlt worden - zum Teil mehrfach hintereinander. Sogar auf Friedhöfen trieben sie ihr Unwesen. In einigen Bereichen gibt es mittlerweile die Genehmigung zum Abschuss der Tiere. (mz)