Quelle Quelle: «Respektlos behandelt»
Magdeburg/ddp. - Ersteinen Tag zuvor hätten sie von der Schließung erfahren, sagt Frau S.,die zu der 520 Mitarbeiter zählenden Belegschaft desQuelle-Call-Centers in Magdeburg gehört. Jetzt müsse sie »erstmalsacken lassen», dass das Center Ende November geschlossen wird undsie danach arbeitslos ist, fügt die Mittvierzigerin hinzu, dienamentlich nicht genannt werden will.
Besonders hart trifft die Mageburgerin, dass sie noch vor wenigenWochen einen festen Vertrag in den Händen hielt. »Glücklich bin ichgewesen, nach eineinhalb Jahren Unsicherheit einen Stammvertragbekommen zu haben«, sagt sie. Doch anstatt einer Zukunft bei Quelle«geht jetzt alles wieder von vorne los», sagt sie mit belegterStimme.
Bei Dirk Bindokat ist die Trauer hingegen längst der Wut aufseinen einstigen Arbeitgeber Quelle und dessen Insolvenzverwaltergewichen. Zusammen mit vier weiteren Quelle-Mitarbeitern steht derOscherslebener ebenfalls am Dienstag auf dem Bahnhofsvorplatz undmacht seinem Ärger hörbar Luft. «Respektlos behandelt und verarscht»fühle er sich. Denn auch der 46-Jährige hatte noch Mitte Oktobereinen Stammvertrag erhalten. "Nur die Unterschrift desInsolvenzverwalters hat gefehlt. Dann hieß es plötzlich, erunterzeichnet gar nichts mehr», sagt Bindokat fassungslos und wütendzugleich. Zwei Wochen später wurde Bindokat zusammen mit 140Mitarbeitern entlassen.
Aus Sicht der Insolvenzverwaltung ist die Entscheidung zurSchließung des Standortes Magdeburgs allerdings unausweichlichgewesen, sagt Sprecher Thomas Schulz. «Mit 98 Prozent hing dasCall-Center zu eng am Quellegeschäft», sagte Schulz über die viel zueinseitige Auftragslage des Quelle-Subuntermehmens.
Zudem hatten sich im Rahmen des bundesweiten Insolvenzverfahrensvon Quelle für das erst vor zwei Jahren neu eröffnete Call-Centerkeine Betreiber gefunden. «Es gab Interessenten, die über dieseCall-Center in den deutschen Markt einsteigen wollten. Am Ende lagenaber keine konkreten Angebote von Investoren vor», sagt Schulz.
Aus diesen Gründen verlieren auch in Berlin zu Jahresende 580Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz. Lediglich für die Quelle-Call-Centerin Cottbus und Emden wurde ein neuer Betreiber gefunden. ZumJahreswechsel 2009/2010 übernimmt der Outsourcing-DienstleisterWalter Services aus Ettlingen die beiden Standorte. Auch für dasCall-Center in Görlitz mit 250 Mitarbeitern besteht derzeit nochgroße Hoffnung auf einen glücklichen Ausgang der Quelleinsolvenz. «Eswerden derzeit Gespräche mit dem Freistaat Sachsen über dieMöglichkeit eines Managements buy out geführt», sagt Schulz.
Zu Gerüchten, wonach sich für den Standort Magdeburg doch nochInteressenten melden könnten, die sich derzeit noch in Wartestellungbefänden, wollte Schulz nur wenig sagen. «Bei den betroffenenMitarbeitern sollen keine falschen Erwartungen geweckt werden», sagtSchulz.