Restaurant Schützenhaus Kemberg Restaurant Schützenhaus Kemberg: Treffsichere Küche und konkurrenzfähige Rezepte
Kemberg - Unscheinbar. Nur ein bescheidenes Schild weist den Weg. Schlicht wirkt auch die Fassade des Kemberger Schützenhauses. Doch das sind nur die ersten flüchtigen Eindrücke. Und die können bekanntlich täuschen. In diesem Falle ist es ganz gewiss so, wie sich wenig später ...
Unscheinbar. Nur ein bescheidenes Schild weist den Weg. Schlicht wirkt auch die Fassade des Kemberger Schützenhauses. Doch das sind nur die ersten flüchtigen Eindrücke. Und die können bekanntlich täuschen. In diesem Falle ist es ganz gewiss so, wie sich wenig später herausstellt.
Wie zu Großmutters Zeiten
Nach einer ausgedehnten Wanderung in der angrenzenden Dübener Heide ein frohes Signal: Die schwere Holztür des Gasthauses steht offen. Wer durch den Windfang in die gute Stube kommt, fühlt sich in Großmutters Zeiten versetzt. Rundum Holzverkleidungen, ein Kachelofen, eine schwere Balkendecke, Fachwerkwände und am Tresen: eine Registrierkasse, wie man sie sonst nur im Heimatmuseum finden kann. Sieben Tische, das macht unterm Strich 40 Stühle. So findet sich für Singles oder Pärchen immer ein freies Plätzchen. Doch Gruppen, die zur Mittagszeit nicht warten wollen, sollten besser vorher anrufen.
Die Bedienung ist emsig. Kaum sitzt ein Gast, liegt die aktuelle Karte vor ihm. Jetzt muss man sich entscheiden: sofort lesen und bestellen - oder noch einmal aufstehen und erst die historischen Stücke an den Wänden inspizieren.
Kemberger beherrschen jagdliches Handwerk
Gut getroffen, da hängt doch tatsächlich eine große Schießscheibe aus dem Jahr 1752. Auch andere Erinnerungsstücke veranschaulichen, dass die Kemberger das jagdliche Handwerk meisterlich beherrschen. Heute sind es die Jäger aus dem benachbarten Eutzsch, erfährt man auf Nachfrage, die das Schützenhaus mit frischem Wildbret versorgen. Wildschwein, Hirsch, Reh - es herrscht kein Mangel, wie die angebotenen Hauptgerichte ahnen lassen.
Das ist kein Wunder, gehört die Heide doch zu den wildreichsten Regionen Sachsen-Anhalts. Neugierig macht die Offerte der Vorspeisen: beispielsweise Blutwurst-Muffin auf karamellisierten Trauben. So etwas gibt es nicht alle Tage. Andreas Triebel, der einfallsreiche Koch des Hauses: „Anlässlich eines Luther-Mahles habe ich ein wenig ausprobiert.“ Weizenmehl, Eier, Milch, Backpulver, Weißwein, Honig, Kräuter und - wie im Namen angekündigt - Blutwurst. Es dauert weniger als 20 Minuten und der Mix, der manchem Gourmet vielleicht doch zu gewagt erscheint, ist fertig zum Genießen.
Anschrift:
Schützenplatz 1, 06901 Kemberg
Kontakt:
Telefon: 034921/ 61 46 56
Internet: www.schuetzenhaus-kemberg.de
Öffnungszeiten:
Montag Ruhetag, Dienstag bis Samstag 12 bis 22 Uhr,
Sonntag 11.30 bis 21 Uhr
Angebote:
Tagesaktuelles ab 3,90 Euro, Hauptgerichte zwischen 9,20 und 25,70 Euro, Weine ab 3,80 Euro
Gelungenes Experiment
Lässt man Vorurteile mal weg, dann darf dieses Experiment als gelungen bezeichnet werden und ist schon wegen seiner Seltenheit gewiss seine 8,90 Euro wert. Mit einer Birnen-Ingwer-Suppe (5,50 Euro) samt feiner Blutwurst, das Ganze verfeinert durch Gaben von Apfelsaft, Sahne, Zucker und Branntwein, setzt Triebel gleich noch einen weiteren rustikalen kulinarischen Akzent. Zutaten, die erst auf den zweiten Blick zueinander passen, testet der 28-Jährige auch bei den Hauptspeisen. So gelingt dem jungen Mann, der seine Lehrjahre in München und Wittenberg absolvierte, ein köstliches Duett aus Wachtel und Pfefferkirschen.
Das Fleisch des kleinen Vogels erweist sich als besonders zart und fein. Fettarm, geschmacklich dem Rebhuhn ähnlich, gilt es nicht umsonst als eine Delikatesse, die man hierzulande oft nur in Restaurants der gehobenen Preisklasse genießen kann. 12,40 Euro kostet das Gaumen-Vergnügen in Kemberg. Eines darf man der Küche getrost abnehmen: Alles ist frisch zubereitet, auch das Graupenrisotto als bekömmliche wie ungewöhnliche Beilage. Kirschsaft und Zitronenpfeffer sorgen für die Würze.
Koch entwickelt konkurrenzfähige Rezepte
Rach, Lafer oder Lichter - bislang haben sich die Großen der Zunft nicht in Kemberg blicken lassen. Aber das kann sich bald ändern. Schließlich entwickelt der junge Koch aus eigenem Antrieb durchaus konkurrenzfähige Rezepte. Ein Beispiel, das überzeugt und wegen der großen Nachfrage regelmäßig in der Speisekarte auftaucht: Papageienfisch, gefangen in tropischen Meeren, hier in Kemberg auf Couscous (Hartweizengrieß) serviert. Dazu passt ein Silvaner-Weißwein aus der Saale-Unstrut-Region, ein Schoppen (0,2 Liter) zu 4,90 Euro. Lieferant ist das vielmals ausgezeichnete Weingut Lützkendorf. (mz)