Diebstahlschutz läuft aus Diebstahlschutz läuft aus: Polizei im Saalekreis lässt Fahrräder nicht mehr gravieren

Merseburg - Fahrraddiebstähle sind ein wachsendes Problem in Sachsen-Anhalt. Allein in Merseburg wechselten im vergangenen Jahr 447 Räder unrechtmäßig den Besitzer. Um später etwa nach erfolgreichen Razzien entwendete Räder ihren eigentlichen Eigentümern zuordnen zu können, bot die Polizei bisher Registrierungen per Gravur an. Doch damit ist jetzt Schluss.
Der „Eigentümer-Identifizierungs-Nachweis-Code“, so die griffige Behördenbezeichnung der Gravur, die etwa Hausnummer und Initialen des Radbesitzers beinhaltet, ist ein Auslaufmodell - im Saalekreis und auch im gesamten Land. Ein Alternativangebot seitens der Polizei wird es nicht geben.
Diebstahl-Schutz: Noch zwei Termine für Fahrrad-Codierung im Saalekreis
Wie Jürgen Müller, Sprecher des Polizeireviers Saalekreis, erklärte, sind aktuell noch je zwei Termine in Merseburg und Schkopau geplant: „Sukzessive wird in der kommenden Zeit die Einstellung der Fahrradcodierung erfolgen.“
Einige Reviere im Bereich der Polizeidirektion (PD) Süd - wie etwa Burgenlandkreis und Mansfeld-Südharz - führen sie schon jetzt nicht mehr durch. Auch beim Landesinnenministerium hält man die Codierung mittels Fräsgerät für nicht mehr zeitgemäß, wie Sprecherin Nancy Eggeling erklärt.
Warum die Fahrrad-Codierung abgeschafft wird
Gegen die bisherige Praxis spricht ein Füllhorn von Argumenten. So würden, laut Eggeling, vermehrt hochwertige Fahrräder angeschafft. Deren Hersteller würden aber bei „absichtlicher Substanzverletzung“, etwa durch eine Gravur, die Garantie verweigern. Auch müsste der Code bei jedem Umzug geändert werden und die Geräte, mit denen die Beamten die Rahmen gravieren, sind veraltet.
Das wichtigste Gegenargumente ist jedoch: Die Codierung ist wirkungslos. „Es konnten bislang bundesweit keine Zusammenhänge zwischen der Anzahl der codierten Fahrräder, der Fallzahlen des Fahrraddiebstahls und dessen Aufklärungsquoten nachgewiesen werden“, sagt Eggeling. Tatsächlich liegt der Anteil der mit Hilfe der Codierung aufgeklärten Fahrraddiebstähle im Promillebereich.
Codierung von Fahrrädern: Abschreckungswirkung auf Diebe ist gering
Was auch daran liegt, dass die Registrierungen bisher nicht elektronisch erfasst werden, weshalb selbst bei entschlüsseltem Code eine Zuordnung schwierig ist. Und auch von der erhofften Abschreckungswirkung auf Diebe ist man bei den Sicherheitsbehörden offenbar nicht mehr überzeugt.
In der PD Süd hatte man zuletzt nach Alternativen für eine Registrierung gesucht. So war Ende vergangenen Jahres etwa ein schwer löslicher Aufkleber mit Strichcode und sechsstelliger Kennziffer im Gespräch. Doch auch dieser wurde nun offenbar verworfen. Die Codierung verhindere ohne ausreichende Sicherung des Rades keinen Diebstahl, argumentiert Eggeling: „Eine Codierung mittels einer anderen Technologie würde an dieser Tatsache nichts ändern.“
Wie lassen sich Fahhräder vor also Diebstahl schützen?
Die Landespolizei setze stattdessen unter anderem auf regelmäßige zielgerichtete Fahrradkontrollen und Präventionsveranstaltungen, um Radfahrer für den Schutz ihrer Räder zu sensibilisieren. Die Polizei empfiehlt hier den Einsatz hochwertiger Bügel- oder Faltschlösser.
Eine gewisse Nachfrage nach Technologien, um das eigene Rad nach einem Diebstahl wieder auffinden zu können, bestehe, berichtet unterdes Bernadette Proske, Inhaberin der Merseburger Fahrradmanufaktur. Allein sie kann ihren Kunden wenig anbieten: „Die Technik ist noch nicht so ausgereift.“ Am weitesten sei vielleicht ein Peilsender, der in die Motoren von E-Bikes eingebaut werden kann und mit dem sich der Standort des Rades später per App ermitteln lässt, beschreibt Proske. (mz)