Förderschule Großkayna Förderschule Großkayna: "Wir brauchen mehr Hände"

Großkayna - Die Förderschule „Heinrich Kielhorn“ Großkayna feierte diese Woche ihr 25-jähriges Bestehen mit einem Festakt für Schüler, Pädagogen, Eltern und Ehrengäste in der Barbarahalle in Braunsbedra. Das ließ Kenner allerdings stutzig werden: Denn die Schule im Braunsbedraer Ortsteil entstand erst im August 1996.
Doch Schulleiter Jan Schirmer erklärte auf MZ-Nachfrage, man feiere die Entwicklung der Förderschule für geistige Entwicklung in der gesamten Region. Und deren Startschuss fiel 1991 gleichzeitig in Schmon im damaligen Landkreis Querfurt und in Merseburg für den damaligen Landkreis Merseburg. Seitdem gab es nicht nur zwei Kreis-, sondern auch eine Schulfusion. Seit 2010 hat die Förderschule Großkayna eine Außenstelle in Merseburg/Süd in der einstigen „Schule des Lebens“.
Aktuell lernen in beiden Häusern 160 Mädchen und Jungen aus dem südlichen Saalekreis
Aktuell lernen in beiden Häusern 160 Mädchen und Jungen aus dem südlichen Saalekreis vom ersten bis zum zwölften Schuljahr. Sie werden betreut von einem 58-köpfigen Team: Lehrer, pädagogische Mitarbeiter, pädagogische Mitarbeiter in therapeutischer Funktion und Betreuer. Es gibt natürlich einen eigenen Lehrplan. Deutsch und Mathe beinhaltet er, aber auch Spiel oder Natur. In der abschließenden Berufsschulstufe stehen die Vorbereitung auf ein möglichst selbstständiges Leben wie auf eine Arbeit im Vordergrund. Das können Hilfstätigkeiten auf dem ersten Arbeitsmarkt sein, Jobs in Behindertenwerkstätten oder das Leben in Fördergruppen.
Die Lernbedingungen in Großkayna bezeichnete Jan Schirmer als gut. Das Gebäude sei saniert. Natürlich müsse es ab und an Erneuerungsmaßnahmen etwa an den Sanitäranlagen geben. Und auf dem Schulhof bestehe Bedarf an einem Spielplatz. Weit mehr Investitionen sind laut seiner Auskunft am Standort Merseburg nötig. Dafür habe der zuständige Saalekreis als Schulträger auch bereits Pläne, die bis ins Jahr 2019 reichten. Bis dahin seien 1,58 Millionen Euro für Baumaßnahmen hauptsächlich auf dem Außengelände eingeplant, bestätigte der zuständige Dezernent Hartmut Handschak bei der Feier.
Bandbreite reicht vom schwerstbehinderten bis zum „verhaltensoriginellen“ Jugendlichen
Jan Schirmer, seit 1996 an der Großkaynaer Schule und seit sieben Jahren Schulleiter, sah durchaus Unterschiede im Vergleich der Lernbedingungen in den vergangenen 25 Jahren. Die Schüler seien unterschiedlicher. Die Bandbreite reiche vom schwerstbehinderten bis zum „verhaltensoriginellen“ Jugendlichen. Auch das Selbstverständnis der Schüler sei ein anderes. Dass Schulabgänger Familien gründen, passiere heute sehr oft.
Kritik übte der Schulleiter hingegen, als die Sprache auf das Thema Personal kam. Gerade die Zahl der pädagogischen Mitarbeiter sei aufgrund ausbleibender Neueinstellungen des zuständigen Landesministeriums deutlich reduziert. Allein in Großkayna gebe es dieses Schuljahr drei Stellen weniger als bis zum vergangenen Sommer. „Wir brauchen mehr Hände“, sagte Jan Schirmer. Denn weil er immer mehr pädagogische Mitarbeiter in therapeutischer Funktion im normalen Unterricht einsetzen müsse, könne keine zusätzliche Therapie mehr angeboten werden, was ein Schritt zurück sei. „Das macht mir große Sorgen.“
Trotz Inklusion und dem Recht von Eltern mit Kindern mit Handicap, ihr Kind in eine Regelschule zu schicken, verzeichnet die Förderschule Großkayna wachsende Schülerzahlen. Ein Widerspruch ist das für Jan Schirmer nicht. „Es gibt einfach immer mehr Kinder mit Defiziten“, ist seine Erfahrung. (mz)