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Bleibende Schäden nach Unwetter Bleibende Schäden nach Unwetter: Einwohner von Zingst klagen über zu wenig Hilfe

Von Michael Bertram 12.07.2017, 09:40
Michael Lange und Helga Möbius haben den Vorgarten eines Nachbarhauses wieder auf Vordermann gebracht. Doch die Idylle trügt.
Michael Lange und Helga Möbius haben den Vorgarten eines Nachbarhauses wieder auf Vordermann gebracht. Doch die Idylle trügt. Peter Wölk

Zingst - Mit Spaten und  Harke verteilen Helga Möbius und Michael Lange die Erde auf dem Beet eines  Vorgartens  in Zingst. Einen Monat nach den zwei Schlammlawinen, die durch das Dorf nahe  Querfurt gerauscht sind, sieht es vor dem Haus fast schon wieder idyllisch aus.

Die braun gefärbte Fassade des Hauses und die Sandsäcke, die fast vor jedem Grundstück liegen, erinnern jedoch an die Katastrophe, die jeden Bewohner mitgenommen hat.„Wenn es regnet, da drehen Sie vor Angst, dass noch einmal so etwas passiert, fast durch“, beschreibt Helga Möbius ihre Gefühlswelt.

Besorgt schaut man auch dieser Tage wieder gen Himmel. Denn erst am Dienstag war nach einem Starkregen erneut Schlamm und Wasser von einem höher gelegenen Acker in den Ort gerauscht. Über Gräben und einen neuen, größeren  Durchlass, der aktuell unter der B 250 errichtet wird, konnte das Wasser dieses Mal  normal abfließen.

Sonst hat sich in all der Zeit in Zingst nur wenig getan. Auf einer größeren Freifläche neben  dem Damm der  Bahntrasse steht der Schlamm noch so hoch wie kurz nach der Katastrophe. Sogar eine Mülltonne ragt noch immer nur zur Hälfte aus dem Erdreich. Wie Barrikaden wirken die Sandsackwälle, die praktisch jedes Haus umgeben. „Wir sind vorbereitet, falls noch einmal etwas passieren sollte“, kommentiert Möbius.

Sie selbst war von der Schlammlawine betroffen. Der Keller wurde geflutet. Auch der von Michael Lange, der bei dem Unglück auch  technische Geräte wie Waschmaschine und einen Ofen einbüßte. „Am Montag kam endlich die Freigabe der Versicherung, dass unser Schaden übernommen wird“, zeigt sich Möbius  etwas erleichtert.

Wie groß der eigene Schaden ist, will sie nicht sagen. Die Stadt Querfurt geht derweil von einer siebenstelligen Summe aus, wenn man alle Punkte im Ort zusammenzählt. Auch Wege wurden beschädigt, unter anderem jene Verbindung zwischen Vitzenburg und Zingst. Weil es dort tiefe Krater gibt, ist die Strecke nach wie vor abgesperrt. „Achtung, Lebensgefahr“, lautet es auf einem angebrachten Schild.

Weiterhin klagen die Einwohner über zu wenig Hilfe. Deshalb ist auch unklar, wann es in Zingst wieder aussehen wird wie vor den Schlammlawinen. Doch auch wenn alles wieder schön ist - in den Köpfen der Zingster bleibt die Katastrophe fest verankert. (mz)