Rechtsrock-Konzert in Berga Rechtsrock-Konzert in Berga: Polizeieinsatz am Limit

Magdeburg/MZ - Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hat erhebliche Sicherheitsbedenken bei der Absicherung eines am morgigen Sonnabend geplanten Rechtsrock-Konzerts in Berga (Mansfeld-Südharz). Zu der Veranstaltung werden nach polizeiinternen Schätzungen 1.000 Neonazis und 1.200 Gegendemonstranten erwartet.
Knapp 700 Beamte
Nach MZ-Informationen waren zur Absicherung der sicherheitstechnisch heiklen Veranstaltungen bis zum Donnerstag nur 400 Beamte der Landespolizei vorgesehen sowie 120 Mann der Bereitschaftspolizei aus Sachsen-Anhalt und eine Hundertschaft (etwa 150 Mann) aus Nordrhein-Westfalen - insgesamt also weniger als 700 Mann. Das Innenministerium spricht offiziell von „mehr als 500 Beamten“. Zum Vergleich: Bei der vom Sicherheitsrisiko vergleichbaren Meile der Demokratie in Magdeburg waren über 1.000 Polizisten im Einsatz.
„Ich hoffe, dass die Kräfteberechnung in Ordnung ist und wir kein Fiasko erleben“, sagte der GdP-Landesvorsitzende Uwe Petermann. Es habe schon vergleichbare Einsätze gegeben, „die mit deutlich mehr Beamten abgesichert wurden“, so Petermann. Und: „Ich glaube, die Einsatzstrategie bewegt sich am Limit.“ Sachsen-Anhalt verfügt zwar über deutlich mehr Bereitschaftspolizisten - insgesamt drei Hundertschaften - doch das Gros der Kräfte sollte ursprünglich bei der Ausrichtung eines bundesweiten Polizei-Triathlons in der Altmark eingesetzt werden.
Das Innenministerium bestritt dies Donnerstagabend: Es würden lediglich 45 Einsatzbeamte der Bereitschaftspolizei sowie weiteres Personal aus dem administrativen Bereich eingesetzt. Grundsätzlich könnten aber nicht alle Bereitschaftspolizisten zum Einsatz kommen, „weil sich ein wesentlicher Teil im Jahresurlaub befindet, um während erfahrungsgemäß einsatzmäßig stärker belasteter Monate zur Verfügung zu stehen“, sagte eine Sprecherin. Eine Absage der Polizei-Sportveranstaltung lehnte Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) ab: „Ich kann nicht alle Beamte abziehen oder eine bundesdeutsche Meisterschaft ausfallen lassen, weil Nazis ihr Sommerfest feiern.“ Dennoch sei er überzeugt, dass in Berga genügend Polizisten vor Ort sind: „Ich gehe natürlich davon aus, dass wir die Sicherheit gewährleisten können. Wir hatten schon ganz andere Lagen.“
Letzte Lagebesprechung am Donnerstag
Stahlknecht zufolge wollen die Spitzen der Polizei und des Verfassungsschutzes am Donnerstag abschließend über die Lage beraten und gegebenenfalls weitere Polizisten aus anderen Bundesländern anfordern. Zudem prüften die zuständige Polizeidirektion Süd und weitere Behörden fortlaufend, ob Verbotsgründe für die NPD-Veranstaltungen vorlägen oder Beschränkungen in Betracht kämen.
