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PD Aircraft Interio erhält Hugo-Junkers-Preis 2014 PD Aircraft Interio erhält Hugo-Junkers-Preis 2014: Bitterfelder Glasfaser-Unternehmen wird ausgezeichnet

Von Julius Lukas 15.12.2014, 20:51
Noch fliegt Airbus (hier der A 330) ohne Bauteile aus Bitterfeld-Wolfen. Das könnte sich in Zukunft ändern.
Noch fliegt Airbus (hier der A 330) ohne Bauteile aus Bitterfeld-Wolfen. Das könnte sich in Zukunft ändern. dpa Lizenz

Bitterfeld-Wolfen - Sachsen-Anhalt war Anfang des vergangenen Jahrhunderts ein Zentrum des Flugzeugbaus. Eng damit verbunden ist ein Name: Hugo Junkers. Der Unternehmer und Ingenieur revolutionierte mit seinen Erfindungen die Luftfahrt. In seinen Dessauer Werken wurden legendäre Flugzeuge wie die Ju 52 gefertigt. Seit 24 Jahren vergibt das Land einen Innovationspreis, der seit 2004 nach Junkers benannt ist. Am Montagabend wurde er erneut verliehen. Auch an ein Unternehmen, das das Erbe des Flugzeugpioniers wieder aufleben lassen will.

PD Aircraft Interior aus Bitterfeld-Wolfen produziert Bauteile aus Hightech-Glasfasern. Künftig könnten die auch beim großen Flugzeughersteller Airbus eingesetzt werden. Für ein Glasfaserprodukt, das besonders energieeffizient ist, wurde die Firma beim Junkers-Wettbewerb mit einem Sonderpreis ausgezeichnet. Ein großer Erfolg für das 2009 gegründete Unternehmen, das zur Gruppe des Unternehmers Jürgen Preiss-Daimler gehört, der bis ins vergangene Jahr Betreiber des Chemieparks Bitterfeld-Wolfen war. Dort steht auch die große Industriehalle, in der die 19 Mitarbeiter von PD Aircraft Interior arbeiten.

Der Hugo Junkers Preis wird vom Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt für zukunftsweisende Unternehmen und Wissenschaftler aus der Region vergeben. In diesem Jahr gab es vier Kategorien.

Den mit 10.000 Euro dotierten ersten Preis bekommt das Verovaccines-Team der Martin-Luther-Universität. Es besteht aus Forschern der Institute für Biologie sowie für Biochemie und Biotechnologie. Die Wissenschaftler entwickelten einen sicheren und kostengünstigen Tierimpfstoff auf Hefebasis.

Die 10.000 Euro Preisgeld für den ersten Rang gehen an ein Wissenschaftlerteam des Lehrstuhls für Mechatronik der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Dort wurde das E-Power Wheel entwickelt - der weltweit leichteste, kompakteste und kostengünstigste Radnabenmotor für Elektrofahrzeuge.

In dieser Kategorie wurde die Magdeburger Industriearmatur-Manufaktur GmbH mit dem ersten Platz und 10.000 Euro ausgezeichnet. Das Unternehmen entwickelte den „Inno-Mat“. Dahinter verbirgt sich ein Getriebemechanismus, durch den die Bedienung von Absperrhähnen, die in industriellen Rohrsystemen eingesetzt werden, vereinfacht wird.

10.000 Euro für den Sieg in dieser Kategorie bekommt ein Team aus Forschern der Universitäts-HNO-Klinik Magdeburg, der Dornheim Medical Images GmbH sowie des Lehrstuhls für Konstruktionstechnik der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Sie entwickelten ein Verfahren, mit dem die Operation von Innenohrknochen vorab erlernt, trainiert und geplant werden kann. (jul)

„Eine Idee von Junkers spielt für uns eine zentrale Rolle“, erklärt Gerhard Müller. Der promovierte Verfahrenstechniker ist Geschäftsführer von PD Aircraft Interior. „Junkers wollte die Luftfahrt leichter machen“, sagt er. Damals verwendete man zum Beispiel für die Wände von Flugzeugen dicke und sehr schwere Stahlplatten. Junkers Idee war, das eine dicke durch zwei dünne Bleche zu ersetzen und diese mit Metallstegen zu verbinden. Zwischen den beiden Platten entstanden so Hohlräume, die das Bauteil leichter machten - der Benzinverbrauch der Maschinen sank.

