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Reise in die Kindheit Ehemalige Kinder und Erzieher treffen sich in der „Villa Kunterbunt“

In der „Villa Kunterbunt“ in Zweimen trafen sich ganze Generationen von früheren Kindergartenkindern. Sogar einstige Erzieherinnen waren dabei.

Von Undine Freyberg 24.09.2021, 16:32
Der kleine Andreas mit seiner Mutter, die hier Säuglingspflegerin war.
Der kleine Andreas mit seiner Mutter, die hier Säuglingspflegerin war. (Foto/Repro: Sieler)

Zweimen/MZ - So ziemlich jeder, den man an diesem Tag in oder vor der „Villa Kunterbunt“ in Zweimen antraf, hatte hier einige Jahre seiner Kindheit verbracht. Und die am häufigsten gesagten Worte waren wohl: „Weißt Du noch?“

Anlässlich des 70-jährigen Bestehens des Kindergartens hatten sich der Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr Zweimen, die Kita selbst und der Johannesbierverein überlegt, dass es doch ganz toll sein müsste, alle mal zusammenzuholen, die hier ihre Hosenscheißerzeit verbracht und sich irgendwann auf ihre Zuckertüte gefreut haben. Vielleicht würden ja sogar noch einige von den früheren Erzieherinnen zu finden sein?

Selbstverständlich. Zum Beispiel Gisela Pisarzyk. Die heute 86-Jährige hatte ab 1957 in dem Backsteingebäude als Säuglingspflegerin gearbeitet. Irgendwann gehörte auch ihr Sohn Andreas zu ihren Schützlingen. Zwar wohnt die ganze Familie mittlerweile im sächsischen Böhlitz-Ehrenberg, aber die Verbindung in die Heimat ist ja nie abgerissen. „Ich habe immer noch Freunde hier, und die haben mir natürlich Bescheid gesagt. Dann hab’ ich es meiner Mutti erzählt, und schon war klar, dass wir heute dabei sind“, lächelt er, während die ehemalige Säuglingspflegerin ihre frühere Kollegin Dora Franke begrüßt. Wer ganz sicher gehen will, dass er oder sie auch erkannt wird, trägt an diesem Tag übrigens auffällige orangefarbene Namensschilder.

„Meine Mutter Margarethe gehörte zu den ersten Erzieherinnen“

Eine von denen, die einen sehr weiten Anfahrtsweg hatten, ist Christine Otto, geborene Besser. Die 71-Jährige lebt mittlerweile in Auerbach im Erzgebirge und hat den Kindergarten von 1953 bis 1957 besucht.. „Meine Mutter Margarethe gehörte zu den ersten Erzieherinnen hier im Kindergarten. Ich erinnere mich, dass es hier immer sehr liebevoll zuging. Ich war gern hier“, sagt Christine Otto, die später Lehrerin für Deutsch und Englisch wurde.

Auch sie verbrachten hier viele Jahre: Gisela Pisarzyk mit ihrem Sohn Andreas
Auch sie verbrachten hier viele Jahre: Gisela Pisarzyk mit ihrem Sohn Andreas
(Foto: Sieler)

Jeder, der wollte, bekam an diesem Tag eine Führung durch die Villa Kunterbunt und kam dabei auch in einen Raum, in dem alles mit Fotos dekoriert war. Jeder versuchte, sich entweder selbst darauf zu entdecken, oder versuchte herauszufinden, ob er oder sie noch jemanden erkennt und auch die Namen noch weiß. „Wenn keine Namen dabei stehen und Sie jemanden erkennen, können Sie die Namen gern eintragen“, lädt Kita-Leiterin Uta Adam ein. „Alles hatte ja auch mit einem Foto angefangen - aus dem Jahr 1956“, erzählt Lutz Trabitzsch vom Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr. „Das fiel mir in die Hände und das habe ich Kita-Leiterin Ute Adam gezeigt und schon waren wir am Pläne machen.“ Trabitzsch selbst war von 1956 bis 1961 in dem Kindergarten. „Und wir waren Lausbuben, hatten es faustdick hinter den Ohren.“ Er lacht. Er und sein Freund hätten sich zum Beispiel mal in der Besenkammer versteckt. „Und während uns die Kindergärtnerinnen draußen gesucht haben, haben wir uns da drin ins Fäustchen gelacht. Aber das gab vielleicht hinterher eine Tracht“, erinnert er sich und zeigt natürlich das Versteck von damals, denn das gibt es immer noch.

Team der Kita ganz unkompliziert

Was ihn gefreut habe, war die Tatsache, dass beim Förderverein alle bereit gewesen seien, mitzumachen und das Team der Kita ganz unkompliziert das Gelände für das Treffen zur Verfügung gestellt hat. „Das war doch selbstverständlich“, meint Uta Adam. Schließlich sei man in der „Villa Kunterbunt“ ein ganz besonderes Team. „Und ich meine nicht nur unsere Erzieherinnen, auch unsere Reinigungskraft und alle die anpacken.“

Lutz Trabitzsch zeigt die Besenkammer, in der er sich als Kindergartenkind gern versteckt hat.
Lutz Trabitzsch zeigt die Besenkammer, in der er sich als Kindergartenkind gern versteckt hat.
(Foto: Katrin Sieler)

Küchenkraft Doreen Munkelt bringe schon mal Pferde, Ziegen oder Schafe mit in die Kita, damit die Kinder etwas zu gucken hätten. „Zu Ostern versorgt uns unser Hausmeister Kay-Uwe Schwabe mit echten Hasen und Eiern, die dann ausgebrütet werden. Es ist wirklich toll bei uns“, schwärmt sie. Das Kitagebäude wurde übrigens bereits 1904 gebaut und wenige Jahre später als „Erntekindergarten“ genutzt, so dass die Bauern und Feldarbeiter in der Erntezeit ihre Kinder unterbringen konnten.