S-Bahn-Verbindung Halle - Leipzig S-Bahn-Verbindung Halle - Leipzig: Deutsche Bahn bekommt Platzprobleme nicht in Griff

Halle (Saale)/Leipzig - Der Reporter, der täglich mit der S-Bahn von Leipzig nach Halle pendelt, hat sich einen Trick angewöhnt. Er steigt nicht erst am Hauptbahnhof in den Zug, sondern schon am Leipziger Markt, eine Station vorher. Dort herrscht in der Regel weniger Andrang. Leider funktioniert der Trick gerade nicht. Leipzig Markt, Dienstagmorgen, Linie S5x 9.18 Uhr nach Halle: Mit fünf Minuten Verspätung fährt ein völlig überfüllter kurzer Zug ein. Drei Sicherheitsleute auf dem Bahnsteig passen auf, dass er nicht noch voller wird. Eine Lautsprecherdurchsage verkündet, was offensichtlich ist: „Dieser Zug ist überfüllt. Wenn es möglich ist, nutzen Sie bitte spätere Verbindungen.“ Der Reporter bleibt draußen.
Voll, voller, überfüllt: Die Deutsche Bahn bekommt die Platzprobleme in der S-Bahn zwischen Halle und Leipzig nicht in den Griff. Praktisch seit dem Start des mitteldeutschen S-Bahn-Netzes vor knapp zwei Jahren klagen Pendler immer wieder über heillos verstopfte Züge und Mangel an Abstellmöglichkeiten für Fahrräder. Im Juni mussten Bundespolizisten am Leipziger Hauptbahnhof sogar Radfahrer aus einer völlig überfüllten S-Bahn holen.
Dabei gibt es schon zwei Linien zwischen den Städten - die S3 über Schkeuditz und die S5/S5x über den Flughafen. Doch gerade wird in Halles Hauptbahnhof gebaut, zwei Wochen lang fährt die S3 von morgens bis nachmittags nur zwischen Leipzig und Schkeuditz. Von dort nach Halle setzt die Bahn Busse ein. Doch die brauchen viel länger für die Strecke, für viele Pendler sind sie keine Alternative. Sie weichen deshalb auf die S5x aus. Sind dort nur kurze Züge unterwegs, ist das Chaos programmiert.
Schon am Montag, mit Beginn der Bauarbeiten, war das so. Wieder Leipzig Markt, wieder die S5x 9.18 Uhr nach Halle. Wieder ein völlig verstopfter kurzer Zug. Der Reporter quetscht sich und sein Fahrrad hinein. Das steht halb im Türbereich, halb im Fahrradabteil, wo schon fünf andere Radler ihre Räder festhalten. Abstellen geht nicht, die Klappsitze sind besetzt. Man könnte die dort Sitzenden bitten aufzustehen und Platz für die Räder zu machen. Aber wo sollten die Fahrgäste hin? Kein Raum, nirgends. An die Scheiben der Fahrradabteile hat die Bahn große grüne Folien geklebt: Bitte Platz freigeben für Fahrräder. Es wirkt wie ein kleines Heftpflaster auf einer großen Brandwunde.
Eigentlich reicht der Fuhrpark aus, eigentlich
Nicht genügend Wagen für S5x
Die Bahn räumt ein, dass die S5x eigentlich mit zwei aneinandergekoppelten Zügen fahren soll. Zurzeit seien aber nicht genügend Wagen verfügbar, sagt ein Sprecher. Am Dienstag standen acht von 51 verfügbaren Zügen in der Werkstatt, manchmal sind es nur vier, manchmal zehn. Mal gibt es technische Störungen an bestimmten Bauteilen, mal dauert die Instandhaltung länger als geplant. Es sind Antworten, wie man sie seit Monaten hört. Trotzdem bleiben die Bahn und die Länder als Auftraggeber eisern dabei: Eigentlich reicht der Fuhrpark aus. Eigentlich.
Montagnachmittag, Halle Hauptbahnhof. Der Reporter muss nach Leipzig, ein Termin. Die Infotafel zeigt: Um 16.03 Uhr fährt eine S-Bahn. Sie zeigt auch: Um 16.03 fährt ein Bus. Wie jetzt? Fährt die Bahn? Fährt der Bus? Beide, klärt die Frau am Info-Schalter auf. Muss man nicht verstehen. Der Reporter steigt in den Zug. Der Zug bleibt stehen. Der Schaffner verkündet über Lautsprecher: „Die Abfahrt verzögert sich um einige Minuten wegen der Verspätung eines einfahrenden Fernverkehrszuges.“
Muss man auch nicht verstehen. Aber wenigstens gibt es bei der Bahn immer eine Antwort. (mz)