Eine runde Sache Eine runde Sache : Kürbisse und Himbeeren zum Selbstpflücken

Esperstedt - Was für eine bunte Mischung: Auf Strohballen sind unter anderem orangerote Hokkaidokürbisse, gelbe Spaghettikürbisse sowie Zierkürbisse von Weiß über Gelb und Orange bis Grün platziert. Einladend ist der Eingangsbereich zum Selbstpflückfeld neben dem Pendlerparkplatz an der A 38-Anschlussstelle Querfurt dekoriert und es wird zugleich gezeigt, welche Früchte hier geerntet werden können.
Donnerstags öffnen Landwirtin Susanne Holter und ihr Lebensgefährte Erik Seydel, ebenfalls Landwirt, das Tor zum Feld für die Öffentlichkeit. Allerlei Kürbisse sowie frische Himbeeren haben sie im Angebot.
„Wir haben uns Gedanken gemacht, wie wir neue Standbeine aufziehen können“
Erdbeeren zum Selbstpflücken oder Blumen zum Selbstschneiden kennt jeder - aber Himbeeren und Kürbisse? „Wir haben uns Gedanken gemacht, wie wir neue Standbeine aufziehen können“, erklärt Susanne Holter, die 36-jährige Chefin des gleichnamigen Landwirtschaftsbetriebes aus Esperstedt. Sie stammt aus dem Weida-Land und betreibt das Familienunternehmen, dessen Hauptbereich der Ackerbau ist, in fünfter Generation.
Die Trockenheit der vergangenen beiden Jahre habe zu immensen Problemen geführt, sagt sie. Darum dachten die Jung-Bauern zusammen mit einem Freund vom Maschinen- und Betriebshilfsring in Merseburg über mögliche neue Einnahmequellen nach. „Wir haben viele Ideen durchgespielt, die mit den Himbeeren ist dann immer mehr gewachsen“, sagt Holter. Zunächst hätten sie und ihr Lebensgefährte überlegt, einen ganzen Hektar Himbeeren zu pflanzen.
Auf 5.000 Quadratmetern Himbeeren und auf 3.000 Quadratmetern Kürbisse
„Davon sind wir abgegangen, weil wir uns dachten, das ist zum Anfang vielleicht zu viel.“ So entschieden die beiden, auf 5.000 Quadratmetern Himbeeren und auf 3.000 Quadratmetern Kürbisse anzubauen. Dafür wurden im vergangenen Jahr 2.500 Obststräucher gepflanzt und 1.400 Samenkörner für das Gemüse ausgebracht. Alles per Hand, berichtet der 34-jährige Erik Seydel.
Jetzt sind schon viele Früchte reif. Am vergangenen Donnerstag hatten die Landwirte das Feld zum ersten Mal zum Selbstpflücken freigegeben. Hintergedanke sei dabei auch, sagt Susanne Holter, „wir wollen die Leute wieder aufs Feld kriegen und mit ihnen ins Gespräch kommen.“ Es sei immer mehr zu merken, dass Leute mit Landwirtschaft „nichts mehr am Hut haben“. Die Diplom-Agraringenieurin erklärt, ihr Ziel sei es, „den Leuten zu zeigen, was wir für tolle Lebensmittel auf unseren Feldern produzieren können.“
Landwirtin mit Leib und Seele
Man erkennt bei ihr: Sie ist Landwirtin mit Leib und Seele. „Es ist einer der schönsten Berufe der Welt“, meint Holter, die Agrarwissenschaften studiert und danach fünf Jahre in einer Genossenschaft in Leipzig gearbeitet hat. „Von da habe ich auch meinen Mann mitgebracht“, schmunzelt sie. Erik Seydel ist Landwirtschaftsmeister. Er versteht sein Handwerk, was er zum Beispiel bei Wettbewerben im Leistungspflügen unter Beweis gestellt hat - Seydel war schon Deutscher Vizemeister und nahm an einer Weltmeisterschaft in Kroatien teil.
Zurück auf dem Feld im Weida-Land bei Esperstedt: Die beiden Landwirte gehen die Reihen entlang. Die Hokkaido-, Spaghetti- und Butternut-Kürbisse, die zum Essen zubereitet werden können, sind reif, sagt Susanne Holter. Die Halloween-Kürbisse hingegen bräuchten noch ein bisschen. „Die Stiele müssen richtig verholzen.“ Darüber, welche Sorten sie anpflanzen, hatten sie sich im Vorfeld natürlich auch Gedanken gemacht.
„Wir haben uns im Internet belesen und probiert"
„Wir haben uns im Internet belesen und probiert, was man aus den Kürbissen machen kann. Jugend forscht“, sagt Erik Seydel und lacht. Seine Lebensgefährtin hat einige Früchte zu Hause zubereitet. „Vom Spaghetti-Kürbis war er begeistert, und auch von Kürbisspalten, die ich aus Hokkaido gemacht habe.“ Eine Liste mit Rezeptvorschlägen hat die Esperstedterin ausgedruckt und bei den geernteten Früchten, die am Eingang zum Feld so schön präsentiert sind, für die Kunden auch mit ausgelegt.
›› Donnerstags von 15 bis 18 Uhr hat das Selbstpflückfeld neben dem Pendlerparkplatz an der A38-Anschlussstelle Querfurt geöffnet. (mz)
