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Psychoterror Psychoterror: Landesweit leiden mehr als 1.000 Stalking-Opfer

Von Sabrina Gorges 14.06.2011, 05:08
Immer wieder Belästigung, Verleumdung, Schikane und auch sexuelle Nötigung: In Sachsen-Anhalt wurden im vergangenen Jahr 1081 Fälle von Stalking registriert. (FOTO: ARCHIV/DPA)
Immer wieder Belästigung, Verleumdung, Schikane und auch sexuelle Nötigung: In Sachsen-Anhalt wurden im vergangenen Jahr 1081 Fälle von Stalking registriert. (FOTO: ARCHIV/DPA) dpa

Magdeburg/dpa. - Immer wieder Belästigung, Verleumdung,Schikane und auch sexuelle Nötigung: In Sachsen-Anhalt wurden imvergangenen Jahr 1081 Fälle von Stalking registriert. Das seien 74Fälle weniger als noch 2009, sagte der Sprecher desLandeskriminalamtes, Michael Klocke, der Nachrichtenagentur dpa. Infast 80 Prozent aller Stalking-Fälle (915) waren Frauen die Opfer.«Hinter dem Stalker verbirgt sich meist der Ex-Freund, ein Kollege,Nachbar und in Einzelfällen auch ein dem Opfer völlig unbekannterTäter», sagte Klocke. Die Opfer fühlen sich bedroht und leiden meistlange unter den Folgen. Ohne ärztliche Hilfe gelinge die Verarbeitungkaum.

Der ständigen Belästigung schiebt die Justiz seit Frühjahr 2007einen Riegel vor. Der Paragraf 238 im Strafgesetzbuch stelltNachstellung, wie Stalking in der Behördensprache genannt wird, unterStrafe. Die Täter können unter Umständen für Jahre ins Gefängniskommen. «Stalking ist ein sogenanntes Antragsdelikt», erklärteKlocke. «Das bedeutet, dass die Opfer bei einer Anzeige meist denNamen des Täters nennen.» Das sei auch der Grund, warum die Polizeiim Vorjahr 94,3 Prozent der Stalking-Fälle im Land aufklären konnte.

In den meisten Fällen werden Männer zu Stalkern. Bei denaufgeklärten Fällen im Jahr 2010 waren dem Landeskriminalamt zufolge82,1 Prozent Männer die Täter (2009: 79 Prozent). «Ein Stalker willAufmerksamkeit erregen, Macht bekommen und eine ständige Kontrolleüber sein Opfer haben», sagte Klocke. «Manchmal treibt ihn purer Hassan.» Gescheiterte Beziehungen seien oft ein Auslöser. «Einige wollensich nur für eine Kränkung rächen, andere handeln im Liebeswahn.»Auch Prominente werden immer wieder zu Stalking-Opfern.

Laut dem Zentralinstitut für seelische Gesundheit in Mannheim sindzwölf Prozent aller Menschen im Leben mindestens einmal von Stalkingbetroffen. Vier von fünf Opfern sind Frauen, die Täter überwiegendMänner. «Stalking birgt immer auch die Gefahr, dass es nicht beimbloßen Auflauern und Verfolgen bleibt», sagte Klocke. Körperliche undauch sexuelle Übergriffe gebe es immer wieder.

«Wer sich als Stalking-Opfer sieht, muss auf alle Fälle zurPolizei gehen und eine Anzeige erstatten», sagte der Experte. EinGericht könne eine einstweilige Verfügung oder eine Schutzanordnungnach dem Gewaltschutzgesetz erlassen. Der Verfolger dürfe sich dannnicht mehr dem Opfer nähern oder irgendwie Kontakt mit ihm aufnehmen.Für eine lückenlose Ermittlung sei es wichtig, alle Beweise akribischzu sammeln und Familie und Freunde darüber zu informieren. «Die Opfersind oft labil, aber in diesem Fall muss der Rechtsweg mit allerKonsequenz bis zum Ende gegangen werden», riet Klocke.