Abfluss verstopft Abfluss verstopft: Warum Biberdämme teilweise abgerissen werden müssen

Wüsteneutzsch - Die Biberbauten an „Der Bach“ bei Wüsteneutzsch haben am Mittwoch eine fachmännische Begutachtung erfahren. Vertreter von Umweltamt, Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft, Biberreferenzstelle und der Kommune hatten sich an dem Gewässer getroffen, um zu entscheiden, was mit den Arbeiten des geschützten Nagers geschehen soll.
Denn diese stauen den Bach, der als zentraler Abfluss des Speichers Kötzschau einen wichtigen Baustein im Hochwasserschutz des Saalekreises darstellt. Kreypaus Ortsbürgermeister Peter Engel (BfL) fürchtet, daher dass im Zweifelsfall der Ortsteil Wüsteneutzsch überschwemmt werden könnte, weil das Wasser in Zuläufen schon jetzt in Richtung des Dorfes drückt und einige Wiesen bereits unter Wasser stehen.
Biberdamm: „Hier muss das Wasser abfließen können“
„Hier muss das Wasser abfließen können. Bei den extremen Witterungsbedingungen derzeit, wenn es da drei Tage richtig regnet, haben wir hier ein Problem“, wiederholte er nun seine Sorge.
Im Ergebnis des Treffens am Mittwoch scheint nun jedoch eine Lösung gefunden, die Hochwasser- und Naturschutz in Einklang bringen soll. Die Biberdämme, die derzeit für Wasserfälle im Bach sorgen, sollen auf 30 Zentimeter zurückgebaut werden. Dann will man gucken, wie sich der Biber verhält, berichtete Engel. Ein Landwirt soll die Dämme dann im Auge behalten.
An der schmalsten Stelle zwischen Bach und Teich ist ein deutlicher Trampelpfad entstanden
Der Biber, oder besser, die Biber wohnen nicht in diesen, erklärt Torsten Beyer von der Biberreferenzstelle des Landes, der an der Beratung vor Ort teilgenommen hat. Seiner Einschätzung nach lebten die Tiere auf der anderen Seite eines schmalen Dammes in dem benachbarten Teich unterhalb der Schleusenruine. Dort am Ufer finden sich die aus Ästen und Zweigen zusammengesetzte Biberburgen. An der schmalsten Stelle zwischen Bach und Teich ist ein deutlicher Trampelpfad entstanden.
Der Biber würde jeden unnötigen Meter über Land vermeiden, erklärt Beyer. Anhand der Spuren vor Ort geht er davon aus, dass in dem Gebiet eine Familie ihr Revier hat. Im Schnitt rechne man mit 3,3 Tieren je besetztem Revier: Eine ganze Familie könne aus den Eltern sowie den Jungtieren des aktuellen und des vergangenen Jahres bestehen. „Die konkrete Familiengröße hängt auch vom Nahrungsangebot ab.“
Die strittigen Bauwerke im Bach sind Nebendämme
Die strittigen Bauwerke im Bach seien Nebendämme, schätzt der Experte ein. Die Biber benutzen den Bach, um an ihre Nahrung zu gelangen. Wenn er ihnen zu flach zum Schwimmen ist, stauen sie ihn eben auf. So wie nun geschehen. Beyer warnt deshalb davor, dass ein Abbau der Dämme zu einer Sisyphusarbeit werden könne, weil der Biber sie schnell wieder aufbaue.
„Meist macht er das an derselben Stelle, weil er die Dämme, an der für ihn günstigsten Stelle errichtet hat.“ Den von Engel im Vorfeld geäußerten Wunsch, die Biber umzusiedeln, verwarf er. Dies bringe nichts: „Dann übernimmt, in zum Teil recht kurzer Zeit, ein anderer Biber das Revier.“ (mz)