Porträt Porträt: Holger Weiß - Der Entwickler
Bitterfeld/MZ. - Regelmäßig zweimal pro Jahr istHolger Weiß in Montreal, um dort als Honorarprofessorzu lehren. Den "Indian Summer", die fulminanteherbstliche Farbenpracht der kanadischen Wälder,habe er noch nie erlebt. Der 43-Jährige sagtdas mit Bedauern - aber die Termine für seinejeweils etwa zehntägigen Aufenthalte passennie. Der Geologe und Spezialist für Altlastengibt in der kanadischen Provinz Quebec auchdie Erfahrungen weiter, die er als Projektkoordinatorfür Industrie- und Bergbaufolgelandschaftendes Umweltforschungszentrums Leipzig-Hallesammelte.
Die Honorarprofessur entwickelte sich ausalten Kooperationen zwischen dem MansfelderLand und Kanada. Schließlich sind die Problemein Quebec ähnlich: Der Bergbau, in Nordamerikadie Förderung von Gold und Uran, hat seinegiftigen Spuren hinterlassen. Altlasten, dienun auf Kosten des Staates bewältigt werdenmüssen.
Nach Sachsen-Anhalt kam Weiß 1992. Zuvor arbeiteteer an der Hochschule in Clausthal-Zellerfeld.Die ersten zwei Jahre nach dem Wechsel lebteer in Halle, wohnte zunächst bei einem Kollegen"auf dem Sofa", später in der ersten öffentlichsanierten Villa. 1994 wechselte er nach Leipzig,lebt dort nun mit seiner brasilianischen Frauund dem zwölfjährigen Sohn.
Das Neue reizte Holger Weiß, nachdem er denvon der Industrie geschundenen Raum Bitterfeldschon vor der Wende kennen gelernt hatte."Ich bin nicht dazu geschaffen, 20 Jahre dasselbe zu tun." Also kehrte er dem Erzbergbauden Rücken und wandte sich der Umwelt zu.Dabei sieht er sich als Entwickler, auf derSuche nach Lösungen. Anwendungsorientiertund mit dem Ziel, Wege aus der ökologischenMisere heraus zu finden.