Ermittlungen im Saalekreis Ermittlungen im Saalekreis: Tonnenweise Asbest illegal entsorgt

Holleben/Dörstewitz - Der Treffpunkt ist nahe der Autobahn 143. Von der Landstraße bei Holleben geht ein kleiner unscheinbarer Feldweg ab. Dort warten eine Mitarbeiterin des Umweltamtes des Saalreises, die Kriminalpolizei und der Geschäftsführer der Entsorgungsgesellschaft. Der Weg führt ins Hinterland und zwischen den noch blattlosen Sträuchern und Bäumen taucht der erste Stapel von Welldächern auf. Die Fahrzeugkolonne fährt weiter und hält erst an einem zweiten noch größeren Müllhaufen.
Wieder sind es Welldächer und zusätzlich andere Materialien, die hier teils wohl gestapelt abgelegt worden. „Seit Ende Oktober haben wir 25 Fälle von illegaler Asbestablagerung registriert“, sagt Kreissprecherin Kerstin Küpperbusch. Diese konzentrieren sich zumeist auf Schkopau und Teutschenthal, jüngst wurden zwei Funde in Merseburg gemeldet. Das ist ungewöhnlich viel und lässt die Statistik nach oben schnellen.
Immer wieder erhält das Umweltamt Hinweise zu illegalen Deponien
Immer wieder erhält das Umweltamt Hinweise zu illegalen Deponien, aber seit kurzem ist es fast ausschließlich Asbest. „Wir vermuten, dass es sich um Handwerker handelt, die das hier entsorgen.“ Sie bekommen Aufträge Dächer neu zu decken und werfen das gefährliche Asbest lieber in die Natur, als es gegen Geld entsorgen zu lassen. „Sechs Euro kostet es, eine Asbest-Platte auf dem Wertstoffhof abzugeben“, sagt Volker Huth, Geschäftsführer der Entsorgungsgesellschaft Saalekreis (EGS).
Er ist an diesem Tag dabei, um sich das Ausmaß anzuschauen, denn früher oder später landet der Auftrag zur Entsorgung auf seinem Tisch. „19 Aufträge haben wir bereits bekommen.“ Sechs konnte sein Team an einem Tag abarbeiten und hat so acht Tonnen Asbest entsorgt. Für das Unternehmen ist das ein erheblicher Aufwand. Die Mitarbeiter müssen speziell geschult werden, in entsprechenden Schutzanzügen arbeiten und regelmäßig untersucht werden.
Tonnenweise Asbest illegal entsorgt: Umweltamt ahndet jeden Verstoß
Gefährlich ist Asbest vor allem, weil sich die feinen Fasern in der Lunge festsetzen und erst nach Jahren zu Krankheiten wie Krebs führen. Volker Huth appelliert daher an die Auftraggeber: „Man sollte sich von den Firmen nachweisen lassen, dass sie das Asbest ordnungsgemäß entsorgt haben.“ Denn häufig führt der Weg zurück zur Quelle des Asbests - und so zum Auftraggeber. Das Umweltamt des Kreises ahndet jeden Verstoß und macht deutlich, das illegale Entsorgen von Asbest ist eine Straftat.
Die Gruppe steigt wieder in die Autos - es geht weiter, aber die Fahrt ist kurz. Nächster Stopp: Dörstewitz. Wieder ist es ein Feldweg, der von einer großen Straße abgeht. Ein ganzes Stück hinein liegt der nächste Haufen, wieder Asbest. Dieses Mal liegen einige Müllsäcke daneben. Die Kriminaltechniker schnappen sich Handschuhe und Kamera und wühlen in den Säcken herum, auch die Mitarbeiterin des Umweltamtes packt mit an. Zwischen einer Melone, Brötchenresten, einem Staubsauger und Plastikmüll suchen sie nach Hinweisen.
Tonnenweise Asbest illegal entsorgt: „Nicht selten findet man auch Hinweise“
Skurril wirken die Schuhe, die ganz oben auf dem Haufen stehen. Wurden sie samt der herumliegenden Kleidung mit den Platten abgelegt oder hat einfach jemand die Gunst genutzt und seinen Müll dazu gelegt? Die Frage bleibt vorerst offen.
„Nicht selten findet man aber auch Hinweise“, sagt Küpperbusch. In einem Fall unweit des jetzigen Fundortes wurde anderer Müll entdeckt und dessen Besitzer ausfindig gemacht. „Im vergangenen Jahr konnten aufgrund von Hinweisen und Beweismitteln 37 Bußgeldverfahren und zwei Strafverfahren gegen Verursacher illegaler Ablagerungen eingeleitet werden.“ Der Blick in die Statistik verrät, dass sich die Mengen von illegaler Asbestentsorgung in 2014 von vier auf 25 Tonnen im vergangenen Jahr mehr als versechsfacht haben.
Dazu kommen Unmengen an Hausmüll, Reifen und Bauschutt. Das schlägt sich insgesamt in Entsorgungskosten von über 100.000 Euro in 2018 nieder. Dass überhaupt so viel Müll im Saalekreis gefunden und beseitigt wird, führt die Verwaltung darauf zurück, dass sie vor zwei Jahren Personal aufgestockt hat. Vier Arbeitskräfte der Arbeitsförderungs- und Sanierungsgesellschaft (ASG) unterstützen den Kreis bei der Suche und Entsorgung von illegalem Müll. Darüber hinaus kann jeder Unrat in der Natur dem Umwelt des Kreises melden. (mz)