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Roberto Yañez Roberto Yañez: Honeckers Enkel will als Künstler wahrgenommen werden

13.11.2013, 10:13
Roberto Yanez, Enkel von Erich Honecker, ehemaliger Vorsitzender des Staatsrates der DDR, in einer Galerie in Berlin vor einem seiner dort ausgestellten Bilder mit dem Titel "Abstraktion". In der Ausstellung liest er anschließend aus seinem Gedichtband "Frühlingsregen".
Roberto Yanez, Enkel von Erich Honecker, ehemaliger Vorsitzender des Staatsrates der DDR, in einer Galerie in Berlin vor einem seiner dort ausgestellten Bilder mit dem Titel "Abstraktion". In der Ausstellung liest er anschließend aus seinem Gedichtband "Frühlingsregen". dpa Lizenz

Berlin/dpa - Im schwarzen Kapuzenshirt schiebt er sich durch das Gewusel in der Berliner Galerie Kornfeld und schreibt Autogramme. Roberto Yañez, Enkel von Ex-DDR-Staatschef Erich Honecker, gibt sich gelassen. Dennoch ist am Dienstagabend eine Spannung spürbar. Bei seinem ersten Deutschland-Besuch nach 23 Jahren eröffnet der Künstler in der Hauptstadt die Bilder-Ausstellung „Metamorphosen“ und liest aus seinem Gedichtband „Frühlingsregen“. Dort kommen Gespenster, der Geist der Tiere oder Christus vor.

„Dann wollen wir mal versuchen, Politik und Kunst heute zu trennen“, sagt der große, stämmige Mann fast schüchtern. Die großformatigen Bilder mit kräftigen Ölfarben und kubistischen Formen heißen „Der giftige Nachmittag“ oder „Das metaphysische Fenster“. Der Surrealismus habe ihm geholfen, klarzukommen, sagt der 39-Jährige. Und: „Das deutsche Denken ist logisch, genau strukturiert. Surrealismus passt da nirgendwo rein.“

Guter Kontakt zu Oma Margot

Der Maler, Lyriker und Musiker lebt in Chile. Er hatte nach dem Mauerfall mit seiner Familie seine Heimatstadt Berlin verlassen. Er ist der Sohn von Honeckers Tochter Sonja. Sie hatte in der DDR den Exil-Chilenen Leo Yañez Betancourt geheiratet. Die Ehe wurde später geschieden.

Auch Sonjas Mutter Margot Honecker, die frühere langjährige DDR-Ministerin für Volksbildung, reiste nach Chile aus. 1993 folgte Erich Honecker, nachdem das deutsche Strafverfahren gegen ihn wegen seiner schweren Krebserkrankung eingestellt worden war. Erich Honecker starb 1994.

Seiner Großmutter gehe es gut, sagt Yañez der Nachrichtenagentur dpa. Er habe als Enkel einen sehr guten Kontakt zu ihr - „aber politisch muss man das auseinanderhalten. Politik und Großmutter halte ich auseinander.“ Er sei ein kritischer Mensch. „Ich habe mich auch nicht erziehen lassen.“ Die Ex-Ministerin verteidigt dagegen bis heute dogmatisch ihre sozialistischen Prinzipien. Mit Blick auf seinen Großvater meint Yañez: „Er hat sein Leben gehabt und ich bin ein anderer Mensch. Ich bin nicht er.“

Auch in der Dokumentation des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) „Honeckers Enkel Roberto“ von Thomas Grimm wird deutlich, dass Yañez seiner Familiengeschichte nicht ausweichen kann. Seinen Großvater Erich hat der Künstler demnach auch als einen Mann in Erinnerung, den er in der abgeschotteten Waldsiedlung Wandlitz besuchte und der ihn auch mit zur Jagd nahm.

Krank durch politische Wende

Vom politischen Bruch sei er dann als junger Mann krank geworden, sagt der Künstler der dpa weiter. „Ich habe Schaden davongetragen.“ Die Familie habe er sich nicht aussuchen können. In einem Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“ hatte Yañez 2011 über Alpträume, Zusammenbrüche, Depression und Therapien gesprochen.

Er sei nach mehrjähriger Überlegung nach Deutschland gekommen - ohne Groll oder Verbitterung. „Schön, dass Berlin so eine Metropole geworden ist. Gut, dass die Mauer nicht mehr da ist und sich die Menschen frei bewegen können“, sagt der Honecker-Enkel der dpa.

Er wolle wiederkommen, aber nicht weiter auf der Vergangenheit herumkauen. Er könne jetzt ausgeglichener nach Chile zurückkehren. Galerist Freddy Kornfeld, der sich maßgeblich für den Künstler stark gemacht hat, zollt Respekt: „Roberto hat sich trotz aller Zweifel seiner Vergangenheit gestellt.“ Die Ausstellung ist bis zum 15. Februar zu sehen.

Roberto Yanez, Enkel von Erich Honecker
Roberto Yanez, Enkel von Erich Honecker
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