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"Das ist kein Federball!" "Das ist kein Federball!": So schlägt sich MZ-Reporter beim Badminton des TSV Leuna

Von Robert Briest 22.09.2019, 06:00
Der Lehrmeister: Manfred Kaufmann spielt mit der Gelassenheit der Routine.
Der Lehrmeister: Manfred Kaufmann spielt mit der Gelassenheit der Routine. Katrin Sieler

Leuna - „Das wichtigste ist: den Ball zu treffen“, stichelt ein Mitspieler mit einer letzten Erklärung von der anderen Seite des Spielfelds, als mein Schlag ins Leere und das Spielgerät vor mir zu Boden saust. Aber ganz so einfach ist es eben nicht, sich an den Schläger mit dem langen Stiel zu gewöhnen und mit dem ovalen, gespannten Netz am Ende den mit echten Gänsefedern ausgestatten Ball zu erwischen. Donnerstagabend ist in der Leunaer Sporthalle Badmintonzeit.

Badminton ist Rückhand, Vorhand, kurzer Lupfer über das Netz und Schmetterball

Ja, Badminton nicht Federball. Das hat Abteilungsleiter Hans Siegler schon vor dem Training klargestellt. „Das hier ist kein Federball, wo man sich hinstellt und ein bisschen Ping-Ping-Ping macht“, hat er gesagt und dabei leichte Handgelenksschläge über dem Kopf angedeutet. „Beim Badminton ist viel mehr Drive drin. Es hat eine schwierige Technik, Es verlangt Taktik und Schnelligkeit. Man muss gucken, wo der Gegner hingeht. Das ist das Schöne, man wird bei dem Spiel auch geistig gefordert.“

Aber erstmal muss ich mit der Technik anfangen. Es ist schon einige Jahre her, dass ich zuletzt einen Badmintonschläger in der Hand hatte. Entsprechend häufig schlage ich anfangs vorbei oder erzeuge jenen dumpfen, bei den Badmintonspielern ungeliebten Klang, wenn man zwar das Spielgerät mittig trifft, allerdings mit dem Rahmen oder Stiel und nicht mit dem bespannten Teil. Manfred Kaufmann gibt mir eine technische Einweisung in die verschiedenen Schlagarten. Rückhand, Vorhand, kurzer Lupfer über das Netz, Schmetterball: „Beim Schmettern muss du den Ball früher treffen. Bei der Rückhand musst du dem Gegner die Schulter zeigen“, rät der 71-Jährige.

Badminton-Abteilung seit 1958 beim TSV Leuna

Den Badmintonschläger solle ich wie eine verlängerten Arm halten und dann aus dem Handgelenk schlagen und dabei möglichst schon festen Stand haben. Ich bemühe mich. In einer Pause erzählt Kaufmann über Badmintonerfahrungen in Australien, wo es riesige klimatisierte Hallen für den Sport gebe. In Leuna haben die Badmintonspieler zwar auch die große Sporthalle, doch die Resonanz für ihren Sport ist nicht vergleichbar. „Die Abteilung gibt es seit 1958. Das war die erste Badmintonabteilung im Kreis“, erzählt Hans Siegler. Anfangs habe Leuna sogar in der obersten Liga gespielt.

Nach der Wende sei die Anzahl der Aktiven aber zurückgegangen. „Jetzt sind wir noch 20 Aktive.“ Die meisten sind 45 aufwärts. Vom Spielbetrieb haben sich die TSV-Spieler abgemeldet. Sie spielen jetzt noch einmal die Woche zum Spaß untereinander, meist Doppel. Siegler, der auch schon 45 Jahre Badmintonerfahrung auf dem Buckel hat, wirkt etwas ratlos: „Ich habe schon viele Aktionen gestartet, um neue Mitspieler zu bekommen. Zum Beispiel Artikel ins ’Leuna Echo’ gesetzt.“

Mit Leidenschaft bei der Sache

Geholfen habe das bisher nicht. Dabei hat er auch durchaus eine sehr positive Erfahrung gemacht: „2014 habe ich die Badmintongruppe in Bad Dürrenberg gegründet. Die läuft. Wir haben da 40 Leute, darunter viele Frauen.“ In Leuna spielen an diesem Abend nur sechs Männer. Sie sind aber mit Leidenschaft bei der Sache. Wir sind beim Doppel angekommen. Das Gelernte anwenden. Es funktioniert ganz gut, solange die Mitspieler mir die Bälle einigermaßen auf Mann spielen.

Auch die fiesen Stopps direkt hinter die Netzkante kann ich erlaufen. Aber natürlich wird es schwer, sobald das Duo auf der anderen Seite mal Ernst macht, dann laufe ich schnell in gestellte Fallen und dem Ball hinterher. Wie Siegler gesagt hatte: Es ist ein Spiel, das geistig fordert. Und körperlich. Am Ende bekomme ich zumindest ein Lob, von den Mitspielern: „Wir hatten schon schlechtere Anfänger.“ (mz)

Der Schüler: Wer nicht richtig steht, muss zur Not zum Ball springen.
Der Schüler: Wer nicht richtig steht, muss zur Not zum Ball springen.
Katrin Sieler