Der Kampf der Dreijährigen Clara Der Kampf der Dreijährigen Clara : Ein (fast) ganz normales Leben

Braunsbedra - Clara singt gern, spielt am liebsten mit Lego und mag es, Ketten zu fädeln. Sie ist eben eine ganz normale Dreijährige. Doch für diese Normalität braucht es viele helfende Hände. Denn Clara ist an spinaler Muskelatrophie, einem Muskelschwund, erkrankt. Sie sitzt im Rollstuhl, auch bestimmte Bewegungen der Arme bereiten ihr Probleme. Ständige Hilfe ist nötig. Doch ihre Eltern haben gemeinsam mit der Braunsbedraer Kita „Sonnenschein“ erreicht, dass ihre Tochter dort bleiben kann, obwohl es sich nicht um eine integrative Einrichtung handelt. Die Lösung: Clara wird den ganzen Tag von einer Mobilitäts-Assistentin betreut.
Weder Behandlung noch Heilung
Ihre Mama Marlen Schicht erzählt, dass sie stutzig wurde, als ihr Baby nicht wie andere Kinder zu krabbeln begann. Von Steh- oder Laufversuchen ganz zu schweigen. Damals war die Kleine schon im „Sonnenschein“ untergebracht. Für Marlen Schicht und ihren Mann begann eine Ärzteodyssee samt zahlreichen Krankenhaus-Aufenthalten, bis die Erbkrankheit festgestellt wurde. Für dieses Leiden gibt es weder eine Behandlung noch eine Heilung. Seit sie anderthalb Jahre alt ist, sitzt Clara deshalb im Rollstuhl.
Nun war es der größte Wunsch der Eltern, ihre Tochter eben so normal wie möglich aufwachsen zu lassen. Sie sollte unbedingt in ihrer Kita, in der vertrauten Umgebung mit ihren Freunden, bleiben. Denn die anderen Kinder hatten Clara schon immer mit ihren Einschränkungen akzeptiert, gingen zwanglos mit dem Handicap Rollstuhl um, bezogen das Mädchen in ihren Alltag ein. Das Kita-Team um Leiterin Kathrin Görlitz unterstützte Familie Schicht dabei von Anfang an. „Clara ist doch eine Bereicherung für uns alle“, sagt die Chefin.
Rund um die Uhr an Claras Seite
Der folgende mühsame Kampf mit den Behörden bis hin zur Eingabe ans zuständige Ministerium und einem persönlichen Brief an den Ministerpräsidenten ist ein Thema, über das Marlen Schicht nicht so viel sprechen mag. Klar wird im Gespräch aber, dass viele Steine aus dem Weg geräumt werden mussten, bis im vergangenen Herbst die Mobilitäts-Assistentin genehmigt wurde.
Die Stelle bekam Bianca Berger. Die 38-jährige Braunsbedraerin ist selbst zweifache Mutter und hatte im „Sonnenschein“ schon über den Bundesfreiwilligendienst gearbeitet. Jetzt ist sie von Claras Ankunft in der Kita morgens bis zur Abholung nachmittags nur für die Dreijährige da, arbeitet eng mit den Erziehern zusammen. So kann Clara alles mitmachen, auch Ausflüge.
„Wo es hapert, fasst sie zu. Das macht sie mit Herz. Ich habe ganz viel Vertrauen zu ihr und fühle mich jetzt einfach besser, wenn ich Clara in die Kita bringe. Dann habe ich nicht mehr das Gefühl, dass meine Tochter für alle eine Belastung ist“, sagt Marlen Schicht. „Ich versuche, Claras große Freundin zu sein“, meint Bianca Berger.
Ihr Job ist zwar nur auf ein Jahr befristet, muss also bald wieder beantragt werden. Doch Marlen Schicht ist da optimistisch: „Die ganze Einrichtung sorgt dafür, dass Clara integriert ist. Alle machen das total super. Ich hoffe, dass das anderen Eltern behinderter Kinder Mut macht. Es lohnt sich, für ein normales Leben der Kleinen zu kämpfen.“ (mz)