Fertig ist das Bauteil

„Diese Sandwich-Methode verwenden wir heute wieder“, sagt Müller. Allerdings hat sich das Material geändert. Aus Stahl- sind Glasfaserplatten geworden – und die sind die Spezialität von PD Aircraft Interior. „Wir stellen sogenanntes Prepreg her“, erklärt Müller. Das sind mit Harz getränkte und chemisch behandelte Glasfasern. Vorstellen kann man sie sich wie eine etwas dickere Folie, die von feinen Fäden durchzogen ist. „Aus dem Prepreg werden später mit Hitze und Druck Bauteile hergestellt.“ Zum Beispiel Fußböden oder Seitenwände für die Luftfahrt. „Entsprechend der Idee von Junkers sind oben und unten Prepreg-Platten, dazwischen legt man eine Wabenstruktur. Alles wird erwärmt und in einer entsprechenden Form zusammengepresst: Fertig ist das Bauteil.“

Auf der nächsten Seite finden Sie alle Preisträger des Jahres 2014.

Das Bitterfelder Prepreg ist eine Eigenentwicklung. Es liegt auf große Rollen gewickelt in einem Abschnitt der Produktionshalle. Müller steht davor. „Das ist das Produkt, mit dem wir beim Junkers Preis gewonnen haben“, sagt er. Das besondere an Müllers Prepreg ist seine Trockenheit. „Durch das Harz sind viele andere Produkte nass und müssen gekühlt werden.“ Bei seinem Prepreg sei das nicht nötig, was eine Energieersparnis von bis zu 35 Prozent bedeute. Zudem werde die Handhabung des Produktes erleichtert.

Trotz dieser Vorteile werden das Prepreg und daraus gefertigte Bauteile noch nicht in der Luftfahrt eingesetzt. „Bevor ein neues Material im Flugzeugbau verwendet werden darf, braucht es sehr lange Vorlaufzeiten“, sagt Müller. Die fünf Jahre, die man jetzt am Markt ist, würden da noch nicht ausreichen. Allerdings wurden mit dem Prepreg schon Sandwich-Bauteile gefertigt und beim Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik Halle überprüft. „Dort wurde die hohe Güte des Materials bestätigt“, sagt Müller. Die Ergebnisse seien auch von Airbus anerkannt worden. Bis allerdings alle notwendigen Tests und Nachweise zum Mitfliegen vorliegen, dauere es noch. „Frühestens in einem Jahr könnten Fußbodenplatten von uns eingesetzt werden“, sagt Müller vorsichtig.

Prepreg ist schon jetzt eine Erfolgsgeschichte

Für ihn ist der Flugzeugmarkt aber nicht zentral. „Wir wollen unser Prepreg auch an anderer Stelle vermarkten“, sagt er. Und das funktioniere derzeit schon sehr gut. Ein Hersteller hochwertiger Türen verwendet Glasfaserbauteile seiner Firma. Außerdem fährt das Prepreg im chinesischen Untergrund. „Unser Produkt wird in der U-Bahn von Shanghai verbaut. Dort werden die Übergänge der Zugabteile damit gefertigt“, erzählt Müller stolz.

Auch wenn das Prepreg noch nicht im Flugzeugbau eingesetzt wird, ist es schon jetzt eine Erfolgsgeschichte. Geschäftsführer Müller ist sich allerdings nicht sicher, ob solche Entwicklungen auch künftig möglich sein werden. „Die chemische Industrie hat eine große Tradition in der Region, allerdings wird zu wenig für den Erhalt des Wissens getan“, sagt er. Es müsse mehr in Forschung und Ideen investiert werden - auch, damit Spezialisten nachwachsen. Als Beispiel führt er seinen Chefchemiker Wolfgang Biedermann an, der das Prepreg maßgeblich mitentwickelt hat. „Der ist 75 Jahre alt“.

Für seinen Betrieb Personal zu finden, sei für Müller allerdings derzeit kein Problem. „Für unsere Stellen gibt es genug hochmotiviertes Mitarbeiter.“ Die würden mitunter auch am Wochenende arbeiten und nicht aufgeben, wenn bei der Entwicklung mal etwas nicht gleich klappt. Deswegen will Müller den Erfolg des Prepregs mit ihnen teilen. 5 000 Euro Preisgeld gibt es für den ersten Platz. „Davon soll jeder etwas abbekommen.“ (mz)

Hier finden Sie alle Preisträger aufgelistet:

Projekt von:

Kristian Hauck, Dr. Wolfgang Biedermann, Dr.-Ing. Gerhard Müller
P-D Aircraft Interior GmbH

Dr.-Ing. Ralf Schlimper
Fraunhofer IWM Halle

Projekt von:

Dipl.-Ing. Jochen Pflug, Prof. Dr. Ignaas Verpoest
ThermHex Waben GmbH

Projekt von:

Prof. Dr. habil. Herbert Spindler
Dr. rer. nat. Ute Bauermeister
Dipl.-Ing. Anett Paul
Dipl.-Ing. Thomas Meier
GNS - Gesellschaft für Nachhaltige Stoffnutzung mbH

