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Kandidaten im Gespräch Bundestagswahl 2017 - Kandidaten im Gespräch - Miriam Matz (Bündnis 90/Die Grünen)

06.09.2017, 09:40
Miriam Matz im Plastikpark in Leuna
Miriam Matz im Plastikpark in Leuna Peter Wölk

Leuna - Andere Perspektiven möchte Miriam Matz als junge Frau in den Bundestag bringen. Als Kandidatin für die Grünen will sie sich für Queer-Feminismus einsetzen und fordert eine Frauenquote, dort wo sie Sinn macht. Im Bereich der Umweltpolitik setzt sie vor allem auf gemeinsame Lösungen, die in Richtung der erneuerbaren Energien zeigen. Mit ihr sprach Melain van Alst.

Vor gut einem Jahr haben Sie für den Landtag kandidiert, jetzt für den Bundestag. Warum?
Matz: Es ist thematisch eine andere Herausforderung als der Landtag. Ich glaube, das passt gut zu mir. Außerdem fehlt es dem Bundestag an einer realistischen Bevölkerungsabbildung: es fehlen dort zum Beispiel Frauen und junge Menschen.

Bei welchen Themen fühlen Sie sich am wohlsten?
Matz: Bei Queer-Feminismus, doch aufgrund meines Studiums kann ich auch zur Außenpolitik beitragen. Und die Umweltpolitik spielt eine große Rolle.

Nun sind die umweltpolitischen Auflagen für die Industrie sehr hoch. Fordern Sie weitere Auflagen?
Matz: Das spielt auf die Grünen als Verbotspartei an. Es bringt nichts, den Menschen Verbote vorzusetzen. Wenn Abgaswerte nicht eingehalten werden, wird es der Umwelt und den Menschen durch finanzielle Strafen auch nicht besser gehen. Uns Grünen geht es um die Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlage für uns alle. Damit die Menschheit eine Zukunft hat.

Die Klimakatastrophe lässt uns kaum noch Zeit. Die 20 dreckigsten Kohlekraftwerke müssen deshalb sofort abgeschalten werden, um die Klimaziele von 2020 überhaupt noch zu erreichen. Das würde auch den Burgenlandkreis massiv treffen. Es gilt, sich zusammenzusetzen und nach Lösungen zu suchen.

Miriam Matz ist 22 Jahre alt, ledig und wohnt sowohl in Leuna als auch in Halle. Sie studiert seit 2015 an der Martin-Luther-Universität in Halle und will dort ihren Schwerpunkt auf Politikwissenschaft und den christlichen Orient lenken. Sie ist seit 2014 Mitglied der Partei die Grünen und hat die Funktion als Sprecherin für den Kreisverband Saalekreis im September 2014 übernommen. Seit Oktober 2016 ist sie zudem Vorsitzende des Grünen Kreisverbandes.

Wie könnten die aussehen?
Matz: Mir ist klar, dass die Mibrag einer der größten Arbeitgeber in der Region ist. Sie hat auch schon in erneuerbare Energien investiert, muss sie jedoch ausbauen. Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck hat gezeigt, dass Umweltschutz im Einklang mit den Bürgern funktioniert. Die Menschen dort waren nicht begeistert, dass große Stromtrassen gebaut werden sollten. Nach den Gesprächen mit Verbänden und Bürgern gab es eine Lösung, die zwar eine längere Trasse vorsieht, aber auch ein Kompromiss ist, der alle Seiten zufriedenstellt.

Muss mehr mit den Leuten gesprochen werden?
Matz: Definitiv. Es bringt nichts, wenn Politiker den ganzen Tag nur erzählen. Durch Zuhören lernen wir alle mehr.

Was haben Sie denn im Wahlkampf von den Wählern gehört? Welche Themen sind wichtig?
Matz: Die Kohle ist im Burgenlandkreis ein großes Thema oder auch die Digitalisierung. Wann der Ausbau genau beginnt, kann ich nicht sagen. Aber ich kann sagen, dass unsere Landesregierung erfasst hat, dass das Internet zur Daseins-Vorsorge gehört und es ausgebaut werden muss. Firmen siedeln sich nicht an, wenn es kein schnelles Internet gibt. Insgesamt bin ich aber auch mit dem Programm der Grünen glücklich. Es gab Momente, da habe ich gejubelt.

Wann denn?
Matz: Beim Bafög. Ich finde den Ansatz toll, dass Studenten das Bafög nicht zurückzahlen müssen. Viele sitzen jahrelang auf einem Schuldenberg. Bei manchen Themen freue ich mich, dass sie da sind, weil ich selbst nicht daran gedacht habe: Supermärkte ab einer gewissen Größe sollen Lebensmittel, die sie nicht verkaufen und die noch nicht abgelaufen sind, an Menschen abgeben.

Logistisch und finanziell ist das für die Märkte schwierig.
Matz: Schon, aber man muss es einfach mal machen und den Anstoß geben. Es wird zu oft, zu lange gewartet und das sehen wir jetzt auch bei den Lehrern. Jetzt stehen wir da und haben überall unbesetzte Stellen.

Sie sagten es zu Anfang: Einer Ihrer Schwerpunkte ist Queer-Feminismus.
Matz: Das ist ein schönes Thema. Die gleichgeschlechtliche Ehe war nur der Anfang. Menschen werden noch immer diskriminiert und deshalb braucht es einen bundesweiten Aktionsplan gegen Homo-, Bi- und Transphobie. Im frauenpolitischen Bereich bin ich ein Fan von Frauenquoten dort, wo es sein muss und auch etwas bringt.

Wo wäre das?
Matz: Es gibt eine Quote, die trifft 101 Unternehmen. Es ist schön, dass sie da ist, aber wir hätten gern, dass sie alle Vorstände der 3.500 deutschen börsennotierten und börsenmitbestimmten Unternehmen betrifft.

Wo braucht es keine Quote?
Matz: Bei der Vergabe von Referendariatsplätzen in Sachsen-Anhalt. Wir haben zu wenig und die dann noch mit einer Quote zu belegen, ist nicht hilfreich. Wir sollten möglichst alle zukünftigen Lehrer nehmen, die gern hier bleiben möchten. Die Quote ist ein Grund für mich, in den Bundestag zu gehen. Dort sind zu wenig Frauen. Wir brauchen Vielfalt, Menschen mit verschiedenen Erfahrungen. (mz)