Plagiatsvorwurf Plagiatsvorwurf: Haller bremst Uni-Ausschuss

Halle (Saale)/Leipzig/MZ/ASC - Am Ende der Sitzung des Promotionsausschusses der Philosphischen Fakultät I ließ der Leipziger Jugendamtsleiter seinen Anwalt dann völlig überraschend ein 20-seitiges Papier überreichen, offenbar eine schriftliche Zusammenfassung der Argumente, die zu Protokoll genommen werden soll.
Hallers Schriftstück ließ den gesamten Ablaufplan platzen - niemand hatte damit gerechnet, dass der Amtsleiter noch etwas Schriftliches mitbringen würde, nachdem er sich für eine mündliche Anhörung vor dem Ausschuss entschieden hatte. Nach MZ-Informationen hatte noch keines der Ausschussmitglieder das Papier gelesen, dazu ging alles zu schnell.
Damit ist im ersten bekannt gewordenen Plagiatsfall an der Uni Halle weiter alles offen. Eigentlich wollte der Ausschuss nach der Anhörung eine Empfehlung an den Fakultätsrat formulieren. Der muss entscheiden, ob Haller der Doktortitel aberkannt wird. Der Ausschuss will sich nun im März zu einer Sondersitzung treffen.
Dennoch gilt es als sicher, dass es eng wird für den Leipziger Amtsleiter: Über die Plagiatsvorwürfe war die Uni bereits im Mai vorigen Jahres anonym informiert worden, seitdem lief eine Prüfung. Dabei konnte der Verdacht aber nicht ausgeräumt werden, sonst wäre Haller am Dienstag nicht angehört worden. Die Universität misst dem Fall große Bedeutung bei: Auch Rektor Udo Sträter, der dem Promotionsausschuss nicht angehört, nahm an der Sitzung teil.
Nach Recherchen des Internet-Portals Vroni-Plag soll Haller auf mehreren Seiten seiner Dissertation Textstellen nicht korrekt zitiert und Textteile ungekennzeichnet wörtlich übernommen haben. Die Arbeit beschäftigte sich mit der Stadtentwicklung in Ludwigshafen (Rheinland-Pfalz), wo Haller bis in die 90er Jahre in der Stadtverwaltung angestellt war. Haller wies die Vorwürfe vor dem Ausschuss am Dienstag erneut zurück. Eine Anfrage der MZ ließ er unbeantwortet.