Drachenboot Drachenboot: Ein Ringer schlägt ins Wasser
Grosskayna/MZ. - Ingo Böhme macht in der Großkaynaer Sporthalle einen Liegestütz nach dem anderen. Er kommt ordentlich ins Schwitzen. Der 21-jährige Übungsleiter Dave Günther sorgt mit klaren Ansagen für ein straffes Winter-Programm für die Drachenbootfahrer. Schließlich wartet am kommenden Wochenende in Halle der Indoorcup auf Ingo Böhme und seine Teamkollegen im SV Großkayna. Es ist das erste wichtige Turnier des Jahres für die "Geiseltal Searunners".
Böhme könnte jetzt auch im benachbarten Braunsbedra in der Turnhalle stehen und dort die Ringer trainieren. Die Erfahrung hätte der 48-Jährige, um an dem etablierten Standort neue Kräfte auszubilden - er war 1980 DDR-Junioren-Meister. Doch der kräftige Braunsbedraer lehnte das Angebot ab. "Meine Frau hat mit den Ausschlag gegeben. Sie konnte ich für das Drachenbootfahren begeistern, sie ist hier immer an meiner Seite", sagt Böhme, wenngleich ihn das Ringen immer noch sehr reizt.
1998 hörte er damit als Aktiver auf. "Wegen Knieproblemen musste ich das beenden", bedauert er dennoch. In diese Zeit fällt aber auch seine Premiere als Drachenbootfahrer. "Freunde haben mich zu einem Turnier nach Schwerin eingeladen", erinnert sich der Sportler an den ersten Einsatz. Dafür hat sich sein Team gleich einmal eigene T-Shirts bedruckt, damit sie zumindest optisch schon überzeugen konnten. Fehlte bloß noch der Name. "Der ist uns in der Sauna eingefallen: Wir kommen aus dem Geiseltal, wir haben einen Dorfteich und dort sind Enten", erinnert er sich schmunzelnd. Damit waren die "Geiseltaler Dorfteichenten" geboren - eine Spaß-Truppe, die gelegentlich offene Wettkämpfe besuchte. 2006 fand das erste Drachenboot-Turnier vor der eigenen Haustür statt, als Bestandteil des Großkaynaer Seefestes. Es entwickelt sich mehr und mehr zum Erfolg: "Das Drachenbootrennen ist mittlerweile eine Hauptattraktion bei dem Fest geworden", so Böhme.
Und nicht nur das. Die im Jahr 2009 gegründete Drachenbootabteilung des SV Großkayna, die aus den "Dorfteichenten" die "Geiseltaler Searunners" machte und den Sportlern einen seriösen Anstrich verpasste, platzt mittlerweile aus allen Nähten. 52 Mitglieder zählt die Abteilung derzeit, im letzten Jahr kamen 21 hinzu.
Doch beinahe wäre das Projekt gescheitert. Die Abteilung war eingerichtet mit 13 Leuten, aber es fehlte ein Boot. "Da war es schwer, die Leute zusammenzuhalten", erinnert sich Böhme. Erst nach einem Jahr konnte der SV Großkayna mit Hilfe von Sponsoren die nötigen 10 000 Euro dafür aufbringen.
Seitdem geht es steil bergauf. Seit neuestem ist die Mannschaft nach erfolgreichen Besuchen bei Wertungsturnieren in der 4. Liga gelandet. Und die Geiseltaler wollten noch weiter nach vorne. Wollen bei Deutschen Meisterschaften mitfahren, doch dafür müssen sie noch in den Landesverband eintreten. "Das wird unser nächster Schritt", so Böhme. Sie wollen irgendwann auch ihren eigenen Indoorcup ausrichten.
Bislang sind sie immer nur Gast bei Indoorcups. Im Dezember waren sie in Bitterfeld. Am kommenden Wochenende wartet der Cup in Halle. Drei Teams haben sie dafür gemeldet: Ein Frauen- und zwei offene Teams. Es soll dieses Jahr mehr herausspringen, als der achte Platz im Vorjahr. So schweißtreibend wie das Training in Großkayna erscheint, dürfte das klappen.