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Reproduktionszentrum Jena Reproduktionszentrum Jena: Verwechslung bei künstlicher Befruchtung

15.07.2013, 16:05
Eine Erbgut-Analyse im Reagenzglas beseitigt Zweifel über die Vaterschaft.
Eine Erbgut-Analyse im Reagenzglas beseitigt Zweifel über die Vaterschaft. dpa/archiv Lizenz

Jena/dpa - Die Verwechslung einer Eizelle wird rund acht Jahre nach einer künstlichen Befruchtung in Jena zum Fall für die Justiz. Wie das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ berichtete, wurde einer Mutter aus Hessen wohl die falsche befruchtete Eizelle eingesetzt. Weder der Vater noch die Mutter seien die biologischen Eltern des Kindes, das inzwischen im Grundschulalter ist.

Weil die 38-Jährige den Fall jetzt in dem Bericht öffentlich machte, werfen die Anwälte des Instituts ihr Erpressung vor und sollen dies bei der Staatsanwaltschaft Gera angezeigt haben. Deren Sprecherin konnte dies am Montag „weder bestätigen noch dementieren“. Möglicherweise sei die Anzeige noch unterwegs, fügte sie hinzu.

Der Fehler war bekanntgeworden, nachdem sich das Paar dem Bericht zufolge getrennt und der vermeintliche Vater einen Vaterschaftstest veranlasst hatte. Das Kind war 2006 gesund zur Welt gekommen, hatte rötliche Haare und blasse Haut. Die Mutter und ihr Partner hatten hingegen beide dunkle Haare.

Auf der Grundlage der genetischen Analyse forderte der Anwalt der Frau Schadenersatz von dem Institut. Laut „Spiegel“ soll sie 20 000 Euro sowie die Zusicherung erhalten haben, Unterhaltsleistungen so lange wie nötig zu übernehmen. Damit sollten alle „Ansprüche für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“ abgegolten sein. Außerdem habe sich die Mutter zur Verschwiegenheit über den Fall verpflichten sollen. Das lehnte sie aber ab.

Das betroffene Institut war am Montag nicht zu einer Stellungnahme bereit. Man wolle sich erst am Dienstag dazu äußern, hieß es in einer schriftlichen Mitteilung.

Dem Bundesverband Reproduktionsmedizinischer Zenten in Deutschland ist ein solcher Fall bislang nicht bekannt. Zwar habe es schon einmal eine Verwechslung der Samen für die künstliche Befruchtung gegeben, sagte der Vorsitzende Ulrich Hilland der dpa. Im aktuellen Fall müsse aber die befruchtete Eizelle eines anderen Paares vertauscht worden sein. „Das ist eine Horrorversion für alle Beteiligten“, sagte er.

Leider seien solche Fehler grundsätzlich immer möglich. Es gebe bei der Reproduktionsmedizin Standardanweisungen, nach denen gearbeitet werden müsse. Vermutlich sei in dem aktuellen Fall ein falscher Embryo übertragen, Schalen oder die Namen der Eltern vertauscht worden, betonte Hilland.