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Mülldeponie im Verdacht Deponie-Gelände im Verdacht: Warum stinkt es seit Wochen in Steigra?

Von Anke Losack 27.11.2018, 07:49
Die Anlage in Steigra bei einem Brand vor einem Jahr.
Die Anlage in Steigra bei einem Brand vor einem Jahr. Peter Wölk

Steigra - „Es riecht verwest“, sagt die Steigraerin Ute Stockhaus. In den vergangenen Wochen sei der Gestank, der an einigen Tagen über den Ort zieht, „sehr schlimm“, bestätigt Brigitte Gebler, die wie Stockhaus in der Kupfer-Wein-Straße in Steigra wohnt. Auch andere Anwohner würden schimpfen.

Es wird vermutet, dass die Kompostier- und Abfallbehandlungsanlagen auf dem Gelände der ehemaligen Deponie unweit von Steigra für die unangenehmen Gerüche verantwortlich sind, so Gebler. Bis zu einem gewissen Grad sei das okay, so Stockhaus. Dass das auch mit dem Wind zu tun hat, weiß sie. Der strenge Geruch vergangener Tage bereite allerdings auch Sorge um die Gesundheit.

Firmenchef lädt zu Rundgang auf Gelände

Als die MZ ansässige Firmen mit dem Problem der Anwohner konfrontiert, blockt man nicht etwa ab. Im Gegenteil: Sven Heinisch, der Geschäftsführer der Usum GmbH, die in erster Linie kompostierbare Abfälle, Bauschutt und Aschen verwertet, lädt die MZ zum Besuch des Geländes ein.

An dem Vor-Ort-Termin nimmt auch Dorothee Seifert, Geschäftsführerin der auf dem Areal ansässigen Burgenland Ersatzbrennstoff (BEB) GmbH, teil. In der Firma werden Plastikabfälle recycelt.

Wie beide Geschäftsführer sagen, handelt es sich um zertifizierte Unternehmen, die strengsten Auflagen und Kontrollen unterliegen. „Wir werden permanent von Behörden überwacht“, erklärt Sven Heinisch. Er hält auf dem Gelände die Nase in den Wind und fragt: „Riechen Sie etwas?“ Kalter Wind weht einem an diesem Tag um die Nase, nahezu geruchslos. Erst ganz nah am offenen Tor der BEB-Halle, in der Plastikabfälle zerkleinert werden, riecht es etwas unangenehm, jedoch nicht ekelerregend.

Firmenchefs beteuern: „Wir nehmen nur ungefährliche Abfälle“

Wie Seifert erklärt, werden aus den Abfällen - es handle sich vorwiegend um Gewerbeabfälle und zu 10 bis 20 Prozent um Gelbe Säcke-, Ersatzbrennstoffe für Zementwerke produziert. Ein hoher Heizwert sei von Interesse. So werden etwa Folien, Leichtverpackungen, Tetrapacks oder Schaumstoffe in Ballen gepresst. „Wir nehmen nur ungefährliche Abfälle“, so die Geschäftsführerin.

Das trifft nach Angaben von Heinisch auch auf seine Firma zu. Dort werden unter anderem Bioabfälle, also aus der braunen Tonne, angenommen. „Leider ist da alles drin, was reinpasst - auch Klodeckel oder Plastiktüten“, sagt er und zeigt die Kompostieranlage, wo Fremdmaterial abgesondert wird. An der Stelle ist der Geruch unangenehm, allerdings auch erst beim direkten Herantreten so wahrnehmbar.

So wird der Bioabfall kompostiert

Wie Heinisch schildert, wird der reine Bioabfall in Mieten kompostiert. Darin würden sich Temperaturen zwischen 60 und 70 Grad entwickeln. „Die Mieten werden aber ständig belüftet, dadurch entstehen keine Gärprozesse“, so der Geschäftsführer, der zudem erklärt, dass keine Gefahr für die Gesundheit von möglichen Gerüchen ausgehe. Das, was auf dem Gelände verarbeitet wird, „sind auf jeden Fall nicht-gefährliche Abfälle“, betont er und verweist etwa auf die Aschen, aus denen in seinem Betrieb Kalkdünger hergestellt wird. „Dieser ist als Biodünger zertifiziert.“

Heinisch als auch Seifert raten Anwohnern, die starke Gerüche wahrnehmen, sich am selben Tag bei den Firmen zu melden. „Dann können wir dem auf den Grund gehen“, so der Usum-Geschäftsführer. Zudem bieten beide an, einen Tag der offenen Tür im nächsten Sommer zu machen, an dem sich Bürger ein Bild von den Anlagen und den Prozessen in den Betrieben machen können. (mz)