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Diebstahl bei Chemieunternehmen CRI Catalyst in Leuna: Diebstahl bei Chemieunternehmen - Der Goldraub von Leuna

Von Melain van Alst und Undine Freyberg 21.02.2019, 06:41
Aus dem gestohlen Goldsalz lässt sich auch Gold herstellen.
Aus dem gestohlen Goldsalz lässt sich auch Gold herstellen. dpa

Leuna - Bei einem spektakulären Diebstahl haben Unbekannte in der vergangenen Woche Goldsalz aus einer Firma am Chemiestandort in Leuna gestohlen. Wie jetzt erst bekannt wurde, hat die Firma CRI Catalyst Anzeige bei der Polizei erstattet, weil ihnen zwölf Kilogramm dieses wertvollen Stoffes abhanden gekommen sind und damit ein Schaden im sechsstelligen Euro-Bereich entstanden ist. Goldsalz ist ein Katalysator, der dazu verwendet wird eine Reaktion von Stoffen auszulösen. In dem Fall sind jedoch noch viele Fragen offen.

Polizeisprecher Ralf Karlstedt erklärte auf MZ-Anfrage, dass es am Montag, 11. Februar, eine Anzeige des Unternehmens gegeben hat. „Der Diebstahl wurde am Sonntag festgestellt und soll zwischen Freitag und Sonntag passiert sein.“ Die Kriminalpolizei sei vor Ort in der Firma gewesen und habe die Ermittlungen aufgenommen. „Zu dem Vorgang werden mögliche Zeugen befragt, also zum Beispiel Mitarbeiter der Firma.“ Von einem Einbruch sprechen die Beamten allerdings nicht, lediglich von Diebstahl. Zu dem Diebstahl aus der eigenen Lagerhalle war am Dienstag niemand aus der Geschäftsführung des Unternehmens zu erreichen.

Aus dem Goldsalz können bis zu sechs Kilogramm Gold gewonnen werden

Aus dem Goldsalz können bis zu sechs Kilogramm Gold gewonnen werden, ergänzt Elmer Siol vom Polizeirevier Saalekreis. Das Pulver entsteht, wie der Name schon vermuten lässt, auch aus Gold. Almut Vogt vom Schülerlabor der Hochschule Merseburg erklärt das Prozedere unabhängig von dem Fall: Mit Salpetersäure und Salzsäure könne das edle Metall aufgelöst werden. „Man nennt die beiden Stoffe zusammen auch Königswasser, weil sie den König der Metalle auflösen können.“ Das daraus entstehende Pulver werde als Katalysator verwendet. „Davon braucht man für gewöhnlich nur wenig, weil Katalysatoren nicht verbraucht werden“, sagt Vogt.

Unklar ist aber noch, wie die zwölf Kilogramm Goldsalz überhaupt vom Chemiestandort in Leuna verschwunden sind. Der gesamte Bereich ist abgesichert durch den Werkschutz. „Die Infra Leuna übernimmt die Ein- und Auslasskontrollen an den Werktoren und bestreift im Rahmen der Standortkontrolle auch das Firmengelände der CRI Catalyst“, sagt Wolfgang Stephan, Bereichsleiter des Werkschutzes.

CRI Catalyst in Leuna: Regelmäßige Kofferraumkontrollen der ausfahrenden Fahrzeuge

Die Befugnis des Werkschutzes reiche sogar so weit, dass an den Toren regelmäßige Kofferraumkontrollen der ausfahrenden Fahrzeuge erfolgen. Dort werde auch eine Nachschau durchgeführt und kontrolliert ob Firmeneigentum mitgenommen werde. Einen gewissen Grundstandard an Sicherheit biete die Infra Leuna, aber CRI Catalyst sorgt in der Firma selber zusätzlich dafür. Ein Diebstahl dieser Größenordnung sei jedoch in Leuna einmalig, wobei trotz aller Vorkehrungen Diebstähle nicht komplett ausgeschlossen werden können.

CRI Catalyst ist ein Unternehmen mit Tradition am Standort. Mit über 120 Mitarbeitern werden in dem Unternehmen verschiedenste Katalysatoren hergestellt, die in der chemischen Produktion sehr häufig gebraucht werden. Sie kommen dabei in ganz unterschiedlichen Formen daher, beispielsweise als Pulver, Tabletten, Pellets oder Fäden.

CRI-Geschäftsführer Holger Günschel war auch in der Vergangenheit eher zurückhaltend mit Informationen über das Unternehmen und dessen Produkte, da die Herstellung der Katalysatoren nach eigenen Angaben ein Betriebsgeheimnis ist. Im Jahr 2017 hat das Unternehmen eine neue Produktionsanlage in Betrieb genommen. Damals hieß es, dass das Unternehmen einen Umsatz von etwa 122 Millionen Euro im Jahr habe. (mz)

2017 hat CRI Catalyst eine neue Produktionsanlage eingeweiht.
2017 hat CRI Catalyst eine neue Produktionsanlage eingeweiht.
Peter Wölk