1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Saalekreis
  6. >
  7. Erfolg in der Nische: Erfolg in der Nische: Geschweißte Aluminiumkonstruktionen aus Wallendorf

Erfolg in der Nische Erfolg in der Nische: Geschweißte Aluminiumkonstruktionen aus Wallendorf

Von Robert Briest 05.09.2020, 11:00
Ein Mitarbeiter schweißt Aluminiumrohre zusammen. Aus ihnen wird ein Geländer.
Ein Mitarbeiter schweißt Aluminiumrohre zusammen. Aus ihnen wird ein Geländer. Katrin Sieler

Wallendorf - Im Sekundentakt sausen vor dem großen Panoramafenster der Werkhalle am Rande von Wallendorf Autos und Lkw auf der B181 vorbei. Innen geht es ruhiger zu, wenn nicht gerade einer von Andreas Finks Mitarbeitern an eine der großen Maschinen, die Blechtafelschere oder die Abkantpresse, tritt oder zum Schweißgerät greift. Fink, ein großgewachsener Mann, im Arbeitsanzug, sagt: Im Alltag sei er seltener hier als im Büro. Er plane mittlerweile mehr. Schließlich ist er der Chef Metallbau- und Aluminiumverarbeitung.

Den blauen Staffelstab mit Gravur, den ihm sein Vater Eberhard im Vorjahr zum 40. Firmenjubiläum nicht nur symbolisch überreicht hat, hat der Wallendorfer noch griffbereit. „1979 hat mein Vater die Firma hier gegründet.“ Als selbstständiger Betrieb in der DDR sei das nicht ganz einfach gewesen. Doch es funktionierte.

„Es gibt keine Probleme, nur Lösungen.“

Das kleine Unternehmen – Fink zählt lediglich fünf Mitarbeiter – hat seine Nische am Markt gefunden. Zwar verarbeiten sie in den Hallen am Dorfrand auch Stahl und Edelstahl: „Das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf Aluminium“, erklärt der Chef. Darauf habe man sich konzentriert – insbesondere auf Schweißkonstruktionen.

„Wir merken bei Anfragen, die ins Haus kommen, dass wenig Mitbewerber da sind, weil für das, was wir machen, viele Qualifikationen notwendig sind“, ergänzt Vater Eberhard, dessen Rolle der Sohn als „Berater“ deklariert. Nach 40 Jahren einfach loslassen, der Senior schüttelt den Kopf. Das gehe nicht: „Es macht Spaß, ich bin da reingewachsen. Und es kommt ja immer Neues rein, da interessiert mich, wie er das löst“. Dabei gelte das Motto „Es gibt keine Probleme, nur Lösungen.“

„Wir können Einzelanfertigungen machen oder Serienproduktionen"

Die findet das kleine Unternehmen im eigenen Haus. „Wir können Einzelanfertigungen machen oder Serienproduktionen. Wir bieten von der Konstruktion über den Prototyp bis zum fertigen Serienprodukt alles“, sagt der Chef, der selbst die Konstruktion übernimmt. Er hat einst in der halleschen Partnerstadt Karlsruhe Metallbau gelernt, nicht im elterlichen Betrieb. „Ich wollte Neues kennenlernen. Das war auch gut so.“ Später studierte Fink Stahl- und Metallbautechniker, bevor er in die Firma der Familie einstieg.

Die könnte für seinen Geschmack durchaus größer sein. Das Problem sei aber der Fachkräftemangel. „Wir hätten gern einen Lehrling, den wir uns heranziehen. Aber wir haben in diesem Jahr nicht eine Bewerbung bekommen. Und wenn man einen Lehrling hat, dann geht der nach der Ausbildung in die Industrie.“ Auch so scheint das Geschäft in Wallendorf aber gut zu laufen. In diesem Jahr hat sich das Unternehmen selbst eine neue Werkhalle gebaut. Einige Teile habe man dazu gekauft, aber das meiste, Stahlbau, Gründungsarbeiten, habe man allein gemacht. Als Stahlbauunternehmen verfüge man schließlich über die Fähigkeiten, begründet Fink senior. „Wir brauchen den Platz den um Prototypen zu bauen.“

Verschwiegene Auftraggeber

Für wen? Da halten sich Finks bedeckt. Sie dürften die Firmen nicht nennen, sagt der Chef, macht aber Andeutungen: „Für ein großes Logistikunternehmen der Region bauen wir Arbeitsmittel zur Prozessoptimierung, entwickeln da zum Teil auch mit. Wir sind für Unternehmen aus dem Personen- und Katastrophenschutz tätig.“ Für eine Hamburger Firma habe man ein System zum Hochwasserschutz entwickelt und gebaut. Für Autozulieferer steuere man Maschinenteile bei. „Und auch Privatkunden bekommen bei uns, was sie aus Stahl oder Aluminium wollen. Wir sind da breitgefächert.“

Das Metall kommt dabei als Bleche, Profile oder Rohre an. Die mechanische Bearbeitung und das Schweißen geschehen in den eigenen Werkhallen. Lediglich Zuschnitte per Laser gibt Fink bei einer Fremdfirma in Auftrag. Die Investitionskosten, sich selbst entsprechende Geräte anzuschaffen, wären zu groß und die Auslastung zu klein. Gleichwohl könne man auf derartige Zuschnitte nicht verzichten. Er zeigt ein verwinkeltes Bauteil mit abgerundete Ecken und vorgefertigten Löcher.

Theoretisch könnten die auch mechanische eingearbeitet werden, aber das sei aufwendiger und durch den Laserschnitt bekomme man bei Serienprodukte mehr Genauigkeit. Schließlich dürfe die Abweichung oft nur einen halben Millimeter betragen, erörtert Fink senior, ein früherer Hobbyflieger. Das kleine Flugzeug am Ortseingang war ein Erkennungszeichen der Firma. Wegen des Hallenbaus ist es derzeit nicht zu sehen, aber so verspricht er, es soll demnächst wieder ordentlich aufgestellt werden. (mz)

Andreas Fink hat die Firma im Vorjahr von Vater Eberhard übernommen.
Andreas Fink hat die Firma im Vorjahr von Vater Eberhard übernommen.
Katrin Sieler
Der Staffelstab steht griffbereit.
Der Staffelstab steht griffbereit.
Katrin Sieler
Die Firma hat sich auf die Verarbeitung von Aluminium spezialisiert.
Die Firma hat sich auf die Verarbeitung von Aluminium spezialisiert.
Katrin Sieler