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Angeln mit Handicap Angeln mit Handicap: Anglerverein kämpft für Barrierefreiheit am Geiseltalsee

Von Dirk Skrzypczak 07.07.2016, 04:00
Den Köder am Haken: Noch ist das für behinderte Angler am Geiseltalsee nicht möglich.
Den Köder am Haken: Noch ist das für behinderte Angler am Geiseltalsee nicht möglich. Peter Wölk

Braunsbedra - Seit zwei Jahren darf im Geiseltalsee geangelt werden. Und fast ebenso lange schon kämpft der Kreisanglerverein Merseburg um einen behindertengerechten Zugang zum Gewässer. Zwar haben von den 1.800 Mitgliedern des Vereins nur etwa 20 ein Handicap, aber auch sie sollen wie auch andere Behinderte nicht vom Angeln ausgeschlossen werden. „Allerdings ist die Lage kompliziert, weil viele Interessen und Bestimmungen beachtet werden müssen. Und deshalb kommen wir auch nicht so richtig voran“, sagt Hilmar Knoblauch, der Vorsitzende des Vereins. Der Landesanglerverband hat den Geiseltalsee gepachtet und damit auch das Fischereirecht. Die Betreuung hat er an den Kreisanglerverein übertragen.

Kaum barrierefreie Zugänge zum See

Braunsbedras Bürgermeister Steffen Schmitz (CDU) unterstützt Knoblauchs Ansinnen. Allerdings ist es kompliziert, eine geeignete Stelle zu finden, von der aus Behinderte die Angel auswerfen können, erklärt er. Der Schilfgürtel ist für die Petrijünger aus Naturschutzgründen tabu. Große Uferbereiche unterliegen zudem nach wie vor dem Bergrecht und dürfen offiziell gar nicht betreten werden. Und die Benutzung des Rundwegs, der um den See führt, ist nur für Fußgänger und Radfahrer gestattet. „Behinderte müssten aber mit dem Auto direkt bis zur Angelstelle fahren können“, meint Vereins-Chef Knoblauch.

Schmitz hält daher vor allem das Ufer in Frankleben für geeignet. Der Parkplatz ist mit einem barrierefreien Zugang zum Rundweg ausgestattet. Bliebe also noch ein Angelsteg nebst Zufahrt übrig. Doch Braunsbedra möchte mehr, damit sich die Investition auch lohnt. Einen Anleger für die Fahrgastschifffahrt. „Doch in diesem Punkt spielt der Landkreis noch nicht mit“, sagt der Bürgermeister und geht davon aus, „dass wir so schnell wohl keine Lösung für das Problem finden“.

Anglerverein investiert 15.000 Euro

Das dürfte mindestens bis ins nächste Jahr dauern. „Aufgrund der Teilfreigabe steht im Bereich Frankleben derzeit nur ein begrenzter Uferbereich als Zugang zum Gewässer zur Verfügung“, heißt es auf Anfrage der MZ aus der Kreisverwaltung. Für den angestrebten behindertengerechten Angelsteg komme also nur eine Stelle im Schilfgürtel infrage. Eine Genehmigung für den Bau eines Stegs sei daher an naturschutzrechtliche Anforderungen geknüpft. Entsprechend aufwendig ist das Verfahren. Laut Kreis sei daher wohl erst 2017 eine Nutzung möglich. Landrat Frank Bannert (CDU) sagt seine Unterstützung zu. „Barrierefreiheit endet nämlich nicht am abgesenkten Bürgersteig. Auch bei Freizeitaktivitäten soll eine barrierefreie Teilnahme möglich sein“, sagt er.

Für den Kreisanglerverein, der nach eigenen Angaben bislang 15.000 Euro investiert hat (unter anderem wurden Fische ausgesetzt, um die Bestände zu vergrößern), ist fehlende Barrierefreiheit nicht das einzige Ärgernis. Der Schilfgürtel gilt als geschütztes Biotop. Angeln ist deshalb nur in einer Entfernung von 50 Metern zum Röhricht gestattet. „Die Fische sind vor allem in der Uferzone. Und uns bleibt fast nur das Angeln vom Boot aus“, meint Knoblauch und fordert daher eine Novelle der Allgemeinverfügung für den See. „Im Leipziger Neuseenland geht das doch auch.“ Der Landkreis argumentiert mit dem Artenschutz, den Rückzugs- und Brutplätzen von Wasservögeln im Schilf.

Für die Angler gibt es aber einen Hoffnungsschimmer. Der Kreis hat eine Erfassung der Wasservögel in Auftrag gegeben, die derzeit ausgewertet wird. Je nach Ergebnis könne der Schutzradius eventuell verringert werden, heißt es. (mz)

Seit Juni 2014 ist das Angeln im Geiseltalsee erlaubt, wenn Petrijünger dafür den Berechtigungsschein haben, den der Kreisanglerverein vergibt.
Seit Juni 2014 ist das Angeln im Geiseltalsee erlaubt, wenn Petrijünger dafür den Berechtigungsschein haben, den der Kreisanglerverein vergibt.
Peter Wölk