Projekt von:

Hendrik Scheuschner
Patrick Trübe
Katrin Pauer
Relenda GmbH

Projekt von:

Dr. Klaus Käsebier, Bernhard Sack
amynova polymers GmbH

Projekt von:

PD Dr. med. habil. Ulrich Vorwerk, HNO-Ärztin Cornelia Hahne
Universitäts-HNO-Klinik Magdeburg

Dipl.-Inform. Lars Dornheim, Dipl.-Ing. (CV) Jana Dornheim, Dipl-Ing. (CV) Kerstin Kellermann
Dornheim Medical Images GmbH

Wirtsch.-Ing. Fabian Klink
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

Projekt von:

Prof. Dr. rer. nat. habil. Andreas Heilmann, Maik Rudolph
Hochschule Anhalt

Prof. Dr.-Ing. Wolf-Dietrich Knoll, Constanze Hessler
Hochschule Merseburg

Annika Thormann,  Dr.-Ing. Stefan Schwan
Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik IWM

Projekt von:

INB Vision AG
Otto von Guericke Universität, IIKT, Fachgebiet Neuro-Informationstechnik (NIT)

Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF, Virtual Engineering

Projekt von:

Dr. rer. nat. Ralf Steinhausen
Forschungszentrum Ultraschall gGmbH

Projekt von:

Dr. Jana Heise
NH DyeAGNOSTICS GmbH

Nordwind IvD

Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie Halle

Projekt von:

Dr.-Ing. Matthias Ihlow
BBA. Thomas Gersch
Dipl.-Ing. Volodymyr Ivanov
MIAM - Magdeburger Industriearmatur-Manufaktur GmbH

Projekt von:

Dipl.-Ing. Michael Günther
Guenther Bionics GmbH Parey

Projekt von:

Peter Putsch
Exipnos GmbH Merseburg

Projekt von:

Prof. Dr.-Ing. Johann Hinken
Maik Richter, M. Eng.
FI Test und Messtechnik GmbH

Projekt von:
Klaas Dannen
TruckGuard GmbH

Projekt von:

Prof. Dr.-Ing.Roland Kasper
Dr.-Ing. Norman Borchardt
Dr.-Ing. Wolfgang Heinemann

von der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg/Lehrstuhl Mechatronik

Projekt von:

Dipl.-Ing. Steffi Kästner, Dr.-Ing. Jürgen Kästner, Sören Dunsch, Felix Kästner
KSD Köthener Spezialdichtungen GmbH

Dipl.-Ing. Christian Plotetzki
SLV Halle

Dr. - Ing. Jürgen Röthig        
Iratec GmbH

Projekt von:

Dipl.-Ing. Sabrina Pelz, Dr. Andreas Neubert
IDT Biologika GmbH

Projekt von:

Prof. Dr. rer. nat. Renate Richter, M.Sc. Paul Pietsch
Hochschule Anhalt Köthen/Lebensmittelanalytik

Jürgen Bruhse, Thomas Koch
Paradise-Fruit Solutions GmbH Drochtersen/Stendal

Projekt von:

Dipl.-Wirtsch.-Ing. Christian Ehrich, Dr.-Ing. Stefan Schulze
Fraunhofer-Center für Silizium-Photovoltaik CSP

Projekt von:

Prof. Dr. Sven-Erik Behrens
Prof. Dr. Karin Breunig
Dr. Hanjo Hennemann

vom Institut für Biochemie und Biotechnologie, Institut für Biologie/VEROVACCiNES Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Projekt von:

Dr. Manfred van Afferden

Dipl.-Ing. Peter Mosig

Dr.-Ing. Khaja Zillur Rahman

Prof. Dr. Roland A. Müller

vom Helmholtz–Zentrum für Umweltforschung GmbH Department UBZ (Umwelt- und Biotechnologisches Zentrum)

Projekt von:

Prof. Dr. Harald Gollnick
Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie

Dr.-Ing. Dirk Berndt, Dr.-Ing. Christian Teutsch
Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF

Dipl.-Inform. Lars Dornheim
Dornheim Medical Images GmbH

Dr. Peter Weber, Dipl.-Ing. Matthias Weber
Hasomed GmbH

Projekt von:

Priv.-Doz. Dr.-Ing. Gábor Janiga
Dipl.-Ing. Philipp Berg
M.Sc. László Daróczy
Prof. Dr.-med. Martin Skalej

von der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

Projekt von:

Daniel Krieg

Paul Radons
Sebastian Rothe
Lars Spannan
Samuel Voß
Christopher Blech

von der Forschungsgruppe ELBE-Schutz

Impfstoff-Forscherteam der Universität Halle
Impfstoff-Forscherteam der Universität Halle
Schlüter Lizenz