Prozess um Schauspieler-Überfall in Halberstadt Prozess um Schauspieler-Überfall in Halberstadt: Werden drei von vier Angeklagten freigesprochen?

Magdeburg/MZ. - "Es gibt keine Zeugenaussagen,durch die sie als Täter identifiziert werdenkönnten", so Staatsanwalt Frank Günther. DieseEntscheidung hatte sich abgezeichnet, nachdemdas Gericht die Haftbefehle gegen die dreiMänner Ende 2007 aufgehoben hatte, weil eskeinen dringenden Tatverdacht mehr sah.
Für den Hauptangeklagten Christian W. forderteGünther zwei Jahre und sechs Monate Haft ohneBewährung wegen gefährlicher Körperverletzung.W. habe sich von der Bemerkung einer Tänzerindes Ensembles ("Bist du schwul oder was?")provoziert gefühlt und daraufhin ohne Vorwarnungauf ein anderes Mitglied der Gruppe eingeprügelt.Sein Opfer sei "völlig arglos" gewesen undhabe keine Möglichkeit zur Verteidigung gehabt.Auf den rechten Hintergrund des Angriffs gingGünther nicht ein.
Bei dem Überfall im Juni vorigen Jahreswaren fünf Schauspieler und Statisten zumTeil schwer verletzt worden. W. hatte alseinziger eine Tatbeteiligung gestanden, dieanderen drei Angeklagten hatten geschwiegen.Zwar seien die Theaterleute von mehreren geschlagenund getreten worden, sagte Günther. Es seiaber "nicht gelungen, weitere Täter zu ermitteln".Tatsächlich hatten die Opfer und andere Zeugenaußer W. im Gerichtssaal niemanden wiedererkannt.Der Überfall habe sich "in Sekunden" abgespielt,sagte Nebenklage-Vertreter Stephan Martin.Die Verletzten hätten "nicht die Zeit gehabt,sich Gesichter einzuprägen".
Der Verteidiger von W., Jens Glaser, fordertefür seinen Mandanten ein Jahr Haft auf Bewährung.Er räumte ein, dass W. zugeschlagen habe,weil er sich provoziert gefühlt und unterdem "enthemmenden Einfluss" von Alkohol gestandenhabe. Glaser bestritt aber einen rechten Hintergrund,vielmehr habe sich W. von der rechten Szene"abgenabelt". Das müsse beim Strafmaß ebensoberücksichtigt werden wie das Geständnis.Das Urteil soll am Mittwoch fallen.