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Erfolgreicher Zweier-Canadier  Erfolgreicher Zweier-Canadier : Robert Behling und Thomas Becker gehen getrennte Wege

Von Heinz Böttger 22.01.2019, 14:08
Robert Behling und Thomas Becker werden nicht mehr im C II sitzen.
Robert Behling und Thomas Becker werden nicht mehr im C II sitzen. DPA

Merseburg - Dem über Jahrzehnte im Kanusport tätigen Hartmut Becker geht es schon an die Nieren. Das spürt man. Aber zu ändern ist es nicht mehr. Seit Januar ist es nun offiziell. Das Flaggschiff der Kanuabteilung des MSV Buna Schkopau, der auch international erfolgreiche Zweier-Canadier (C II) mit Robert Behling und Thomas Becker, geht nicht mehr auf Jagd nach Bestzeiten zwischen den Slalom-Stangen. Das Aus war absehbar, praktisch ein Sterben auf Raten. Der Deutsche Kanuverband (DKV) und die Bundespolizei haben endgültig, zumindest teilweise, die Förderung eingestellt.

„Schade, denn immerhin habe ich als Heimtrainer das Duo mehr als 17 Jahre lang betreut“, stellt Hartmut Becker wehmütig fest. Schließlich hat er einst seinen Sohn Thomas zusammen mit Robert Behling in ein Boot gesetzt und die beiden Kanuten über Höhen und Tiefen begleitet. „Und diese Zusammenarbeit hat stets große Freude bereitet“, fügt Becker Senior an.

Schon früh Podestplätze

Schon im Nachwuchsbereich brachten es die Merseburger schnell zu Erfolgen. Nicht nur bei Deutschen Meisterschaften fuhr der C II Erfolge ein, auch international machte er auf sich aufmerksam. So standen die Saalestädter 2007 bei den Jugend-Europameisterschaften auf dem Siegerpodest ganz oben, oder holten sich bei den Welttitelkämpfen 2008 Silber.

Mit Disziplin und Trainingsfleiß schafften es Behling/Becker auch später in der Leistungsklasse in die Weltspitze. Deutsche Meistertitel, Podestplätze bei WM und EM oder der Gewinn der Gesamt-Weltcup-Wertung 2017 gehörten zu den Höhepunkten einer beispiellosen Karriere. Auch durch Rückschläge, wie etwa die schwere Krankheit von Tomas Becker, die das Jahr 2013 überschattete, ließen sich die Merseburger nicht stoppen. Gestärkt kehrten sie zurück.

Entscheidung fraglich

Doch die Entscheidungen des Internationalen Kanuverbandes bremsten Behling/Becker, die mit ihren 28 Jahren im besten Alter für den Leistungssport sind, letztlich aus. Schon 2012 wurde beschlossen, den C II aus dem olympischen Programm ab 2020 zu streichen. Und dann kam auch noch Anfang 2018 das Aus als WM-Disziplin. „Eigentlich ist es unverständlich, ist doch der Zweier-Canadier eine überaus attraktive Bootsklasse, auch für die Zuschauer“, stellt Becker sen fest.

Aus diesen Gründen stellte auch der Deutsche Kanuverband und die Bundespolizei, bei der Behling und Becker angestellt sind, die Förderung des C II Ende des vergangenen Jahres ein. Das bedeutete zumindest zunächst für Becker das Ende der leistungssportlichen Karriere.

Ab Januar versieht er nun als Polizeimeister bei einer Einheit in Leipzig seinen Dienst. „Natürlich bin ich enttäuscht. Aber ich falle nicht in ein tiefes Loch“, sagt Becker, der weiter zusammen mit seiner Freundin in Leipzig wohnt. Sportlich versucht er sich nun in der Freizeit beim Kick-Boxen. Und schließlich wohnt auch sein Freund Behling zusammen mit seiner Frau und den beiden Kindern gleich um die Ecke in der Messestadt.

Kontakt bleibt

Behling erfährt zunächst noch eine weitere Förderung bis Ende April. Denn da finden die Qualifikationen für das deutsche Nationalteam an. Behling startet da im Einer und könnte mit dem Erreichen eines vierten Platzes seine leistungssportliche Karriere fortsetzen. Aber es wird gegen die langjährigen Spezialisten, wie den Leipziger Franz Anton oder den Augsburger Sideris Tasiadis, sehr schwer. „Doch ich werde kämpfen, denn das habe ich in meiner leistungssportlichen Karriere immer getan“, verspricht Behling.

Und sein ehemaliger Hintermann im C II drückt ihm natürlich fest die Daumen. Treffen sich Robert Behling und Thomas Becker nun auch nicht mehr täglich, aus den Augen verlieren sich beide nicht. Erst am Sonntag nutzten sie den herrlichen Sonnenschein über Leipzig mit ihren Familien zu einem Spaziergang und einem anschließenden Kaffeetrinken. Die tiefe Freundschaft verbindet eben.

(mz)