1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Protestanten in Sachsen-Anhalt: Protestanten in Sachsen-Anhalt: Wenige Schäfchen im Mutterland der Reformation

Protestanten in Sachsen-Anhalt Protestanten in Sachsen-Anhalt: Wenige Schäfchen im Mutterland der Reformation

12.09.2013, 08:31
Das Denkmal für Martin Luther auf dem Marktplatz in Wittenberg (Sachsen-Anhalt).
Das Denkmal für Martin Luther auf dem Marktplatz in Wittenberg (Sachsen-Anhalt). dpa Lizenz

Halle/Wittenberg/dpa - Wenn das Martin Luther wüsste: In Sachsen-Anhalt, dem Ursprungsland der Reformation, gibt es heute die wenigsten Protestanten in ganz Deutschland. Das kam bei der großen Volksbefragung, dem Zensus 2011, heraus. „Da könnte man ja meinen, gemäß dem Sprichwort, der Prophet gilt nichts im eigenen Land“, sagte der Präsident des Statistischen Landesamtes, Manfred Scherschinski, in Halle. Laut Zensus gehören nur 14,6 Prozent der Bevölkerung in Sachsen-Anhalt der evangelischen Kirche an. Das sei bundesweit der geringste Anteil.

Wenige Evangelische gebe es auch in Mecklenburg-Vorpommern (17,5 Prozent), Brandenburg (17,8 Prozent) und Sachsen (20,9 Prozent). Spitzenreiter seien hingegen die Schleswig-Holsteiner, bei denen mehr als jeder zweite (53,7 Prozent) der evangelischen Kirche angehörte. „Die Befragung zur Religionszugehörigkeit ist nicht nur wichtig für die Kirchen selbst und deren Haushaltsplanung. Auch die Politik ist daran interessiert, etwa wenn es um die Rolle des Religionsunterrichts im Land geht“, sagte Scherschinski.

Im Schnitt sei 30,3 Prozent der Bevölkerung in Deutschland evangelisch, 30,8 Prozent katholisch in Deutschland. „Mehr als jeder Dritte in Deutschland, 38,8 Prozent, gehört aber keiner öffentlich-rechtlichen Religionsgemeinschaft an. Das sind gut 31 Millionen Menschen, von rund 81 Millionen“, sagte der Statistiker.

82 Prozent gehören keiner Kirche an

Auch in der Stadt Wittenberg, wo mit Luthers (1483-1546) Thesenanschlag am 31. Oktober 1517 die Reformation der Kirche begann, stehe es mit der Bindung an die Kirche nicht so gut. Unter den Einwohnern der sachsen-anhaltischen Kommune gibt es wie in Sachsen-Anhalt insgesamt nur rund 15 Prozent evangelische Christen. Etwa 1,8 Millionen Männer und Frauen und damit 82 Prozent der Bevölkerung des Bundeslandes (Rund 2,3 Millionen Menschen) gehört laut Zensus weder der evangelischen noch der katholischen Kirche an. „Sie zahlen demnach auch keine Kirchensteuer“, sagte Scherschinski.

„Und noch etwas Interessantes kam beim Zensus ans Licht. Den mit 62,9 Prozent höchsten Anteil an der Bevölkerung mit katholischer Religionszugehörigkeit gibt es nicht in Bayern, sondern im Saarland“, sagte Scherschinski. Er wurde in Bayern geboren. Dort liege der Anteil der Katholiken an der Bevölkerung bei 54,8 Prozent. „Aber ein Sonntag ohne Kirchgang ist in Bayern trotzdem undenkbar“, sagte er mit Blick auf unterschiedliche Traditionen in Deutschland.

„Es gibt rund 78.000 Katholiken in Sachsen-Anhalt und rund 6,79 Millionen in Bayern“, sagte er. Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) etwa ist bekennender Katholik - und wohnt in Wittenberg. 2017 soll in der Lutherstadt und weltweit an den Beginn der Reformation vor 500 Jahren erinnert werden, in deren Ergebnis sich die evangelische Kirche gründete.