Olympiabronze 1972 Der ewige Kanute trainiert die Jugend in Bad Dürrenberg
1972 holte Harald Gimpel Olympiabronze. Noch heute fährt er zu Weltmeisterschaften – und trainiert die Jugend.

Bad Dürrenberg/MZ - Wenn Harald Gimpel in dieser Woche die Bilder von den erfolgreichen deutschen Wildwasserkanuten in Tokio im Fernsehen sieht, bekommt er Gänsehaut, sagt der 69-Jährige. Schließlich kann er sehr gut nachvollziehen, was die Sportsfreunde auf der anderen Seite der Erdkugel gerade erleben. 1972 holte er im Eiskanal von Augsburg Olympia-Bronze. Doch Gimpel erzählt lieber über aktuelle Wettkampfpläne – die eigenen und die seiner Schützlinge. Er ist Trainer und Aktiver in Bad Dürrenberg.
Ausbremsen kann ihn allenfalls ein Gewitter, wie es gerade über dem idyllisch an der Saale gelegenen Bootshaus herunterkommt und zur Pause im Vereinsraum zwingt – und vielleicht noch eine Pandemie. Wegen der zögert er, ob er tatsächlich zu den World Masters, der „Weltmeisterschaft für Alte“, wie er sagt, Ende August nach Krakow fahren soll. Zumal die Gefahr bestehe, dass er am Ende allein in seiner Altersklasse ist.
„Kraft, Geschicklichkeit, Konzentration und ein Riesenquäntchen Glück“
Es ist eben keine Selbstverständlichkeit sich in Gimpels Alter noch in die Wogen und Walzen des Wildwassers zu stürzen, um das schmale Boot durch grüne Abwärts- und rote Aufwärtstore zu steuern. Die Begeisterung des 69-Jährigen für seine Sportart ist freilich ungebrochen. Deren Reiz seien die vielen Komponenten, die zusammenpassen müssen, sagt er: „Kraft, Geschicklichkeit, Konzentration und ein Riesenquäntchen Glück. Ein 100-Meter-Läufer weiß, wenn er seine Leistung bringt, passt das. Wenn man hier eine falsche Welle kriegt, einen Schlag auslässt, kann der Lauf vorbei sein.“
Nach seiner 1978 beendeten aktiven Karriere hatte Gimpel zunächst als Trainer gearbeitet, dann das Paddel lange Zeit liegen lassen. Erst als er zum 25. Jubiläum des olympischen Rennens wieder in Augsburg war, erzählten ihm ehemalige Konkurrenten, dass sie noch paddeln. „Da dachte ich, das könnte ich auch.“ Seither ist der Slalomkanute wieder aktiv, fährt bei Deutschen Meisterschaften und internationalen Rennen. Die Reisen muss er selbst organisieren und bezahlen. Anders als bei den Kaderathleten gibt es keinen Verband, der das übernimmt. Deshalb wird Gimpel die Olympiastrecke von Tokio wohl nur am Fernseher erleben, auch wenn die wegen Corona in diesem Jahr verschobene Senioren-WM dort 2022 nachgeholt wird.
„Wir trainieren hier freizeitmäßig“
Gimpel hat aber nicht nur die eigenen Wettkämpfe im Sinn. Derzeit betreut er in Bad Dürrenberg zwei Nachwuchssportler. Sein zuletzt erfolgversprechendstes Talent, Nico Leßmann, der im Jugendbereich immerhin Dritter bei den Deutschen Meisterschaften wurde, hat er zumindest vorerst an die Ausbildung verloren. Seinem Ehrgeiz hat das keinen Abbruch getan. Auch mit dem verbliebenen Athleten wie Felix Zbeczka peilt er die Deutschen Meisterschaften an. „Wir trainieren hier freizeitmäßig, an den Leistungsstützpunkten wird viel intensiver trainiert. Trotzdem fahren wir in der Spitze mit.“ Das zeige, dass die Arbeit in Bad Dürrenberg wohl nicht so verkehrt sein könnte, berichtet er stolz.
Wann und wo die Nachwuchsmeisterschaften 2021 stattfinden, ist allerdings wieder offen. Die designierte Wettkampfstrecke in Hagen-Hohenlimburg sei bei den jüngsten Hochwassern in Nordrhein-Westfalen weggespült worden. Auch die Bad Dürrenberger mussten in dieser Woche erstmal kleinere Sturmschäden an der eigenen Trainingsstrecke an der Eisenbahnbrücke beheben. Da hätten die Tore teils in den Bäumen gehangen, berichtet der Trainer. Der bei der Reparatur natürlich selbst mit angepackt hat.