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Reaktionen auf Spiegel-Beitrag Reaktionen auf Spiegel-Beitrag: Klischee oder unangenehme Wahrheit?

Von Jan-Ole Prasse 05.04.2013, 14:16
Der Spiegelautor Gordon Repinski hat in seinem Beitrag über Karamby Diaby Halle als eine Hochburg des Rechtsradikalismus bezeichnet. Im Spiegelblog wird er dafür von Kommentatoren heftig kritisiert.
Der Spiegelautor Gordon Repinski hat in seinem Beitrag über Karamby Diaby Halle als eine Hochburg des Rechtsradikalismus bezeichnet. Im Spiegelblog wird er dafür von Kommentatoren heftig kritisiert. spiegel.de Lizenz

Halle/MZ - Im Internet schlägt der Spiegel-Artikel, in dem Halle als eine „Hochburg der Rechtsradikalen“ bezeichnet wird, hohe Wellen. Rund 120 Leserkommentare gibt es auf der Internet- und Facebookseite der MZ - ein Höchstwert.

Viele werfen dem Journalisten des Spiegels fehlerhafte Recherche vor. „Anscheinend hatte der Spiegel-Autor nur eine Perspektive, die nicht der Realität entspricht und die nur das Klischee einer Oststadt bedienen sollte“, schreibt eine Leserin. Eine Andere meint: „Wenn es soweit geht, dass eine ganze Stadt mit rund 200 000 Einwohnern öffentlich als rechts abgestempelt wird, ist es einfach nur schlampiger, Schlagzeilen heischender Journalismus.“ Einige Kommentatoren fordern vom Spiegel eine Gegendarstellung. So hatte das Magazin unter anderem behauptet, dass bei der Landtagswahl 2011 die NPD in einigen Stadtvierteln zehn Prozent der Stimmen erreicht habe. Das gilt allerdings nur für den Stimmbezirk Industriegebiet Nord, in dem aber nur neun Wähler für die Partei stimmten.

Keine No-Go-Areas in Halle

Kritisiert wird auch, dass der Spiegel überhaupt über Karamba Diaby (SPD) unter der Überschrift „Das Experiment“ berichtet hat. Wer so etwas schreibe, habe nicht verstanden, dass Diaby wegen seines politischen Könnens und seiner Positionen und nicht wegen seiner Hautfarbe aufgestellt worden sei, heißt es in mehreren Kommentaren.

Insbesondere die Behauptung, dass es in Halle für Ausländer Stadtteile gebe, wo sie nicht sicher seien, stößt bei vielen auf heftige Kritik. „Ich lebe seit 18 Jahren in Halle und das erste und letzte Mal als Ausländer wurde ich in Erfurt beschimpft. In Halle gab es solche Fälle nie“, berichtet einer.

Es gibt aber auch Stimmen, die den Artikel verteidigen. „Dass es in Halle viele Rechtsradikale auch in Burschenschaften und anderen Strukturen hat, ist nichts Neues“, schreibt eine Leserin. Häufig wird zwar darauf hingewiesen, dass in dem Artikel falsche Zahlen genannt werden, die Analyse aber dennoch korrekt sei. „Das Problem in Halle und in Sachsen-Anhalt ist - wie im Artikel angedeutet - weniger die rechte Szene als der weit verbreitete Alltagsrassismus“, meint ein Schreiber.

Imageschaden für die Stadt

Viele Internutzer befürchten einen Ansehensverlust für die Stadt und damit Auswirkungen auf die Attraktivität von Firmen und Institutionen. „Es ist ein großer Imageschaden für die Martin-Luther-Universität, die Firmen und Vereine, die auf ausländische Studenten und Mitarbeiter angewiesen sind und schon viele Jahre versuchen, Halles Ansehen zu verbessern“, schreibt ein Hallenser.