1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Saalekreis
  6. >
  7. Agrargenossenschaft Bad Dürrenberg: Agrargenossenschaft Bad Dürrenberg: Die nächste Generation übernimmt

Agrargenossenschaft Bad Dürrenberg Agrargenossenschaft Bad Dürrenberg: Die nächste Generation übernimmt

Von Melain van Alst 02.09.2017, 14:00
Matthias und Bernd Ulrich haben einige Jahre zusammengearbeitet. Nun geht der Vater in Rente.
Matthias und Bernd Ulrich haben einige Jahre zusammengearbeitet. Nun geht der Vater in Rente. Peter Wölk

Bad Dürrenberg - Ein Mitarbeiter ruft eine kurze Information zu einer der Maschinen ins Büro. Bernd Ulrich hakt nach und muss dann, wie auch Sohn Matthias, darüber lachen. Bernd Ulrich hat 42 Jahre in der Agrargenossenschaft Bad Dürrenberg gearbeitet und über viele Jahre die Geschicke geleitet. Doch nun gibt er den Staffelstab weiter - Sohn und Prokurist Matthias Ulrich wird ab 1. September Geschäftsführer der Genossenschaft. So hat es der Aufsichtsrat bestätigt. Auf den Senior wartet derweil der Ruhestand.

Die Genossenschaft und die Anforderungen an die Landwirtschaft haben sich in den vergangenen Jahren, vor allem aber nach der Wende enorm verändert. Als Abteilungsleiter hat Ulrich vor 42 Jahren den Weg in die Genossenschaft gefunden. „Damals sind wir alles mit dem Motorrad abgefahren“, sagt er und lächelt. Er nimmt das Smartphone und wedelt damit herum: „Sowas gab es nicht.“ Also hat er sich aufs Rad geschwungen und die Mitarbeiter persönlich eingewiesen.

Mitte der 90er wurden dann die ersten Funktelefone im Unternehmen eingeführt

Mitte der 90er wurden dann die ersten Funktelefone im Unternehmen eingeführt. „Damals kamen die noch in einem riesigen Koffer“, sagt der 64-Jährige und lacht. Bernd Ulrich kennt das Unternehmen als Kooperative Abteilung Pflanzenproduktion (KAP) als Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) und am 29. Juni 1991 wurde daraus die Agrargenossenschaft gegründet. Im selben Jahr wurde Ulrich in den Vorstand gewählt.

Über die vielen Jahre hat er mit seinem Team versucht, die Flächen der Genossenschaft zu halten. Von ehemals über 6.000 Hektar werden heute noch etwa 4.800 Hektar bewirtschaftet. Damit zählt die Genossenschaft zu den größten landwirtschaftlichen Unternehmen im Saalekreis. Auf den Feldern werden vorrangig Getreide, Raps, Mais, Speisekartoffeln und Zuckerrüben angebaut und in der Tierproduktion hat sich die Genossenschaft auf die Mutterkuh- und Legehennenhaltung beschränkt.

Landwirtschaft ist heute nicht mehr nur das reine Beackern von Feldern

Landwirtschaft ist heute nicht mehr nur das reine Beackern von Feldern, da sind sich die beiden Ulrich-Männer einig. Ihre Arbeit hängt viel von politischen Entscheidungen ab. Werden Gesetze und Anbauanforderungen verändert, müsse man genau nachrechnen, ob sich diese oder jene Pflanze rechnerisch noch lohne. Derzeit grübeln sie darüber, ob sie weiterhin Soja-Bohnen anbauen können. Aufgegeben haben sie über die Jahre die Gemüseproduktion. „Das war ein großer finanzieller Einschnitt“, sagt der Senior und blickt zum Sohn. „Dafür haben wir jetzt zwei Biogasanlagen“, sagt Matthias Ulrich.

Seit zehn Jahren arbeitet er bereits im Unternehmen. Die ersten Schritte hat er aber schon während der Schulzeit im Betrieb beim Vater gemacht. „Damals habe ich Kartoffeln sortiert“, sagt er mit einem Lächeln. Nach der Schule habe er dann in Leipzig eine Lehre gemacht und später studiert. Erst danach sei er ins Unternehmen in Bad Dürrenberg eingestiegen.

Unternehmen arbeitet mit GPS-gestützten Systemen

Herausforderungen, die vor allem den 37-Jährigen erwarten, liegen in der voranschreitenden Digitalisierung. Schon jetzt arbeitet das Unternehmen mit GPS-gestützten Systemen, die den Landwirten die Arbeit auf dem Feld erleichtern soll. „Im Bereich der Sensorik wird sich noch einiges weiterentwickeln“, sagt Matthias Ulrich mit Blick in die Zukunft. Auch das Thema „Bio“ müsse man immer im Auge behalten.

Bernd und Matthias Ulrich glauben, gut aufgestellt zu sein - und das nicht nur bei der Produktvielfalt. „Wir haben ein gutes Team, junge Leute, die nachgerutscht sind. Und die wollen wir auch“, so Matthias Ulrich. Deshalb geht Bernd Ulrich guten Gewissens, wenn auch mit einem weinenden Auge, in Rente. „Aber bei Fragen helfe ich immer gern“, sagt er. „Der Weg zu meinen Eltern zum Feierabendbier ist ja nicht weit“, sagt Matthias Ulrich. Beide lachen. (mz)

1994 hat die Agrargenossenschaft die Legehennenanlage in Kötzschau übernommen und betreibt sie weiter.
1994 hat die Agrargenossenschaft die Legehennenanlage in Kötzschau übernommen und betreibt sie weiter.
Peter Wölk