Plagiatsverdacht Plagiatsverdacht: Vorlesung bei Dr. Haller

LEIPZIG/MZ. - Nach Angaben der Fachhochschule gab er im Jahr 2004 dort Vorlesungen am Fachbereich Sozialwesen.
Und nicht nur dort. Der 56-Jährige, der noch am Montag mit Blick auf die Vorwürfe erklärt hatte, er sei bei seiner Dissertation nicht über wissenschaftliche Standards aufgeklärt worden, hat nach Angaben auf der städtischen Internetseite noch an verschiedenen anderen deutschen Hochschulen Lehraufträge. Wie das zusammenpasst, blieb gestern offen - Haller wollte sich auf Nachfrage nicht äußern.
An der HTWK hat Haller nach Angaben der Hochschule 2004 Lehrveranstaltungen "zur Spezifik des Jugendamtes" angeboten - genauer äußerte sich die Hochschule dazu nicht. Zudem habe Haller "einige wenige Abschlussarbeiten" begutachtet, allerdings nur als Zweitgutachter. Haller selbst sah sich als streng gegenüber seinen Studenten.
Mittlerweile unterrichtet der Soziologe schon seit mehreren Jahren nicht mehr an der HTWK. Derzeit sei auch keine Lehrtätigkeit geplant, sagte Hochschulsprecherin Katharina Ballani. Ob die Hochschule weiter mit Haller zusammenarbeiten werde, ließ sie offen: "Wir werden zunächst die Ergebnisse des Prüfverfahrens der Universität Halle abwarten." Für eine internationale Fachtagung zur Gesundheitspolitik an der HTWK im Oktober ist Haller jedenfalls noch als Moderator eines Workshops angekündigt.
Der Dresdner Medienwissenschaftler Stefan Weber reagierte mit Kopfschütteln auf Hallers vorgebliche Unkenntnis wissenschaftlicher Standards: "Das ist ungefähr so, wie wenn ein Haus einstürzt und der verantwortliche Bauingenieur sagt dann, er sei mit den Grundgesetzen der Statik nicht vertraut gemacht worden", sagte Weber in der Leipziger Volkszeitung. Der Wissenschaftler begutachtet im Auftrag von Universitäten wissenschaftliche Arbeiten auf Plagiate hin.